Immer mehr Hochschulen auf der ganzen Welt beschäftigen sich mit der Frage: Dürfen Lehrkräfte im Studium künstliche Intelligenz einsetzen?
Ein Fall an einer Universität in den USA sorgt nun für Diskussionen.
Professor nutzt KI – Studentin verlangt Geld zurück
An der Northeastern University in Boston (USA) wollte eine Studentin namens Ella Stapleton ihre Studiengebühren in Höhe von rund 8.000 US-Dollar (ca. 7.300 Euro) zurück. Der Grund: Ihr Professor, Rick Arrowood, hatte Unterlagen für seine Vorlesung mithilfe von Programmen wie ChatGPT erstellt. Stapleton war überzeugt, dies an Schreibfehlern, merkwürdigen Bildern und unlogischen Zahlen zu erkennen. Besonders störte sie, dass Studierende selbst keine KI verwenden durften, ihr Professor aber schon. Die Universität prüfte den Fall – lehnte die Rückzahlung jedoch ab.
KI an Hochschulen
Der Einsatz von KI-Programmen wie ChatGPT ist längst Alltag an vielen Universitäten, auch in Deutschland. Viele Studierende speichern sich Befehle („Prompts“) ab oder passen sie an, um nicht aufzufallen. Manche verschleiern sogar bewusst, dass ihre Arbeit mithilfe einer KI entstanden ist. Doch nicht nur Studierende greifen darauf zurück: Auch Lehrkräfte nutzen KI – etwa zur Vorbereitung von Vorlesungen oder zur Erstellung von Arbeitsmaterialien. Einheitliche Regeln gibt es dafür oft nicht.
Forscher: Einsatz von KI kann zu Vorurteilen führen
Der Fall sorgt auch deshalb für Diskussionen, weil es bisher kaum verbindliche Regeln gibt. Paul Shovlin, Englischdozent an der University of Ohio (USA), hält die Rückerstattungsforderung für übertrieben. Er sieht es kritisch, wenn Lehrkräfte als „Bösewichte“ dargestellt werden, nur weil sie moderne Hilfsmittel verwenden. Eine Untersuchung der Duke University (USA) mit über 4.400 Teilnehmenden zeigt zudem: Wer KI-Tools nutzt, gilt schnell als faul. Das kann dazu führen, dass die Arbeit weniger geschätzt wird – selbst wenn sie qualitativ hochwertig ist.
Professor fordert mehr Offenheit beim Einsatz von KI
Rick Arrowood räumt ein, dass er ChatGPT und andere Werkzeuge wie Perplexity eingesetzt hat. Die Fehler in seinen Unterlagen seien ihm nicht aufgefallen. Er fordert nun, dass Lehrkräfte klar kommunizieren sollten, wenn sie KI verwenden – und genau überlegen, in welchem Umfang dies sinnvoll ist.