Mega-Tunnel

Österreicher machte Durchstich am Gotthard

Teilen

Am Freitagmittag erfolgte der Durchschlag beim "Tunnel der Superlative".

Am Freitag räumte kurz nach 14 Uhr eine gigantische Bohrmaschine die letzten von insgesamt 13 Millionen Kubikmetern Gestein im Gotthard-Basistunnel aus dem Weg. Der Norden und der Süden des europäischen Kontinents rücken nun mehr als 2.000 Meter unter den Schweizer Alpen näher zusammen. Der 56-jährigen Österreicher Hubert Bär hatte die Ehre, den Durchschlag beim 57 Kilometer langen Rekordtunnel zu machen.

Die Online-Ausgabe der schweizer Tageszeitung Blick (blick.ch) konnte mit Bär und dem zweiten wichtigen Österreicher, Florian Habit (67), vor dem großen Tag sprechen. Habit arbeitet schon fast 50 Jahre (seit 1961) im Tunnelbau. So etwas wie jetzt, hat er aber noch nicht gesehen. Seit 2002 arbeitet er nun im Gotthard-Tunnel und das obwohl er eigentlich nur drei Monate hätte aushelfen sollen. Den Rummel um den Durchstich bezeichnet er als "verrückt". Die roten Teppiche, die extra ausgerollt wurden, passen eigentlich nicht auf so eine Baustelle. Am Freitag werden in der Riesen-Röhre nicht weniger als 1.300 Leute mit dabei sein, wenn der Durchschlag erfolgt. Natürlich viele Prominente aus den EU-Ländern.

"Schönste Tag meiner Karriere"
Bär arbeitet auch schon seit 36 Jahren in diesem harten Beruf, hat das Kommando über die TBM1 (Tunnelbohr-Maschine 1) und das Glück, dass der Durchstich genau auf seine Schicht fällt. Deshalb wird er der Erste sein, der durch das rund 70 cm große Loch steigen darf. Überglücklich sagte er, dass dieser besondere Freitag mit Sicherheit der schönste Tag in seiner langen Karriere als Tunnelbauer werden wird.

Fertigstellung dauert noch
Bis allerdings tatsächlich Hochgeschwindigkeitszüge durch die zwei Röhren unter den Bergen rasen, dauert es noch bis zum Jahr 2017 - möglicherweise wird der Tunnel aber schon 2016 befahrbar sein. Um eine Stunde wird sich den Planern zufolge die Fahrtzeit von Zürich ins norditalienische Mailand verkürzen, wenn der Tunnel in rund sieben Jahren in Betrieb genommen wird. Bis zu 300 Züge sollen dann täglich mit einer Geschwindigkeit von bis zu 250 Stundenkilometern durch die beiden Röhren fahren.

17 Jahre Bauzeit für 57 Kilometer
57 Kilometer wird der Gotthard-Basistunnel nach seiner Fertigstellung messen. 17 Jahre lang ist er schon im Bau. Das Mammut-Bauwerk überragt den 53,8 Kilometer langen Seikan-Eisenbahntunnel zwischen den japanischen Hauptinseln Honshu und Hokkaido und den mit 24,5 Kilometern weltweit längsten Straßentunnel bei Laerdal in Norwegen deutlich. Seit rund 15 Jahren werden für die "Jahrhundert-Baustelle", wie Schweizer Medien das Projekt getauft haben, Bohrköpfe mit einem Durchmesser von 9,5 Metern durch das Gebirge getrieben. Acht von insgesamt rund 2.500 Arbeitern ließen dabei bisher ihr Leben.

Obwohl das Rekord-Projekt, das bisher rund 10 Mrd. Franken (7,5 Mrd. Euro) gekostet hat und insgesamt fast 19 Mrd. Franken (14,2 Mrd. Euro) kosten soll, ein rein schweizerisches ist, blickt auch die EU der Fertigstellung der unterirdischen Eisenbahntrasse mit großen Erwartungen entgegen. Die Verkehrsminister der Staatengemeinschaft wollen den feierlichen Durchstich am Freitag bei einem Treffen in Luxemburg gemeinsam über eine Live-Übertragung verfolgen. EU-Verkehrskommissar Siim Kallas bezeichnete den Basistunnel bereits als "außergewöhnliches Projekt".
 

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.