Eine obskure Clique beschloss den gemeinsamen Tod. Nur zwei von ihnen überlebten.
Passau/Wittingen. Sie waren immer zu acht. Vier Frauen und vier Männer, die miteinander zurückgezogen lebten, die sich seltsam kleideten und sich einem Mittelalter-Kult verschrieben hatten. Jetzt sind sechs von ihnen tot, drei wurden von Armbrust-Pfeilen erschossen in einer Pension im bayerischen Passau entdeckt, zwei sollen sich in Wittingen in Niedersachsen vergiftet haben. Einer aus der Gruppe beging bereits 2016 Selbstmord, nachdem bekannt geworden war, dass der Lateinlehrer eines der aktuellen Opfer sexuell missbraucht haben soll.
Über das Motiv wird noch gerätselt
Die Todesdramen aus der bayerisch-österreichischen Grenzstadt und aus Norddeutschland waren das beherrschende Thema der Woche. Und auch neun Tage nach der Entdeckung der drei Leichen in einer Pension in Passau stehen die Ermittler vor Rätseln. Nicht so sehr, was die Tatabläufe in beiden Städten anbelangt: In Niederbayern erschoss Farina C. (30) mit Armbrüsten zunächst Thorsten W. (53) und Kerstin E. (33). Beide starben an einem Herzschuss, ihre Körper wiesen weitere Treffer auf.
Anschließend richtete sich die Schützin selbst mit dem Kreuzbogen, den das Trio in Österreich gekauft hatte. Sie schoss sich in den Hals, der Pfeil durchschlug ihr Rückenmark. In Wittingen vergifteten sich zuvor Carina U. (19) und die Lehrerin Gertrud C. (35). Möglich, das hier Drogen im Spiel waren, eine histologische Untersuchung der Leichen soll dies klären. Die vier Frauen sollen Thorsten W. wie einem Guru hörig gewesen sein. Was fehlt: das Motiv.
Testamente gefunden: "Verabredung zum Suizid"
Aufschluss darüber könnten wohl nur zwei Männer geben: die verbliebenen Mitglieder der sektenähnlichen Verbindung, in der es auch zu Sado-Maso-Ritualen gekommen sein soll. Sie sollen für die Polizei bislang nicht greifbar gewesen sein und werden gesucht.
Testamente. Zentrale Figur aber muss Thorsten W. gewesen sein. Bei ihm und bei Kerstin E., die Hand in Hand tot auf dem Bett im Pensionszimmer gelegen waren, wurden Testamente entdeckt. Über den Inhalt schweigen die Ermittler: postmortale Persönlichkeitsrechte.
Allerdings soll daraus hervorgehen, dass Thorsten W. seinen eigenen Tod und den seiner „Jüngerinnen“ vorausbestimmt hat. Die Opfer sollen dem gemeinsamen Ableben zugestimmt haben. Warum der Guru sterben wollte, ist noch unklar.