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Angespanntes Verhältnis

Schickt uns Erdogan jetzt die Flüchtlingsmassen?

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Seit Wochen droht Erdogan mit dem Aussetzen der Flüchtlingsdeals, macht er es jetzt wirklich?

Die Beziehung zwischen der EU und der Türkei bleibt weiterhin angespannt. Vor allem der Zwist mit Österreich schafft tiefe Risse in das Verhältnis. Und obwohl die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel um Beschwichtigung bemüht ist und die Türkei für seine Leistung in der Flüchtlingskrise lobt, zittert Europa nun vor Erdogans Rache.

Seit Wochen droht der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan der EU mit dem Aussetzen des Flüchtlingsdeals. Der Grund: Erdogan will die vereinbarten drei Milliarden Euro der EU und die Visafreiheit der Türken. Die Union stellt sich allerdings quer. Die Türkei habe noch nicht alle Punkte erfüllt, die es laut Vertrag zu ändern gilt. Besonders die umstrittenen Terrorgesetze im Land sind der EU ein Dorn im Auge. Außerdem hatte die harte Vorgehensweise der Erdogan-Regierung nach dem gescheiterten Putschversuch die EU verärgert.

Ungewöhnlich viele Ankünfte

Trotz zahlreicher Drohungen scheint die Türkei die Vereinbarung noch einzuhalten. Derzeit nimmt die Türkei jene Flüchtlinge zurück, deren Asylantrag in Griechenland abgelehnt wurde. Doch eines macht Experten nun stutzig. Wie die griechischen Behörden am Freitag vermelden, kamen ungewöhnlich viele Flüchtlinge in Europa an. Zwischen Donnerstag- und Freitagfrüh seien 261 Menschen angekommen, teilte der Stab für die Flüchtlingskrise in Athen am Freitag mit. Die Zahl war seit dem in Kraft treten des Flüchtlingsdeals sehr gesunken. In den ersten 18 Augusttagen kamen im Durchschnitt täglich etwa 94 Menschen an. Die Aufnahmelager auf den Inseln sind überfüllt. Am Freitag harrten dort 11.088 Menschen aus. Es gibt aber nur 7.450 Plätze.

Kopp: „Ägäis ist noch von beiden Seiten dicht“

Die steigenden Zahlen sind zwar noch kein Grund zur Beunruhigung, dennoch fürchten viele, dass Erdogan die Schleusen für Flüchtlinge öffnen könnte und Europa erneut eine Flüchtlingsbewegung droht. Der Europareferent der Flüchtlingshilfsorganisation Pro Asyl, Karl Kopp, sagte gegenüber der „Bild“: „Es kommen seit dem Putschversuch mehr Menschen an, aber immer noch vergleichsweise wenig. Die Ägäis ist immer noch von beiden Seiten dicht. Phasenweise waren es nur etwa 30 Menschen am Tag, jetzt sind es etwa 120. Das sind aber noch lange keine Größenordnungen, die darauf hindeuten würde, dass die Regierung die Schleusen geöffnet hat.“

Die steigende Zahl von ankommenden Migranten in Griechenland sollen andere Gründe haben. "Wir gehen davon aus, dass die erhöhten Ankünfte mit dem sehr guten Wetter zusammenhängen, das zurzeit hier herrscht", sagte ein Offizier der Küstenwache der Deutschen Presse-Agentur.

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