Moskau

Pussy Riot: Nur eine kommt frei

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Mütter müssen in Haft - Putin verteidigt Urteil. 

Das überraschende Urteil löst ein Wechselbad der Gefühle bei der Polit-Punkband Pussy Riot aus. Einerseits wurde Sängerin Jekaterina Samuzewitsch (30) auf Bewährung freigelassen. Doch die beiden jungen Mütter Maria Aljochina (24) und Nadeschda Tolokonnikowa (22) müssen für zwei Jahre in ein russisches Straflager.

Kremlchef Wladimir Putin ließ seine Justiz zeigen, dass man ihn, den mächtigsten Mann im Staat, nicht ungestraft verhöhnt.

Jekaterina Samuzewitsch hatte einfach mehr Glück als ihre Kolleginnen: Ihre Anwältin bewies am Mittwoch, dass die Sängerin gar nicht an dem „Punk-Gebet“ gegen Putin beteiligt war. Wachleute der Erlöser-Kathedrale in Moskau hatten sie nämlich dingfest gemacht und abgeführt, noch bevor sie ihre Gitarre auspacken konnte. Die Kirchen-Ordner bringen ihr nun die  Freiheit.

Maria Aljochina und Nadeschda Tolokonnikowa bissen hingegen auf Granit. Obwohl die beiden jungen Frauen kleine Kinder haben und sich bei russischen Gläubigen entschuldigten, bestätigte das Berufungsgericht ihre zweijährige Lagerstrafe wegen „religiösen Rowdytums“.

Kremlchef Putin hält das Urteil für richtig
Im russischen TV begrüßte Kremlchef Putin das Urteil: „Es ist richtig, dass das Gericht diesen Beschluss gefasst hat.“ Man dürfe nicht moralische Werte untergraben und „das Land zerstören“.

Russland-Experte ao. Univ. Prof. Dr. Gerhard Mangott
ÖSTERREICH: Was bedeutet das Urteil gegen Pussy Riot?
Gerhard Mangott:
Das Urteil blieb weit hinter dem möglichen Strafausmaß zurück. Die große Mehrheit der Russen war wütend über die Aktion der Band und wollte eine Verurteilung. Die Leute wollten aber auch eine milde Strafe, sie empfinden die zwei Jahre Lagerhaft als angemessen.

ÖSTERREICH: Hat Putin mit dem Urteil seine Wähler zufriedengestellt?
Mangott:
Putin hat mit diesem Prozess die Opposition diskreditiert. Er kann dem ländlichen Volk sagen: Seht her, die Opposition tritt russische Werte wie die Orthodoxe Kirche mit Füßen. Pussy Riot bekam Aufmerksamkeit, Putin konnte die Opposition schlecht machen. Beide bekamen damit eigentlich, was sie wollten.

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