Mehrere Verletzte

Thailand: Granate bei Demo gezündet

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Laut Medienberichten warf ein Unbekannter Granate auf Demonstrationszug.

Bei einem Sprengstoff-Anschlag auf einem Protestmarsch in Bangkok sind am Freitag 36 Regierungsgegner verletzt worden.

Bisher Unbekannte hätten einen Sprengsatz in die Gruppe der Demonstranten geworfen, die gemeinsam mit Oppositionschef Suthep Thaugsuban im Zentrum der thailändischen Hauptstadt gegen Regierungschefin Yingluck Shinawatra protestiert hätten, teilte die Polizei mit. Mindestens ein Mensch sei schwer verletzt worden. Suthep habe keine Verletzungen erlitten, erklärte ein Sprecher der Protestbewegung. Er habe sich rund 30 Meter vom Explosionsort entfernt befunden.

Kurz nach dem Anschlag durchsuchten mit Holzstöcken bewaffnete Demonstranten das Gebäude, aus dem der Sprengsatz geworfen worden war. Die Polizei riegelte die Gegend ab und stellte zahlreiche Waffen sicher. Armeechef Prayuth Chan-ocha äußerte laut seinem Sprecher die Befürchtung, dass eine bewaffnete Gruppe hinter dem jüngsten Anschlag auf Demonstranten und andere Vorfälle in den vergangen Tagen stehen könnte, wie die "Bangkok Post" berichtete.

In dieser Woche war es in Bangkok vor allem in den Nächten zu kleineren Gewalttaten gekommen, bei denen einige Menschen verletzt wurden. In der Nacht auf Freitag schleuderten Motorradfahrer eine Granate auf die Residenz des Gouverneurs von Bangkok, Sukhumbhand Paribatra, der der oppositionellen Demokratischen Partei (DP) angehört. Dabei wurde niemand verletzt. Wenige Tage zuvor war es zu einem ähnlichen Angriff auf das Haus des DP-Chefs, Ex-Premier Abhisit Vejjajiva, gekommen, bei dem ebenfalls niemand zu Schaden kam.

Militärputsch?
Sollte die Gewalt - wenn auch nur auf niedrigem Niveau - weiter anhalten, könnte dies die Gefahr eines Militärputsches erhöhen. Seit 1932 intervenierte die Armee 18 Mal, zuletzt 2006, als der damalige Premier Thaksin Shinawatra nach Massenprotesten gestürzt wurde. Die Militärführung hat aber Spekulationen über einen bevorstehenden Putsch zurückgewiesen.

Die Opposition, die sich vor allem aus wohlhabenden Schichten rekrutiert, will seit Wochen mit Großdemonstrationen einen Sturz der Regierung erreichen. Sie sehen Yingluck als Marionette ihres vor einer Haftstrafe ins Ausland geflohenen Bruders und früheren Ministerpräsidenten Thaksin. Den Geschwistern wird Korruption, Vetternwirtschaft, Stimmenkauf und Verschwendung von Steuergeldern vorgeworfen.

Die Regierung hat ihre Machtbasis vor allem in der ärmeren Landbevölkerung. Yingluck hat für den 2. Februar Neuwahlen angesetzt, aus denen sie vermutlich als Siegerin hervorgehen würde. Die Opposition lehnt die Wahlen ab und fordert den Rücktritt der Regierung sowie die Einsetzung eines Volksrates.

Nachdem die Demonstranten am Montag den Verkehr in Teilen Bangkoks mit Straßenblockaden zum Erliegen gebracht hatten und Ministerien zum Schließen zwang, ebbten die Demonstrationen in den vergangenen Tagen wieder etwas ab.

Kontrolle in Bangkok

Außenminister Surapong Tovichakchaikul erklärte, es sei Zeit, die Kontrolle über Bangkok zurückzugewinnen. Er kündigte an, eine Delegation offizieller Vertreter unter Begleitung von Sicherheitskräften in eine von Demonstranten blockierte Regierungsbehörde zu schicken. Damit sollten die Regierungsgegner zum Aufgeben bewegt werden. "Wenn wir Erfolg haben, kann dies ein Vorbild für weitere Ministerien sein", sagte der Minister.

Yingluck kam unterdessen weiter unter Druck. Am Donnerstag kündigte die Anti-Korruptionsbehörde NACC an, wegen der Reissubventionspolitik der Regierung Ermittlungen einzuleiten. Es bestehe der Verdacht, Yingluck habe in "krimineller Weise" ihre Pflichten als Vorsitzende des Nationalen Reiskomitees vernachlässigt, hieß es.

Undurchsichtiges Geschäft

Unter anderem geht es um ein undurchsichtiges Geschäft zum Export von Reisüberschüssen nach China. Die NACC hat bereits den früheren Handelsminister und mehr als ein Dutzende Beamte ins Visier genommen. Sollte Yingluck für schuldig befunden werden, müsste sie zurücktreten.

Auch unter ihren bisher treuen Anhänger, die Reisbauern, regt sich Unmut gegen die Regierung. In verschiedenen Landesteilen, vor allem im Norden und Osten, protestierten Tausende von ihnen. Sie veranstalteten Straßenblockaden und belagerten Amtsgebäude. Die Bauern fordern die Auszahlung von Geldern, die ihnen die Regierung als Subvention versprochen hatte.

Yinglucks Pheu-Thai-Partei hatte 2011 die Wahlen unter anderem mit dem Versprechen gewonnen, den Bauern höhere als marktübliche Preise für den Reis zu zahlen. Wegen der Verteuerung verlor Thailand seinen ersten Platz als Reisexporteur an Indien.

Reisbauern klagen
Wie die "Bangkok Post" am Freitag berichtete, beklagen viele Reisbauern, dass sie seit vier Monaten auf die Zahlungen warteten. Sie hätten kein Geld, um aufgenommene Kredite zurückzahlen zu können.

Am Freitag tauchten neue Vorwürfe in Zusammenhang mit den Reissubventionen auf. Um die Reisbauern weiter bezahlen zu können, habe die Regierung Reis um 30 Prozent unter ihrem Marktwert gegenüber ausländischen Regierungen angeboten, berichteten thailändische und philippinische Beamte laut Nachrichtenagentur Reuters.

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