Katalonien

Nach Gewaltszenen: Hotels werfen Polizisten hinaus

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"Angehörige der Guardia Civil haben uns bespuckt und mit Urin beworfen"

 Nach dem harten Einsatz der spanischen Staatspolizei beim Unabhängigkeitsreferendum in Katalonien vom Sonntag schlagen Hoteliers der Region zurück: Im Küstenort Calella warf ein Hotel mehr als 200 Beamte der paramilitärischen Polizeieinheit Guardia Civil hinaus, die von der Zentralregierung in Madrid entsandt worden und dort seit Tagen untergebracht waren.

Segen der Bürgermeisterin

Bürgermeisterin Montse Candini bestritt am Montagabend Vorwürfe, die Maßnahme sei auf Druck des Rathauses erfolgt. "Das ist eine Entscheidung von Unternehmern, die ich aber begrüße." Eine ähnliche Aktion sollte am Dienstag auch im Badeort Pineda de Mar stattfinden.

Die stellvertretende Bürgermeisterin Carme Aragonés verkündete nach Medienberichten auf einer Kundgebung für Unabhängigkeit am späten Montagabend: "Alle Polizisten sind morgen weg." Die Menschen hätten sie daraufhin laut bejubelt. Es handle sich um Beamte, die in zwei Hotels untergebracht seien. Um wie viele es sich handelt, wurde aber nicht bekannt.

In dem 50 Kilometer nordöstlich von Barcelona gelegenen Calella hatten in den vergangenen Tagen Hunderte Menschen mehrfach vor dem Hotel mit den Polizisten protestiert. "Die Angehörigen der Guardia Civil haben uns von ihren Fenstern aus bespuckt und mit Urin beworfen", wurde der 22-jährige Josep von der Zeitung "El País" zitiert. Videos zeigen, dass Staatspolizisten in Zivil nachts auch aus dem Hotel gelaufen waren und Demonstranten mit Schlagstöcken attackiert hatten.

Am Dienstag findet in Katalonien aus Protest gegen die Polizei-Gewalt ein Generalstreik statt. Bei Polizeieinsätzen, die die gerichtlich untersagte Abstimmung verhindern sollten, wurden am Sonntag nach amtlichen Angaben knapp 900 Bürger verletzt.

Aufruf zu friedlichen Protesten

Am Tag des Generalstreiks in Katalonien hat Regierungschef Carles Puigdemont Demonstranten zu friedlichen Protesten gegen die Polizeigewalt vom Sonntag ermahnt. "Heute ist ein Tag des demokratischen, staatsbürgerlichen und würdigen Protests", schrieb Puigdemont am Dienstag im Kurznachrichtendienst Twitter.

"Lasst Euch nicht durch Provokationen aufregen. Die Welt hat es gesehen: Wir sind friedliche Menschen", fügte er hinzu. Mehrere Gewerkschaften hatten für Dienstag zu dem Ausstand aufgerufen, der seit dem Morgen Teile des Öffentlichen Lebens in der Region im Nordosten Spaniens beeinträchtigte. Am Mittag sollten in verschiedenen Städten, darunter in der katalanischen Landeshauptstadt, Kundgebungen stattfinden.

Offiziell geht es bei dem Ausstand um die Polizeigewalt während des gerichtlich verbotenen Unabhängigkeitsreferendum vom Sonntag, bei dem knapp 900 Menschen verletzt worden waren. Inoffiziell dreht er sich aber auch um die Unabhängigkeit von Spanien.

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