Tödliche Chemikalien

Syrien droht 
mit Gift-Krieg

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Größtes Giftwaffen-Arsenal der Welt: EU beschließt neue Sanktionen. 

Endzeitstimmung in Damaskus. Nach tagelangen Kämpfen in der syrischen Hauptstadt steht Machthaber Bashar al-Assad mit dem Rücken zur Wand. Der Diktator drohte deshalb am Montag mit seiner furchtbarsten Waffe: Er will Giftgas einsetzen, zumindest im Fall einer „Aggression von außen“.

Giftgaswaffen an die Grenze gebracht
Die syrische Führung hat nach Angaben der Rebellen Chemiewaffen an grenznahe Flughäfen des Landes verlegt. Die oppositionelle Freie Syrische Armee (FSA) teilte am Dienstag mit, sie habe "genaue" Kenntnisse über die Standorte der Waffen und Anlagen zu ihrer Herstellung und könne bestätigen, dass entsprechende Verlagerungen stattgefunden hätten. Den Angaben zufolge wurden erste Chemiewaffen bereits vor mehreren Monaten verlegt. Um welche Flughäfen oder welche Grenze es sich handeln soll, teilte die FSA nicht mit.


Riesige Chemiewaffenarsenale
Mit ihrem Statement hat die syrische Regierung zum ersten Mal offiziell den Besitz von Chemiewaffen zugegeben. Israel warnt schon seit Langem, dass Assad über das größte Chemiewaffenarsenal der Welt verfüge.

Bis zu fünf Giftgasfabriken wurden in Syrien ausgemacht, alle zwischen 1970 und 1980 mithilfe der Sowjetunion gebaut.

Öffentlich zugängliche Informationen über das syrische Chemiewaffenarsenal existieren praktisch nicht. Nach Einschätzung von US-Experten verfügt das Land aber unter anderem über Senfgas, Saringas und das tödliche Nervengas VX. In dem seit Mitte März 2012 andauernden Aufstand gegen Assad wurden laut Opposition bereits mehr als 19.000 Menschen getötet.

Kleine Einschränkung
Syrien würde „niemals“ Chemiewaffen „gegen die eigenen Bürger“ einsetzen, sagte der Sprecher des syrischen Außenministeriums, Dschihad Makdessi. „Die Generäle werden entscheiden, wann und wie die Waffen benutzt werden“, so Makdessi. Bisher hat das Regime immer Israel und die USA beschuldigt, hinter dem Aufstand zu stehen.

EU verschärft Sanktionen gegen Syrien zum 17. Mal
Zuvor hatte die EU ihre Sanktionen gegen Syrien erneut verschärft. Die Außenminister beschlossen in Brüssel eine härtere Gangart beim Waffenembargo: Durch Pflichtkontrollen von verdächtigen Schiffen und Frachtflügen nach Syrien soll sichergestellt werden, dass keine Waffen aus der EU mehr in das Land geraten. Außerdem wurden 27 weitere Regime-Angehörige mit Einreiseverboten und Kontensperrungen belegt. Es war bereits die 17. Verschärfung der Sanktionen.

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