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Nach Mansour-Tod

Taliban beraten über neuen Chef

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Die Beratungen über die Nachfolge Mansours haben begonnen.

Nach der Tötung des Talibanchefs Mullah Akhtar Mansour am Samstag haben die Taliban Beratungen über seine Nachfolge begonnen. Hier die Namen jener, die Aussicht auf den Job haben:

1. Jalaluddin Haqqani:
Mullah Mansours Stellvertreter für Militärisches. Die USA haben ein Kopfgeld von umgerechnet 4,45 Millionen Euro auf ihn ausgesetzt. Für ihn spricht, dass er als kompetent gilt und einige der öffentlichkeitswirksamsten (weil grausamsten) Anschläge der Taliban in Szene gesetzt hat. "Er hat auch dazu beigetragen, die zersplitterten Taliban mehr zu einen", sagt der Sprecher der Nato-Mission Resolute Support, Charlie Cleveland. Gegen ihn spricht, das er nicht aus dem Süden - dem Kernland der Talibanelite - kommt, sondern aus dem Osten. Eine weitere Überlegung gegen ihn könnte sein, dass die USA sehr auf seine Tötung drängen und möglicherweise, wie bei Mansour, wieder selber die Initiative ergreifen. Haqqani würden von Beginn zur Zielscheibe, und die Bewegung könnte in kurzer Zeit ihren dritten Anführer verlieren.

2. Mullah Amir Khan Mottaki:
Während der Herrschaft der Taliban war Mottaki Bildungs- und Informationsminister. Laut dem deutschen Afghanistan-Experten Thomas Ruttig ist er einer der ältesten und einflussreichsten Mitglieder in der Talibanbewegung. Er genieße breites Ansehen. Ruttig, der ihn als UN-Vertreter im Jahr 2000 getroffen hat, meint, Mottaki "wäre keine schlechte Wahl". Seine Begründung: "Er denkt politisch und ist kein Hardliner. Er hat für die Taliban wichtige Verhandlungen geführt und das Ansehen von Mullah Omar genossen." Auch er stammt allerdings nicht aus Kandahar, sondern aus Paktika.

3. Mullah Yaqub:
Der älteste Sohn des langjährigen, verstorbenen Talibanchefs Mullah Omar. Yaqub, der eine Religionsschule in Pakistan besucht haben soll, steuert laut Mitteilungen Militärkommissionen der Taliban in 15 Provinzen Afghanistans. Mit Ende 20 oder Anfang 30 könnte er von vielen als zu jung für den Chefposten wahrgenommen werden. Er wird als "sehr emotional" beschrieben. Aber als Sohn des verehrten Mullah Omar ist er auch eine Figur, die zerstrittene Fraktionen wieder versöhnen könnte.

4. Mullah Abdul Manan Akhund
Er ist der jüngere Bruder des verstorbenen Talibanchefs Mullah Omar. Manan war nie sehr prominent unter den Taliban. Eine Rolle auf dem Schlachtfeld soll er nicht gespielt haben. Erst jüngst kam er zu mehr Ansehen und wurde im April, nach einem Bericht des "Long War Journal", zum Chef der Kommission für "Predigt und Ratschlag" ernannt. Dass er eine nicht kontroverse Figur ist, könnte aber ein Vorteil sein.

5. Abdul Qayyum Zakir:
Zakir war lange Chef der Militärkommission der Taliban und einer der wichtigsten Kommandanten auf dem Schlachtfeld. Von 2001 bis 2007 war er im US-Terroristengefängnis Guantanamo Bay inhaftiert. Nach seiner Freilassung kehrte er auf das Schlachtfeld zurück. 2014 wurde er wegen Auseinandersetzungen mit Mullah Mansour als Chef der Militärkommission entlassen. Zakir stammt aus Helmand, wo die Taliban einen ihrer wichtigsten Kämpfe um mehr eigenes Territorium führen. Das könnte ein Pluspunkt für ihn sein.

6. Haibatullah Akhundzada:
Der zweite Mansour-Stellvertreter genießt als religiöser Gelehrter und hochrangiger Talibanrichter Achtung und Respekt unter vielen Taliban. Zudem stammt er aus dem Kernland der Talibanführung, der Südprovinz Kandahar. Es gibt aber Stimmen, die sagen, ihm fehle es an der nötigen Härte zu führen.

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