Soldaten stürmten den Präsidentenpalast. Mindest drei Menschen starben.
Bewaffnete Soldaten haben am Donnerstag bei einem offensichtlichen Putschversuch den Präsidentenpalast im afrikanischen Staat Niger gestürmt. Staatschef Mamadou Tandja wurde nach Berichten von Augenzeugen verschleppt und an einen unbekannten Ort gebracht. Verängstigte Bewohner flohen nach einer Schießerei aus dem Zentrum der Hauptstadt Niamey. Nach Augenzeugenberichten waren Schüsse und Explosionen zu hören, mindestens drei Soldaten wurden getötet.
Die Soldaten seien in eine Kabinettsitzung eingedrungen, sagte Palastchauffeur Moussa Mounkaila der Nachrichtenagentur AP. Mitglieder der Regierung waren nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Am Nachmittag kreisten zwei Militärhubschrauber über dem Präsidentenpalast. Die frühere Kolonialmacht rief die in Niger lebenden Franzosen auf, ihre Häuser nicht zu verlassen.
Auf den Straßen rund um den Präsidentenpalast waren Soldaten unterwegs, wie ein AFP-Korrespondent berichtete. Ein Augenzeuge sagte, die toten Soldaten seien aus einem Panzer geborgen worden, der vor einem Krankenhaus unweit des Präsidentenpalastes postiert war. Der Panzer wurde demnach von einem Geschoss getroffen. "Es ist direkt vor mir passiert", berichtete der Straßenhändler. "Ich habe gesehen, wie die Rakete das Deck des Panzers komplett zerstört hat."
Der seit zehn Jahren regierende Tandja ist im vergangenen Jahr zunehmend unter Druck geraten, weil er ein Referendum erzwang, um die Begrenzung der Präsidentschaft auf zwei Amtszeiten aufzuheben. Die Abstimmung im August löste heftige Proteste der Opposition auf.
Die Afrikanische Union zeigte sich besorgt über den mutmaßlichen Putschversuch. AU-Friedenskommissar Ramtane Lamamra sagte in Addis Abeba, die Afrikanische Union verurteile jegliche Anwendung von Gewalt, um einen Politikwechsel herbeizuführen. Dies gelte für Niger genauso wie für andere Länder.
Auf dem Entwicklungsindex der Vereinten Nationen liegt Niger auf dem fünftletzten Platz. Das am Südrand der Sahara gelegene Land leidet unter Dürre und dem Vormarsch der Wüste. Der Anteil der Analphabeten liegt bei 70 Prozent, das Bevölkerungswachstum ist weltweit das höchste.