Der Jurist wurde zuvor auf rechtsradikalen Internetseiten massiv bedroht.
Ein für seinen Einsatz gegen Rechtsradikale bekannter Richter ist in Moskau vor seiner Haustür erschossen worden. Eduard Tschuwaschow war nach Schüssen in Kopf und Brust auf der Stelle tot, wie die Ermittler am Montag mitteilten. Der 47-Jährige war nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Sowa Center wegen seiner Urteile für rassistisch motivierte Verbrechen auf radikalen Internetseiten bedroht worden.
Züge eines Auftragmordes
Der Moskauer Richter sei von
Unbekannten erschossen worden, als er am Morgen sein Wohnhaus in der
russischen Hauptstadt verlassen habe, teilten die Ermittler mit. Die
Angreifer seien geflohen. Nach Auswertung von Überwachungskameras feuerte
ein Mann im Alter zwischen 25 und 30 Jahren die Schüsse auf Tschuwaschow ab,
wie die russische Nachrichtenagentur RIA Nowosti unter Berufung auf
Polizeikreise berichtete. Der Verdächtige sei mit einem schwarzen Hut, einer
Jeans und einem schwarzen T-Shirt bekleidet gewesen.
Den Angaben zufolge trug das Verbrechen Züge eines Auftragsmordes: Es gebe Hinweise darauf, dass der Täter einen Schalldämpfer verwendet habe, erfuhr RIA Nowosti aus Polizeikreisen. Er habe zudem einen "Kontrollschuss" abgefeuert, um sicherzugehen, dass Tschuwaschow tot sei, und anschließend die Patronenhülsen aufgesammelt.
Vergeltung als Motiv?
Die Ermittler schlossen Vergeltung für eine
Verurteilung als Motiv für die Tat nicht aus. Gerichtssprecherin Anna
Usatschewa sagte dem Radiosender Moskauer Echo, Tschuwaschow sei mit
"schwierigen Kriminalfällen" betraut gewesen. Er hatte unter anderem im
Februar mehrere junge Mitglieder der nationalistischen Gruppe der "Weißen
Wölfe" wegen einer Reihe rassistisch motivierter Morde zu langjährigen
Haftstrafen verurteilt.
Nach ähnlichen Verfahren im vergangenen Jahr sei Tschuwaschow auf mehreren radikalen Internetseiten bedroht worden, sagte Galina Koschewnikowa von der Menschenrechtsorganisation Sowa Center der Nachrichtenagentur AFP. Von ihm seien Fotos und Tonmitschnitte aus dem Gerichtssaal veröffentlicht worden. Nach Gerichtsangaben brachte Tschuwaschow zuletzt in der vergangenen Woche erneut drei Rechtsradikale für rassistisch motivierte Morde hinter Gitter.
Mord an Menschenrechtsanwalt
Im Jänner 2009 hatte die Ermordung
des Menschenrechtsanwalts Stanislaw Markelow für Aufsehen gesorgt. Er wurde
mit der Journalistin Anastasija Baburowa von der kremlkritischen Zeitung
"Nowaja Gaseta" auf offener Straße in Moskau erschossen. In dem Fall wurde
inzwischen Anklage gegen zwei Rechtsradikale erhoben.