US-Forscher kamen mit Roboterprothesen zu überraschenden Ergebnissen.
Durch Arbeit mit Roboterprothesen haben langjährig Querschnittsgelähmte wieder etwas Gefühl für Bewegung sowie ein wenig Muskelkontrolle erhalten. Einige von ihnen hätten sogar eine begrenzte Kontrolle über bestimmte Gliedmaßen wiedergewonnen, heißt es in einer Studie von Neurowissenschaftern, deren überraschende Ergebnisse am Donnerstag im Fachblatt "Scientific Reports" veröffentlicht wurde.
Von den acht Probanden des Projekts "Walk Again" machten alle nach Einschätzung der Forscher von der Duke-Universität im US-Bundesstaat North Carolina unerwartete Fortschritte. Bei vier von ihnen konnte der Status von "vollständig gelähmt" auf "teilweise gelähmt" hochgesetzt werden. Einer Frau gelang es demnach sogar, mit Hilfe von Krücken und einem Therapeuten zu laufen sowie in einer Aufhängung Laufbewegungen zu simulieren.
Weniger anfällig für Infektionen
Bei den meisten verbesserte sich zudem die Kontrolle über Blasen-und Darmfunktion und machte sie etwas weniger abhängig von Abführmitteln und Kathetern und damit auch weniger anfällig für Infektionen. Einige der männlichen Probanden schafften es sogar, wieder Erektionen zu bekommen.
Die neue Therapie kombiniert mehrere Techniken zur Stimulierung der Gehirnbereiche, die vor Jahren einmal die gelähmten Gliedmaßen kontrollierten, bevor die Patienten ihre Rückenmarksverletzungen erlitten. Unter anderem führten die Forscher mit den Patienten ein virtuelles Bewegungstraining durch: Diese sollten sich vorstellen, die Beine eines virtuellen Doppelgängers - oder Avatars - zu bewegen.
Ähnlichkeiten mit Iron Man
Nach Monaten des Trainings wachten die eingeschlafenen Gehirnbereiche auf, daraufhin wurden die Übungen und die eingesetzten Geräte noch komplexer. Zum Einsatz kamen unter anderem auch hirngesteuerte Roboterprothesen, sogenannte Exoskelette, die den Gelähmten beim Gehen helfen sollen. Entfernt erinnern sie an den High-Tech-Panzer des Comic-Helden Iron Man. Die bisher unbestätigte These der Forscher ist, dass dieses Training nicht nur im Hirn, sondern auch im beschädigten Rückenmark Veränderungen bewirken kann.
"Niemand von uns hätte diese überraschenden Folgen vorhersagen können, als wir mit dem Projekt begannen", sagte der Leiter der Untersuchung, Miguel Nicolelis. "Bisher hat noch niemand miterlebt, dass ein Patient diese Funktionen so viele Jahre, nachdem er als vollständig gelähmt diagnostiziert wurde, zurückerlangt."
Nicolelis wurde vor zwei Jahren auch einem internationalen Publikum bekannt: Damals gab ein querschnittsgelähmter Mann mit Hilfe eines von dem Forscher entwickelten Exoskeletts den Anstoß für die Fußball-WM.