Der frühere Papst Benedikt XVI. soll im Zentrum eines Vertuschungs-Skandals stehen.
Gegen den ehemaligen Papst Benedikt XVI. (2005-2013) werden schwere Vorwürfe erhoben. Das Oberhaupt der katholischen Kirche und sein Privatsekretär Georg Gänswein sollen jahrelang sexuelle Übergriffe im Vatikan verstuscht haben.
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Papst Benedikt mit seinem Privatsekretär Georg Gänswein
Schwere Übergriffe
Im Mittelpunkt steht dabei ein deutscher Prälat, der wiederholt im Vatikan Priester sexuell bedrängt haben soll. Hinweise auf solche Übergriffe sollen beim Privatsekretär des Papstes eingegangen sein, der Papst leitete den Fall aber nicht an die Justiz bzw. Staatsanwaltschaft weiter. Stattdessen wurde der Prälat immer wieder versetzt: Zuerst wurde der Deutsche ins Ausland gesandt, nach erneuten Vorwürfen zurück nach Deutschland. Der katholischen Kirche wird nun Vertuschung vorgeworfen. Der Papst soll in diesem Fall zu einer gängigen Praxis des Vatikans gegriffen haben.
Vertuschung?
Der Skandal ist nun ein Fall für die Justiz. Ein mutmaßliches Opfer hat ausgepackt und die sexuellen Übergriffe – nur wenige Meter von den päpstlichen Gemächern entfernt – geschildert. Demnach habe der Prälat dem Priester Zungenküsse aufgenötigt und seine Geschlechtsteile einmal mit der Hand gequetscht.
Wie die „Bild“ berichtet, soll Privatsekretär Gänswein seit 7 Jahren über die Vorwürfe Bescheid wissen. Dieser beteuert nun, dass er den Personalchef von Papst Benedikt umgehend informiert habe.
Die Rolle von Papst Benedikt XVI./Kardinal Ratzinger im Umgang mit Missbrauchstätern im katholischen Klerus ist aktuell ein zentrales Thema in dem Dokumentarfilm "Verteidiger des Glaubens", der in dieser Woche in deutschen Kinos anläuft. Der Österreich-Start des Films ist noch nicht bekannt
Kardinal Schönborn verteidigt Papst Benedikt
Kardinal Christoph Schönborn hat den früheren Papst Benedikt XVI. gegen den Vorwurf verteidigt, er habe Missbrauchstäter unter katholischen Geistlichen nicht entschieden genug verfolgt, wie Kathpress meldet.
Wer behauptet, der frühere deutsche Kurienkardinal Joseph Ratzinger habe sich dem Thema nicht gestellt, "der kennt die Fakten nicht", betonte Schönborn mit Blick auf die Vorwürfe, die in einem aktuellen Dokumentarfilm erhoben werden.
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So verdanke es die Kirche Ratzinger, dass 2001 ein eigener Gerichtshof an der Römischen Glaubenskongregation eingerichtet wurde, der Missbrauchstäter streng verurteilt. Dagegen habe es seinerzeit erhebliche Widerstände in der Kurie gegeben, wie Schönborn sagte. Zudem seien auf Initiative Ratzingers die Ausführungsbestimmungen zu den Missbrauchsnormen verschärft worden. Das von Kardinal Ratzinger eingesetzte Gericht hat nach Angaben des Vatikan seither mehrere hundert überführte Missbrauchstäter aus dem Priesterstand entfernt.
Klare Linie
Aus seiner eigenen Erfahrung erklärte Schönborn, schon bei den ab 1995 erhobenen Vorwürfen gegen den 2003 verstorbenen früheren Wiener Kardinal Hans Hermann Groer habe Ratzinger eine klare Linie vertreten und eine Kardinalskommission gefordert, die den Fall untersuchen sollte. Ratzinger sei damals mit diesem Vorschlag aber am Widerstand anderer im Vatikan gescheitert.
Im Fall des Ordensgründers der Legionäre Christi sei Ratzinger entschieden gegen den Mehrfachtäter Marcial Maciel Degollado (1920-2008) vorgegangen, sobald er nach seiner Wahl zum Papst die Macht dazu hatte, so Schönborn weiter. 2006 war der mexikanische Priester Maciel ohne Gerichtsverfahren seiner Ämter enthoben worden; zwei Jahre später starb er mit 87 Jahren. Dem Ordensgründer wurde neben anderen Straftaten auch vielfacher sexueller Missbrauch von minderjährigen Knabenseminaristen vorgeworfen; unter den Opfern sollen sogar zwei seiner leiblichen Kinder sein, die er unter Missachtung seines Zölibatsversprechens gezeugt hatte.