Debatte um mögliche Lockerung der Ausgangsbeschränkungen
Der britische Premierminister Boris Johnson hat am Montag nach seiner überstandenen Covid-19-Erkrankung die Amtsgeschäfte wieder aufgenommen. Am Vormittag wollte der 55-Jährige an einer Sitzung mit Kabinettsmitgliedern zur Bekämpfung der Pandemie teilnehmen. Es wurde erwartet, dass sich Johnson noch am selben Tag öffentlich zu den Maßnahmen in Großbritannien äußern wird.
Aus seiner Konservativen Partei und der Wirtschaft wächst der Druck, die Ausgangsbeschränkungen zu lockern. Dafür sei die Zeit noch nicht reif, sagte am Montag hingegen Gesundheitsstaatssekretär Edward Argar dem Nachrichtensender Sky News. "Wir haben große Fortschritte gemacht." Aber das Ziel sei noch nicht erreicht.
Die Ausgangsbeschränkungen gelten seit dem 23. März. Die Briten dürfen ihre Wohnungen kaum noch verlassen. Erlaubt sind der Einkauf wesentlicher Dinge wie Lebensmittel und Medikamente. Alle Geschäfte, die nicht zur Grundversorgung dienen, sind geschlossen. Sport ist nur einmal am Tag und nur mit Mitgliedern desselben Haushalts erlaubt. Versammlungen von mehr als zwei Personen sind verboten.
Die Regierung hatte sich anfangs gegen härtere Maßnahmen gesträubt. Nach Ansicht von Kritikern ging wertvolle Zeit verloren. In Großbritannien mangelt es an Tests, Beatmungsgeräten, Klinikpersonal und Schutzausrüstungen. Experten fürchten, dass es das am schlimmsten von der Pandemie betroffene europäische Land mit Blick auf die Todesquote werden könnte. Kritikern zufolge wurde der staatliche Gesundheitsdienst NHS (National Health Service) kaputt gespart.
Den offiziellen Statistiken zufolge sind bereits mehr als 20.000 Menschen an den Folgen ihrer Corona-Infektion gestorben. Die tatsächliche Zahl dürfte allerdings deutlich höher liegen, da unter anderem die Opfer in Pflegeheimen nicht mitgezählt wurden.
Johnson hatte sich in den vergangenen zweieinhalb Wochen auf dem offiziellen Landsitz Chequers nahe London von der Lungenkrankheit erholt. Zuvor musste er mehrere Tage auf der Intensivstation verbringen. Er wurde von Außenminister Dominic Raab vertreten.