Statt Wohnung oder Hotel

Politiker schläft im Zelt, obwohl er 10.000 Euro im Monat verdient

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Für seinen Zeltplatz zahlt der Bundestagsabgeordnete, der mehr als 10.000 Euro pro Monat verdient, 72 Euro pro Woche.

Deutschland. Tagsüber ist er im Bundestag und macht Politik und abends schläft er im Zelt: Der 50-jährige SPD-Bundestagsabgeordnete und Anwalt Johannes Fechner übernachtet während Sitzungswochen auf einem Campingplatz in Berlin.

Statt sich eine Wohnung oder ein Hotel in Berlin zu nehmen, campt er lieber. Das macht der Anwalt und Politiker aus Emmendingen bereits seit 2019 so. "Ich schlafe nur 80 Nächte im Jahr hier", sagt er gegenüber der deutschen "Bild"-Zeitung. "Da brauche ich keine Wohnung, die jemand anderes nötiger hat."

10.000 Euro Monatsgehalt, 72 Euro Wohnkosten pro Woche

Seit 2013 ist der SPD-Politiker Johannes Fechner bereits Mitglied des Bundestags und verdient als solcher aktuell rund 10.000 Euro monatlich. Seine Wohnkosten auf dem Campingplatz hingegen belaufen sich auf 72 Euro pro Woche.

"Ich schlafe hier tiefer, es tut gut"

Warum er am Campingplatz übernachte? "Weil’s entspannt ist. Direkt am Wasser, an der frischen Luft. Ich schlafe hier tiefer, es tut gut, aus der Regierungsviertel-Blase raus und ins Grüne zu kommen", erklärt der Bundestagsabgeordnete gegenüber "Bild". 

Zwei Minuten braucht Fechner, um sein Wurfzelt aufzubauen und fünf Minuten fürs Abbauen. Lange Heringe und den Gummihammer transportiert er in einem der grauen Stoffbeutel, die es im Reichstagsgebäude geschenkt gibt.

Atmosphäre auf dem Campingplatz? Fast wie in der SPD

Die Atmosphäre auf dem Campingplatz? Fast wie in der SPD: Jeder duzt sich, so Fechner. Es erde ihn, morgens in der Schlange vor der Dusche die Gespräche zu hören, sagt er gegenüber "Bild". Da gehe es auch schon mal um die Politik der Ampel, u.a. den Heiz-Hammer.

Nach dem Duschen geht es meist in Freizeitkleidung in den Reichstag – seine Anzüge hängen in seinem Abgeordnetenbüro. Auf dem Weg zur Bahn holt er sich Laugengebäck und kehrt meist erst spätabends zurück zum Campingplatz.

"Camper sind verrückte Geschichten gewohnt"

Wie die Nachbarn am Campingplatz reagieren, wenn er mal mit dem Taxi oder einer schwarzen Bundestagslimousine ankomme? "Klar gucken die Leute, wenn ein Anzugträger vorfährt. Aber Camper sind verrückte Geschichten gewohnt, die wundern sich nicht lange", erzählt Fechner.

Im Winter ziehe Fechner dann weiter – nicht in eine Wohnung, sondern in einen Strandclub. Dort bewohne er eine beheizte Blockhütte. "Vier Quadratmeter2, sagt er. "Ein Bett." Oder er ziehe in "ein einfaches Hotel".

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