Größere Sprengkraft

Nordkorea bereitet weiteren Atomtest vor

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Auch weiterer Raketenstart geplant - Informant: Kim Jong-un ist härter als sein Vater.

Nordkorea hat seinen Verbündeten China nach Angaben eines Insiders über Vorbereitungen für weitere Atomtests informiert. "Es ist alles gerichtet. Ein vierter und ein fünfter Atomtest sowie ein Raketenstart könnten bald folgen", sagte am Freitag ein Informant, der direkten Zugang zu den Spitzen der Regierungen in Peking und Pjöngjang hat und den Text der Ankündigung kennt. Der nächste Atomtest werde mit zehn Kilotonnen TNT eine größere Sprengkraft haben als der weltweit verurteilte dritte Atomtest Nordkoreas am Dienstag. Ziel der Drohungen sei es, die USA zu Gesprächen mit Nordkorea zu zwingen.

Das isolierte Nordkorea hatte im Dezember eine Langstreckenrakete getestet und am Dienstag einen Atomsprengsatz unterirdisch gezündet. Er hatte nach vorläufigen Berechnungen eine Sprengkraft von sechs bis sieben Kilotonnen TNT. Zum Vergleich: Die Hiroshima-Bombe hatte eine Stärke von etwa 20 Kilotonnen. Der UN-Sicherheitsrat verurteilte den Test. Die USA kündigten einen Vorstoß für schärfere Sanktionen an. Die EU-Staaten wollen die seit 2006 geltenden Strafmaßnahmen gegen das kommunistische Land am Montag verschärfen. Nach Angaben von Diplomaten sollen etwa Anleihekäufe, Kredite oder der Edelmetallhandel verboten werden. Auch werde die Liste der Güter ausgeweitet, die zu Entwicklung und Bau von Atomraketen genutzt werden können. Zudem ist ein Einreiseverbot in die EU gegen weitere Personen geplant.

Der Informant in Peking sagte, China werde weitere drastische Sanktionen wohl mittragen. Allerdings werde die Regierung in Peking anders als nach einem vorherigen Atomtest diesmal nicht die Lebensmittel- und Treibstofflieferungen an den Nachbarn unterbrechen.

Nordkorea hatte den Test am Dienstag als Akt der Selbstverteidigung gegen die aggressive Politik der USA bezeichnet und mit weiterer Eskalation gedroht. "Dieser Atomtest war nur die erste Antwort, die wir mit äußerster Zurückhaltung gegeben haben", erklärte ein Sprecher des Außenministeriums in Pjöngjang. Sollten die USA weiterhin auf Feindseligkeit setzen sei Nordkorea gezwungen, stärkere "zweite und dritte Antworten" zu geben.

Nach Angaben des Informanten in Peking werden die Tests ausgeführt, wenn die USA nicht in Gespräche mit Nordkorea einwilligten. Auch müssten sie davon ablassen, auf einen Regimewechsel in Pjöngjang hinzuarbeiten. Nordkorea habe seinen Wunsch bekräftigt, mit den USA einen Friedensvertrag zu schließen und diplomatische Beziehungen aufzunehmen.

Nordkorea fürchte weitere Sanktionen nicht, sagte der Informant. Es sei zuversichtlich, dass wegen der Agrar- und Wirtschaftsreformen die Getreideernte in diesem Jahr besser ausfalle und es seine Abhängigkeit von Nahrungsmittellieferungen aus China verringern könne. Der nordkoreanische Staatschef Kim Jong-un sei wesentlich unnachgiebiger als sein Vater, der 2011 gestorbene Diktator Kim Jong-il. Er sehe kaum Spielraum für ein Entgegenkommen Kims.

Dem Land ist es per UN-Resolutionen verboten, Raketen- oder Atomtechnik zu entwickeln. Dennoch hat es rund 100 Kilometer von der Grenze zu China entfernt ein Atomtestgelände errichtet. Satellitenaufnahmen hätten in zwei Tunnels gleichförmige Vorgänge aufgezeichnet, sagte der südkoreanische Atomwissenschaftler Kune Y. Suh. Nach dem jüngsten Test sei noch ein Tunnel intakt.

Am Freitag von einer Spezial-Website veröffentlichte Satellitenbilder zeigten auch Aktivität auf einem Raketentestgelände, die auf Vorbereitungen für einen Start hindeuten könnten.

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