35 Tote

Selbstmordanschlag auf Moskauer Flughafen

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Die Detonation hat sich im Ankunftsbereich des Flughafens ereignet.

Bei einem mutmaßlichen Selbstmordanschlag im Flughafen Moskau-Domodedowo sind mindestens 35 Menschen getötet und Dutzende weitere verletzt worden. Unter den Todesopfern befindet sich auch ein Österreicher, ein weiterer wird noch vermisst. Die Explosion traf am Montag die Ankunftshalle des internationalen Terminals, wie eine Flughafensprecherin sagte. Russische Ermittler leiteten eine Untersuchung wegen eines Terrorakts ein, gefahndet wurde laut Nachrichtenagentur Interfax nach drei Verdächtigen. In den vergangenen Jahren verübten wiederholt islamische Extremisten aus der Unruheregion Nordkaukasus Terrorakte in Moskau.

Amateurvideo aus Moskau:

Kopf des Attentäters gefunden
Nach vorläufigen Angaben aus russischen Polizeikreisen haben mindestens zwei Terroristen den Anschlag verübt: Eine Frau und ein Mann, die beide bei der Explosion ums Leben kamen. "Die Explosion ereignete sich in dem Moment, als die mutmaßliche Selbstmordattentäterin ihre Tasche öffnete. Die Terroristin wurde von einem Mann begleitet. Er stand neben ihr - ihm wurde bei der Explosion der Kopf abgerissen", hieß es aus den Kreisen gegenüber der russischen Agentur RIA Novosti.

Terroranschlag auf Moskauer Flughafen

Der Moment, in dem die Bombe explodierte



Auch EU-Bürger unter den Opfern

Unter den Opfern des Selbstmordanschlags sind auch weitere Bürger der Europäischen Union. Ein britischer Staatsbürger ist tot geborgen worden. Laut BILD ist auch ein deutscher Staatsbürger unter den Opfern. Die Herkunft weiterer ausländischer Todesopfer war zunächst unklar. Außerdem wurden mindestens ein Italiener und ein Franzose sowie eine Slowakin verletzt.

Explosion in Ankunftshalle

Die Explosion, deren Wucht der Detonation von fünf bis zehn Kilogramm TNT entsprach, habe sich um 16.32 Uhr (14.32 Uhr MEZ) in der Ankunftshalle in der Nähe eines Cafés ereignet, meldeten russische Agenturen unter Berufung auf die Polizei. Auch Stunden nach dem Anschlag flossen Informationen über das Geschehen nur spärlich: Selbst das russische Fernsehen zeigte zunächst keine eigenen Bilder, sondern brachte Videos, die Augenzeugen auf YouTube und andere Internet-Plattformen hochluden. Nach unbestätigten Berichten explodierten zwei Sprengsätze, die mit Metallstücken gefüllt waren.

Anschlag verurteilt

Die USA, die Europäische Union, die UNO, die NATO, sowie unter anderem Berlin, London, Paris, Rom und Warschau zeigten sich entsetzt und verurteilten den Anschlag. Es habe sich um einen "abscheulichen Terrorakt gegen das russische Volk" gehandelt, hieß es in einer Aussendung von US-Präsident Barack Obama. Die Parlamentarische Versammlung des Europarates (PACE) hielt am Montag in Straßburg eine Schweigeminute ab.

Medwedew kritisiert Sicherheitsvorkehrungen

Russlands Präsident Dmitri Medwedew ordnete die Einsetzung eines "speziellen Sicherheitssystems" in allen Bahnhöfen und Flughäfen des Landes an. Medwedew kritisierte, dass offenbar zu laxe Sicherheitsvorkehrungen zu dem Anschlag geführt hätten. Wegen der aktuellen Lage sagte er kurzfristig seine Eröffnungsrede auf dem Weltwirtschaftsgipfel in Davos ab, zu dem er am Dienstag fliegen wollte.

Die russischen Behörden stoppten vorübergehend alle internationalen Flüge in Domodedowo. Die Maschinen wurden auf die beiden anderen Moskauer Flughäfen Wnukowo und Scheremetjewo umgeleitet. Schon nach kurzer Zeit wurde der Flugbetrieb aber wieder aufgenommen.

Dritter Anschlag auf Verkehrsnetz

Es ist der dritte Anschlag mit vielen Toten auf das russische Verkehrsnetz in wenig mehr als einem Jahr: Bei einem Doppelanschlag zweier Selbstmordattentäterinnen im März 2010 wurden 39 Menschen in der Moskauer Metro getötet, mehr als 60 weitere wurden verletzt. Im Dezember 2009 waren bei einer Attacke auf einen Hochgeschwindigkeitszug zwischen Moskau und Sankt Petersburg 26 Menschen ums Leben gekommen. Tschetschenische Rebellen übernahmen damals die Verantwortung für die Tat.

Domodedowo im Südosten von Moskau gilt als der modernste Flughafen der Stadt. Er wird von 77 Gesellschaften angeflogen, die Verbindungen zu 241 Orten im In- und Ausland anbieten. 2010 wurden dort schätzungsweise 22,4 Millionen Passagiere abgefertigt. Die AUA und Fly Niki fliegen den Airport von Wien aus an. Die Zuverlässigkeit der dortigen Sicherheitsvorkehrungen geriet aber bereits 2004 ins Zwielicht. Damals gelangten dort zwei Selbstmordattentäterinnen an Bord von zwei Flugzeugen, nachdem sie illegalerweise Tickets von Flughafenangestellten gekauft hatten. Sie sprengten sich während des Flugs in die Luft und rissen alle 90 Menschen in den Maschinen mit in den Tod.
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