Russland

Säure-Anschlag: Er war Solist

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Der Solotänzer Dmitritschenko bekannte sich zum Säure-Attentat auf Bolschoi-Theater-Chef Sergej Filin.

Der Feind kam aus den eigenen Reihen: Solotänzer Pawel Dmitritschenko, der schon als „Iwan der Schreckliche“ und „Spartakus“ zu sehen war, soll Drahtzieher des feigen Säureattentats am 17. Jänner auf Sergej Filin, Ballettchef des Moskauer Bolschoi Theaters, sein. In einem aufgezeichneten Polizeivideo, das das russische TV am Mittwoch zeigte, gesteht der 32-jährige Solist: „Ich habe dieses Verbrechen angeordnet.“

Liebe als Motiv?
Motiv soll laut Polizei „eine persönliche feindliche Beziehung“ zwischen den beiden sein. Russische Medien mutmaßen, dass Dmitritschenko den Anschlag angeordnet hat, weil seine Freundin, die Tänzerin Angelina Woronzowa, von Filin die Doppeltitelrolle in Schwanensee nicht erhalten hat. Woronzowa hat sich öffentlich darüber beschwert. Die Zeitung Komsomolskaja Prawda fragte: „Wurde Filin wegen einer Frau mit Säure übergossen?“

Bis zu 12 Jahre Haft.
Neben Dmitritschenko hat die Polizei am Dienstag zwei weitere Männer verhaftet. Der 35-jährige Juri Saruzki soll „Angreifer“ gewesen sein, er wurde 160 Kilometer von Moskau entfernt verhaftet. Andrej Lipatow soll ihn als Chauffeur zum Tatort gefahren haben. Den Verdächtigen drohen bis zu zwölf Jahre Haft.

Ballettchef in Klinik.
Der verletzte Ballettchef Filin erlitt bei dem Säureattentat Verätzungen dritten Grades an den Augen und im Gesicht. Er wird in einer Augenklinik in Aachen behandelt. Die Ärzte verhinderten, dass er erblindet. „Wir sind alle schockiert. Dass sich Frust aufstaut, ist nachvollziehbar. Dass er sich auf so eine Weise entlädt, ist zu verurteilen“, sagt der Staatsopern-Tänzer Gregor Hatala zu ÖSTERREICH.

ÖSTERREICH: Der Täter des feigen Säure-Attentats ist gefasst, der Ballettchef liegt noch im Spital …
Gregor Hatala: Ich kenne den Ballettchef Sergej Filin persönlich. Wir sind alle schockiert, was passiert ist. Ich hoffe, es geht ihm bald besser.

ÖSTERREICH: Das Motiv soll persönliche Feindschaft sein. Wie hart ist die Konkurrenz in Wien?
Hatala: Der Konkurrenzdruck ist auch an der Wiener Staatsoper sehr hoch. Natürlich ist man enttäuscht, wenn ein anderer die eigene Traumrolle spielt. Zu einem gewissen Grad kann ich nachvollziehen, dass sich der Frust so aufstaut. Dass es sich so entlädt, ist nicht nachvollziehbar.

ÖSTERREICH: Gibt es auch an der Wiener Staatsoper Intrigen?
Hatala: Es gibt kaum Freundschaften unter den Kollegen. Aber Intrigen oder gar Feindschaften schließe ich aus.

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