"Engel mit Eisaugen"

Neue DNA-Analyse entlastet Amanda Knox

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Das Gutachten eines britischen Forschers entlastet die US-Amerikanerin.

Amanda Knox , der "Engel mit den Eisaugen" steht - in Abwesenheit - bald wieder wegen des Mordes an Meredith Kercher vor Gericht. Der Oberste Kassationsgerichtshof in Rom hat den Freispruch gegen die US-Amerikanerin und ihren Ex-Freund Raffaele Sollecito wegen "mehrerer Beispiele für Unzulänglichkeiten, Widersprüche und klarer Logikmängel" aufgehoben.

Von Kommissar DNA überführt
In erster Instanz war die inzwischen 25-Jährige vor allem aufgrund von DNA-Spuren am Tatort verurteilt worden. An fünf Stellen wurde das Erbgut von Knox gefunden. Jetzt bekommt Knox, die in der Mordnacht mit ihrem Freund Sex gehabt und Marihuana geraucht haben will, unerwartete Unterstützung: der Genetiker David Balding (University College London) hat die DNA-Spuren vom Tatort mit Hilfe eines neuen Verfahrens, das die Schwäche der herkömmlichen Analyse ausmerzen soll, analysiert.

In den meisten Fällen findet man an einem Tatort nur wenige Zellen, aus denen dann die DNA entnommen wird. Diese wenigen dutzende Pikogramm DNA (1 Pikogramm = 1 Millionstel Gramm) werden dann durch eine Kettenreaktion vervielfacht und die neu entstandenen Sequenzen dann mit dem Profil des möglichen Täters verglichen. Die gefundene DNA kann aber durch Umwelteinflüsse verändert oder abgebaut werden, so dass die ursprünglichen Sequenzen nur mehr schwer erkennbar sind.

Balding hat nun ein Computerprogramm entwickelt, das unvollständige oder beschädigte DNA statistisch bewertet. Anhand mehrerer Faktoren spuckt das Programm einen Wert aus, wie wahrscheinlich ein Verdächtiger sich tatsächlich am Tatort aufgehalten hat.

Überraschende Entdeckung
Auf die Spuren von Amanda Knox und Raffaele Sollecito kommt Balding deswegen zu dem Schluss, dass die gefundene DNA fast mit 100-prozentiger Sicherheit nicht Amanda Knox zugeordnet werden kann. Auch die Gewichtung bei Sollecito sank im Vergleich zum Prozess deutlich, bleibt aber weiterhin stark. Außerdem entdeckte Balding vier Sequenzen, die weder Sollecito noch dem Opfer zuordenbar seien. Deshalb kommt Balding zu dem Schluss, dass eine noch unbekannte Person am Tatort gewesen sein muss.

Allerdings schränkt der Genetiker ein, dass er nicht feststellen könne, wie die Sequenzen in die untersuchten Proben kamen. Es könne sich auch um eine Verunreinigung handeln. Auch ob die Spuren dem Ivorer Rudy Guede, der wegen Mittäterschaft verurteilt wurde, zugeordnet werden können, lässt Balding offen.

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