Asyl beantragt

Timoschenkos Mann flüchtet nach Tschechien

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Seine Frau Julia sitzt in der Ukraine eine siebenjährige Haftstrafe ab.

Tschechien gewährt dem Ehemann der inhaftierten ukrainischen Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko Asyl. Dies bestätigte ein Sprecher des Innenministeriums am Freitag in Prag. Aus der Ukraine lag zunächst keine Reaktion vor.

Regierungskreisen zufolge reichte Oleksander Timoschenko das Gesuch bereits Ende des vergangenen Jahres ein. Seine Frau Julia sitzt wegen Amtsmissbrauchs eine siebenjährige Haftstrafe ab und wurde vor einer Woche in eine Strafanstalt fernab der Hauptstadt Kiew verlegt.

Die Europäische Union hatte gegen die Verurteilung protestiert und das Verfahren als politisch motiviert bezeichnet. Julia Timoschenko gilt als härteste Widersacherin des ukrainischen Staatschefs Viktor Janukowitsch, der sie bei der Präsidenten-Stichwahl im Februar 2010 knapp schlug. Timoschenko war eine der Galionsfiguren der "Orangen Revolution" Ende 2004.

Der Geschäftsmann Oleksander Timoschenko hielt sich während der turbulenten politischen Karriere seiner Frau im Hintergrund. Er wurde Anfang 2001 wegen einer Klage auf Veruntreuung festgenommen, die jedoch kurz darauf wieder fallengelassen wurde. 2010 tauchte er in einem Wahlspot seiner Frau auf.

Der Partei seiner Frau zufolge sah sich der 51-jährige Geschäftsmann wegen Drucks der ukrainischen Behörden zur Flucht nach Tschechien gezwungen. Timoschenkos Partei "Batkiwschtschina" (Vaterland) erklärte auf ihrer Internetseite, die Entscheidung Alexander Timoschenkos sei die Antwort auf Versuche (der Staatsführung), durch die Verfolgung von Familienangehörigen Druck auf dessen Ehefrau auszuüben.

Auch die 31-jährige Tochter des Paars, Jewgenia Carr, könnte nach Angaben ihres Anwalts Asyl beantragen. "Sollte sich der Druck erhöhen, werden wir entsprechend reagieren", sagte Sergej Wlassenko, wie die Nachrichtenagentur Interfax meldete.

Gegen Timoschenko sind noch weitere Ermittlungen wegen mutmaßlicher Finanzkriminalität im Gange, die teilweise auch ihren Mann betreffen. Die Vorwürfe drehen sich um Vorgänge im staatlichen Energieunternehmen SEUU, an dessen Spitze Julia Timoschenko in den 1990er Jahren stand. Auch ihr Mann arbeitete dort in einer Führungsposition. Er saß 2001 und 2002 unter dem Verdacht der Veruntreuung in Haft, kam dann aber mangels Beweisen wieder auf freien Fuß.

Im vergangenen Jahr hatte Prag bereits Bohdan Danilischin (Bogdan Danylyschyn), den Wirtschaftsminister der Regierung Timoschenko von 2007 bis 2010, Asyl gewährt. Das führte zu einem diplomatischen Streit zwischen beiden Ländern und im Mai 2011 zur Ausweisung zweier tschechischer Diplomaten aus der Ukraine wegen Spionagevorwürfen. Alexander Timoschenko besitzt nach Angaben des tschechischen Justizministeriums Anteile an der tschechischen Firma International Industrial Projects.


 

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Ukraine: Das ist Timoschenkos Strafkolonie

Der Anwalt der früheren ukrainischen Regierungschefin Julia Timoschenko hat die Haftbedingungen der Strafkolonie, in der die Oppositionsführerin seit Ende Dezember untergebracht ist, als Folter kritisiert.Timoschenko könne nicht mehr schlafen, weil in ihrer Zelle rund um die Uhr das Licht brenne, sagte Sergej Wlassenko am Mittwoch. Zudem werde sie Tag und Nacht von Videokameras überwacht. Diese Haftbedingungen seien "Folter.

Auf diesem Bild sind Insassen des berüchtigten Gefängnisses zu sehen (Foto aus dem Jahr 1992).

Hier soll Timoschenko ihre Haft verbringen.

Die ukrainische Justiz hat Vorwürfe einer angeblich "unwürdigen Unterbringung" der zu sieben Jahren Straflager verurteilten Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko zurückgewiesen. Die Zelle der 51-Jährigen in Charkow entspreche "europäischem Standard", so die Behörden.

Die Haftanstalt veröffentlichte mehrere Fotos, die angeblich Timoschenkos Zelle zeigen. Darauf sind zwei Betten sowie eine Küchenzeile und ein Sanitärbereich zu sehen.

Timoschenkos Zelle sei mit Überwachungskameras ausgestattet, zudem brenne ein Nachtlicht, hatte Wlassenko kritisiert. Dies sei jedoch in allen Zellen so, teilte die Anstaltsleitung mit. Sie gestattete dem Verteidiger, die vor wenigen Tagen nach Charkow verlegte Oppositionsführerin täglich zu besuchen. Dagegen erhielt Timoschenkos Tochter Jewgenija nur eine Erlaubnis für zwei Treffen pro Woche.

Gerichtsurteil: Julia Timoschenko ist schuldig