Raketen-Angriffe auf Gaza

Schwangere und ihr Kleinkind bei israelischem Angriff getötet

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EU fordert sofortiges Ende der Raketenangriffe aus dem Gazastreifen – Raketen schlagen in Israel ein, die Luftwaffe bombardiert den Küstenstreifen.

Tel Aviv/Gaza. Bei heftigem gegenseitigem Beschuss zwischen Israel und dem palästinensischen Gazastreifen sind mindestens drei Menschen getötet und acht Menschen verletzt worden. Die israelische Luftwaffe griff nach Armeeangaben am Samstag 70 Ziele in dem Küstenstreifen am Mittelmeer an. Militante Palästinenser feuerten nach Angaben der Zeitung "Times of Israel" bis zu 300 Raketen und Granaten Richtung Israel ab.

Im Gazastreifen starb nach Angaben des örtlichen Gesundheitsministeriums eine Schwangere und ihr 14 Monate altes Kind, als die israelische Luftwaffe einen Militärposten in der Nähe ihres Hauses bombardierte. Zudem sei ein 22-Jähriger Zivilist bei einem Luftschlag der Israelis im Norden des Gebiets getötet worden. Sechs weitere Menschen, drei Zivilisten und drei Kämpfer, seien verletzt worden.

Schwangere und ihr Kleinkind bei israelischem Angriff getötet
© Getty Images
Familie des 22-jährigen, getöteten Imad Muhammed Nesir.
Bei einem der Luftangriffe wurde nach Augenzeugenberichten auch ein sechsstöckiges Gebäude im Westen von Gaza-Stadt zerstört. In dem Gebäude habe sich unter anderem das Büro der staatlichen türkischen Nachrichtenagentur Anadolu befunden. Über Opfer bei diesem Angriff wurde zunächst nichts bekannt. Die Raketenangriffe hielten auch am Abend an, Israel flog weiter Luftangriffe.
 

Häuser in Israel getroffen

In Israel wurden mehrere Häuser in Ortschaften in der Nähe des Gazastreifens von Raketen getroffen. Dabei erlitt laut israelischen Medien am Samstag eine Frau in Kirjat Gat gefährliche Gesichtsverletzungen durch Splitter. Ein Mann sei in Ashkelon verletzt worden. Zehntausende Menschen mussten in Schutzräume flüchten, in den betroffenen Regionen heulten immer wieder die Sirenen.
 
Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu nahm an einer Krisensitzung im Verteidigungsministerium in Tel Aviv teil, wie israelische Medien berichteten. Israels Raketenabwehrsystem habe Dutzende Geschosse abgefangen, teilten die IDF mit. Die Armee griff eine Reihe von Militärposten der in Gaza regierenden radikalislamischen Hamas und des Islamischen Jihad an. Zwei Raketenwerfer im Norden Gazas seien angegriffen und getroffen worden, hieß es. Israel schloss die beiden Grenzübergänge für Menschen und für Waren zum Gazastreifen und verbot auch den Fischern, auszulaufen.
 

Raketen wegen toten Palästinensern bei Protesten

Militante Palästinenserorganisationen rechtfertigten die Raketenangriffe mit dem Tod von Palästinensern bei Protesten der vergangenen Tage. Der Islamische Jihad machte deutlich, dass die Angriffe auch darauf abzielten, die Organisation des in knapp zwei Wochen geplanten Gesangswettbewerbs Eurovision Song Contest in Tel Aviv zu stören. Ein Hamas-Sprecher sagte, die Vereinbarungen für eine Waffenruhe seien "kein Hindernis" für Antworten auf Aggression: "Das Blut unseres Volkes ist eine Rote Linie."
 
Die Spannungen zwischen Israel und den Palästinenserorganisationen im Gazastreifen waren nach einer Zeit relativer Ruhe zuletzt erneut eskaliert. Bei Protesten an der Grenze zu Israel und bei israelischen Luftangriffen waren am Freitag vier Palästinenser getötet worden. Rund 50 Palästinenser wurden verletzt. Nach Angaben der israelischen Streitkräfte wurden zudem zwei israelische Soldaten an der Grenze durch Schüsse verletzt.
 

Opferzahl bei Israels Vergeltungsangriffen im Gazastreifen steigt

Bei den Vergeltungsangriffen der israelischen Armee im Gazastreifen sind nach neuen Angaben vier Menschen getötet worden. Bei einem Angriff im Norden des Palästinensergebietes sei am Samstag ein 25-jähriger Mann gestorben, teilte das Gesundheitsministerium der von der radikalislamischen Hamas geführten Regierung im Gazastreifen mit.
 
Zuvor hatte das Ministerium bereits den Tod eines 14 Monate alten Mädchens, seiner 37-jährigen schwangeren Mutter und eines 22-Jährigen mitgeteilt.
 
Mit den Angriffen im Gazastreifen reagierte die israelische Armee nach eigenen Angaben auf etwa 250 Raketenangriffe aus dem Gazastreifen seit Samstagmorgen. Dabei waren nach Polizeiangaben mehrere Israelis verletzt worden, einige von ihnen schwer.
 

Erdogan verurteilt Zerstörung von Anadolu-Büro

Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan warf der israelischen Armee unterdessen vor, bei einem Bombardement in Gaza den dortigen Sitz der amtlichen türkischen Nachrichtenagentur Anadolu zerstört zu haben. "Wir verurteilen den Angriff Israels gegen das Büro der Agentur Anadolu in Gaza scharf", erklärte Erdogan auf Twitter. "Trotz dieser Angriffe informieren die Türkei und Anadolu die Welt weiterhin über den Terrorismus und die Grausamkeiten, die Israel in Gaza und anderswo in Palästina verübt."
 
Anadolu berichtete, das Gebäude, in dem sich das Büro der Agentur befunden habe, sei durch fünf Geschosse der israelischen Luftwaffe zum Einsturz gebracht worden. Die Nachrichtenagentur veröffentlichte ein Video von den Trümmern eines Gebäudes. Die Anadolu-Mitarbeiter waren den Angaben zufolge nach einem Warnschuss kurz vor dem Beschuss in Sicherheit gebracht worden. Niemand sei verletzt worden.
 
Der Vorfall könnte die Spannungen zwischen der Türkei und Israel weiter anheizen. "Das Zielen auf die Agentur Anadolu in Gaza ist ein weiteres Beispiel für die grenzenlose Aggressivität Israels", schrieb der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu auf Twitter. "Die wahllose Gewalt Israels gegen Unschuldige ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit."
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