Unruhen

Muslimbrüder in Ägypten in Führung

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Bei neuen Zusammenstößen am Tahrir-Platz wurden 80 Menschen verletzt.

Die Islamisten haben bei der Parlamentswahl in Ägypten nach Informationen des Fernsehsenders Al-Jazeera mit Abstand gewonnen. Der Sender meldete am Mittwoch, die Listenkandidaten der islamistischen Partei der Freiheit und Gerechtigkeit hätten rund 40 Prozent der Stimmen erhalten.

Die säkulare Ägyptische Allianz sei mit 15 Prozent auf dem zweiten Platz gelandet, vor den radikalen Islamisten der Partei Al-Nur mit acht Prozent und der liberalen Wafd mit fünf Prozent. Über die meisten Mandate für Direktkandidaten werde bei der für kommenden Montag geplanten Stichwahl entschieden. Der Nachrichtensender Al-Arabijya meldete indes, auch 70 Prozent der im Ausland lebenden Ägypter hätten die Kandidaten der Partei der Freiheit und Gerechtigkeit gewählt.

Staat mit religiöser Prägung
Diese Partei ist aus der Muslimbruderschaft hervorgegangen. Sie will aus Ägypten einen Staat mit stark religiöser Prägung machen, vertritt allerdings im Vergleich zur Al-Nur noch relativ gemäßigte Positionen. In der Ära des im Februar entmachteten Präsidenten Hosni Mubarak waren die Muslimbrüder die stärkste Fraktion der Opposition gewesen.

Die Bewohner von Kairo und acht weiteren Provinzen hatten am Montag und Dienstag ihre Stimmen für das erste Parlament nach dem Sturz Mubaraks abgegeben. In den restlichen 18 Provinzen soll am 14. Dezember und am 3. Jänner gewählt werden. Danach findet bis zum 11. März die Wahl zur zweiten Parlamentskammer, der Shura, statt.

Zwei Drittel der 498 Mandate werden an Kandidaten von Parteilisten vergeben, die übrigen Sitze gehen an Direktkandidaten. Mehrere ehemalige Mitglieder der inzwischen verbotenen Mubarak-Partei NDP konnten sich laut Al-Jazeera in der südlichen Provinz Assiut durchsetzen.

Neue Unruhen
In Kairo wurden unterdessen bei gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Straßenhändlern Dutzende Menschen verletzt. Augenzeugen zufolge wollten die Protestierenden auf dem symbolträchtigen Tahrir-Platz im Zentrum der Hauptstadt die Händler von dem Ort vertreiben, wogegen diese sich wehrten. Demnach warfen beide Seiten Steine und Sprengsätze. Das ägyptische Gesundheitsministerium sprach anschließend von 79 Verletzten, von denen 29 in Krankenhäuser eingeliefert worden seien.

Auf dem Tahrir-Platz demonstrieren seit rund zwei Wochen wieder Menschenmassen, die den Rücktritt des herrschenden Militärrats fordern. Der Platz ist das Zentrum der ägyptischen Demokratiebewegung. Er war bereits vor dem Sturz von Präsident Hosni Mubarak am 11. Februar Schauplatz wochenlanger Proteste.

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