Noch immer nicht verwest

Rätsel um Mönchs-Mumie: Ist der Mann doch nicht tot?

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Noch immer rätselt die Wissenschaft über den ungewöhnlichen Leichnam.

Der buddhistische Mönch Daschi-Dorscho Itigelow ist 1852 geboren und 1927 gestorben. Doch der Leichnam des Mannes, der in einem Kloster in der russischen Republik Burjatien aufgebahrt wird, ist noch immer nicht verwest. Die Wissenschaft steht vor einem Rätsel.

Schon in jungen Jahren soll Itigelow verkündet haben, dass er einmal das geistige Oberhaupt der Buddhisten in der russischen Region werden würde. Er behielt recht, denn 1911 wurde er zum Hambo Lama der Buddhisten in Burjatien ernannt. Die Legende besagt, dass er sechzehn Jahre später während einer tiefen Meditation im Lotussitz verstarb.

Exhumierung geheimgehalten

Itigelow soll vor seinem Ableben angekündigt haben, dass sein Körper nicht verwesen werde und dass er 30 Jahre nach seinem Tod wieder ausgegraben werden soll. Die öffentliche Exhumierung des Leichnams erfolgte jedoch erst verzögert im Jahr 2002. Und seine Ankündigung schien sich bewahrheitet zu haben: Der Körper befand sich in einem außergewöhnlich guten Zustand.

Schon 1955 soll Itigelow erstmals ausgegraben worden sein. Aufgrund der kritischen Sicht der Regierung gegenüber der Religion habe man das Phänomen allerdings bis 2002 geheim gehalten. Erst dann ließen die Mönche Wissenschaftler den mysteriösen Leichnam untersuchen.

"Keinerlei Spuren von künstlichen Eingriffen"

Pathologe Juri Tampoleev bestätigte das buddhistische Wunder in einem Beitrag des Kulturfernsehsenders Arte: "Wir haben ihn äußerlich komplett untersucht, von Kopf bis Fuß. Wir haben aber keinerlei Spuren von künstlichen Eingriffen festgestellt. Ich meine Einschnitte, Nähte oder Spuren von Spritzen – nichts davon wurde festgestellt."

Der Leichnam des Mönchs soll sich kaum vom Körper eines lebendigen Menschen unterscheiden. Er weise angeblich die Merkmale eines seit etwa 36 Stunden verstorbenen Körpers auf – und das, obwohl der Mönch seit 89 Jahren tot ist.

Tiefe Meditation?

Seit mittlerweile 14 Jahren wird der Körper des Buddhisten in einem Schrein in Ivolginsk aufgestellt, wo ihn Gläubige und Pilger zu besonderen Anlässen besuchen können.

Viele Menschen glauben, dass Itigelow gar nicht tot ist, sondern sich in einer tiefen Meditation befindet. Auch der neue Hambo Lama (das Oberhaupt der Buddhisten) der Region äußerte sich in einem Beitrag des ZDF über das Phänomen: "Die ganze Welt ist endlich, auch unser Geist. Aber Itigelow zeigt uns, dass die innere Welt des Menschen viel reicher ist, als wir denken. Viel reicher ist, als die äußere, materielle Welt."

Körper bewegt sich

In diesem Beitrag schilderte Alexander Chatschaturow von der Chemisch-Technischen Universität Moskau den Zustand des Körpers genauer: Er sei weder einbalsamiert noch mumifiziert. "Er hat weiche Haut, die dem Druck nachgibt, die Gelenke sind elastisch. Er reagiert auf die Umgebung. Nicht schnell, aber er reagiert. Ab und zu macht er den Mund auf, ab und zu die Augen."

Seit 86 Jahren soll Itigelow ohne Stütze in der Lotuspose verweilen. Auch sein Blut soll noch in geleeartiger Form vorhanden sein. "Wenn ein System von sich aus aktiv ist, dann kann man sagen, es ist lebendig. Es ist eine Existenzform, von der wir nichts wissen, aber er ist lebendig. Das ist ein Fakt", sagte Chatschaturow.

Wissenschaft skeptisch

Skepsis gegenüber der "Lebendigkeit" des Körpers hegen einige deutsche Wissenschaftler, berichtet "Travelbook.de". Der Forensiker Mark Benecke meinte zum Zustand Itigelows: "Das ist Zufall. Der Körper ist teils ausgetrocknet, teils ist eventuell auch Fettwachs entstanden." Dieses Fettwachs entsteht, wenn der tote Körper in einem luftdichten Raum aufbewahrt wird. Dadurch wird die Verwesung gestoppt, körpereigene Fette bilden eine Schutzhülle um den Leichnam und das Innere des Körpers. Diese schützt den Körper vor Bakterien, Selbstzersetzung und äußeren Einflüssen.

Auch die sibirische Kälte könnte einen Effekt auf den Zustand der Leiche gehabt haben, da diese laut Benecke erhaltend wirke. Zur weichen, elastischen Haut meinte der Forensiker folgendes: "Es könnte sich auch um eine Lösung, also um eine Flüssigkeit, handeln, die bei Lenins Leiche in Moskau, der kleinen Rosalia in Palermo und anderen verwendet wurde. Sie kann die Haut geschmeidig halten, auch nach dem Tod." Zur Veranschaulichung verglich der Forensiker die Haut Itigelows mit Leder.

Forensiker schließt Lebendigkeit aus

Auch das Fehlen von Leichenflecken ist für Benecke kein Zeichen dafür, dass Itigelow noch lebendig sein könnte. Da die Haut braun und mit Kleidung bedeckt ist, sei es möglich, dass die Leichenflecke einfach nicht mehr zu erkennen sind.

"Es ist mit dem Kenntnisstand aller Wissenschaften nicht vereinbar", schloss Benecke die Lebendigkeit des Körpers aus. Auch der Direktor des Institutes für Rechtsmedizin der Charité, Prof. Dr. Michael Tsokos, glaubt nicht an das mysteriöse Phänomen: "Ich halte das für Scharlatanerie, wie Tränen blutende Madonnenstatuen und ähnlichen Quatsch, der in allen Religionen den Schwachen und Leichtgläubigen etwas vorgaukelt und sie damit in ihren Bann zieht –und das Geld aus der Tasche", sagte er zu "Travelbook".

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