Extreme Temperaturen können den Körper stärker belasten, als viele denken. Eine neue Studie zeigt, dass wiederholte Hitzewellen Menschen biologisch altern lassen.
Und zwar in einem Ausmaß, das vergleichbar ist mit den Folgen von Rauchen oder regelmäßigem Alkoholkonsum.
Neue Hinweise aus Taiwan
Ein Forschungsteam der University of Hong Kong untersuchte Daten von knapp 25.000 Erwachsenen aus Taiwan (Inselstaat in Ostasien). Über einen Zeitraum von 15 Jahren wurden regelmäßig Blutwerte, Organfunktionen und weitere Gesundheitsdaten erhoben. Das Ergebnis: Mit jeder zusätzlichen Temperatursteigerung von etwa 1,3 Grad alterten die Teilnehmenden im Durchschnitt um 8 bis 11 Tage schneller. Je heißer und je länger die Hitzewellen dauerten, desto stärker zeigte sich dieser Effekt. Auch wenn der Unterschied zunächst klein wirkt, warnen die Forscher, dass die Belastung auf lange Sicht erheblich sein kann – besonders, weil sich die Effekte über Jahre hinweg summieren.
Zigarettenrauch wirkt ähnlich schädlich wie extreme Hitzeperioden.
Bisher galten vor allem ältere Menschen, Kinder, Schwangere und Personen mit Vorerkrankungen als anfällig für starke Hitze. Doch die neuen Ergebnisse zeigen, dass auch gesunde Erwachsene betroffen sind. Vor allem Menschen mit körperlich anstrengenden Berufen wie Bauarbeiter oder Landwirte, die viele Stunden im Freien verbringen, sind einem deutlich höheren Risiko ausgesetzt. Auch in ländlichen Gegenden, wo Klimaanlagen weniger verbreitet sind, wirkt sich Hitze stärker aus.
Was das biologische Alter bedeutet
Das biologische Alter zeigt nicht die Zahl der Geburtstage an, sondern spiegelt den Zustand von Zellen, Organen und DNA wider. Man kann also jünger oder älter sein, als es die Geburtsurkunde verrät. Neben genetischen Faktoren beeinflussen vor allem der Lebensstil – Schlaf, Ernährung, Bewegung und Rauchen – sowie Umwelteinflüsse wie Luftverschmutzung oder UV-Strahlung, wie schnell jemand altert. Hitzewellen kommen nun als zusätzlicher Faktor hinzu.
Viele unterschätzen die Folgen – von Falten bis zu schweren Krankheiten.
Unterschiedliche Definitionen von Hitze
Da das Klima in verschiedenen Ländern unterschiedlich ist, wird Hitze nicht überall gleich bewertet. In Taiwan zählen nur die heißesten 7,5 Prozent aller Tage als extreme Hitze – erst dann spricht man dort von einer Hitzewelle. Zusätzlich wurden in der Studie auch offizielle Alarmstufen der Wetterbehörde in Taiwan berücksichtigt, die ab Temperaturen von über 36 Grad (drei Tage in Folge) greifen.
Wie genau Hitze diesen Effekt auslöst, ist noch nicht vollständig verstanden. Wissenschaftler vermuten mehrere Mechanismen:
- Veränderungen in der Genaktivität: Hitze kann das Ablesemuster von Genen stören.
- Schäden an der DNA: Hohe Temperaturen erhöhen das Risiko für Zellschäden.
- Telomere: Diese schützenden Enden der Chromosomen verkürzen sich bei Hitze schneller.
All diese Vorgänge beschleunigen den biologischen Alterungsprozess und können langfristig zu früher auftretenden Krankheiten führen.