Laut Betreiber

AKW Saporischschja nach Beschuss komplett abgeschaltet

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Im von Russland besetzten südukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja sind infolge von Beschuss erneut alle Reaktoren heruntergefahren worden.  

Eine Hochspannungsleitung sei wegen eines Brandes abgeschaltet worden, teilte der ukrainische Atomkraftwerksbetreiber Enerhoatom am Montag auf seinem Telegram-Kanal mit. Dies habe zur Notabschaltung des letzten in Betrieb befindlichen Blocks sechs geführt.

Block fünf war bereits am Samstag abgeschaltet worden. Innerhalb der vergangenen drei Tage seien alle fünf Hochspannungsleitungen zum AKW und dem nahen Wärmekraftwerk durch Artilleriebeschuss beschädigt worden, hieß es. Es bestehe keine Verbindung mehr zum ukrainischen Stromnetz.

Vor eineinhalb Wochen, am 25. August, hatte es ebenfalls eine Notabschaltung der zwei in Betrieb befindlichen Reaktoren mit anschließendem Stromausfall in den besetzten südukrainischen Gebieten gegeben.

Das AKW war kurz nach dem Beginn des russischen Einmarsches in die Ukraine Anfang März erobert worden. Zur Beobachtung der Sicherheitslage befinden sich aktuell zwei Experten der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEA) im Kraftwerk. Das sich seit Wochen häufende Artilleriefeuer auf das Kraftwerksgelände hatte international die Angst vor einer Atomkatastrophe steigen lassen. Moskau und Kiew werfen sich gegenseitig den Beschuss des Kraftwerksgeländes und der Umgebung vor.

Die Ukraine eroberte unterdessen nach eigenen Angaben bei ihrer Gegenoffensive im Süden des Landes mehrere Ortschaften zurück. Zudem seien in der Nähe der von Russen besetzten Stadt Cherson ein Munitionsdepot, eine Pontonbrücke und Kontrollzentrum der russischen Armee zerstört worden, teilte das Südkommando der ukrainischen Armee in der Nacht auf Montag auf Facebook mit.

Ukraine vermeldet Rückeroberungen

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte in seiner täglichen Botschaft am Sonntagabend von der Rückeroberung von "zwei Ortschaften im Süden" und einer im Osten des Landes gesprochen, ohne deren Namen zu nennen. Der stellvertretende Leiter des ukrainischen Präsidialamts, Kyrylo Timoschenko, teilte ein Bild im Onlinedienst Twitter, wonach die ukrainische Flagge in einem von Russland im März eingenommenen Dorf im Norden der Region Cherson gehisst wurde. Die Region ist fast vollständig in russischer Hand.

Nach Angaben des US-Instituts für Kriegsstudien (ISW) macht die ukrainische Gegenoffensive im Süden und Osten des Landes "nachweislich Fortschritte". Die ukrainischen Streitkräfte "rücken entlang mehrerer Achsen in der westlichen Region Cherson vor und haben Gebiete jenseits des Flusses Siwerskyj Donez in der Region Donezk gesichert", hieß es in einem Bericht des Instituts.

Das Südkommando der ukrainischen Armee versucht nach eigenen Angaben vor allem, das Management von Truppenbewegungen und Logistik der russischen Armee durch Luftangriffe und Artilleriebeschuss zu stören.

Vorbereitungen für Referendum

Die Vorbereitungen für das Referendum in der von Russland besetzten ukrainischen Region Cherson zur Eingliederung in russisches Staatsgebiet wurden indes unterbrochen. Hintergrund sei die Sicherheitslage, berichtete die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass am Montag. Nach wochenlanger Bombardierung durch ukrainische Truppen sei die Fahrt über die wichtige Antoniwskyj-Brücke per Auto nicht mehr möglich, zitierte Tass den von Russland eingesetzten Vizechef der Stadt Cherson, Kirill Stremoussow. Die Brücke führt über den Fluss Dnjepr in der Nähe der Stadt Cherson.

Ein Datum für das Referendum in Cherson gab es noch nicht. Ende Juni hatte Stremoussow erklärt, die Vorbereitungen hätten begonnen. Geplant sei die Abstimmung für das kommende Halbjahr. Auch auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim, die an Cherson grenzt, wurde 2014 ein Referendum abgehalten, in dem sich die mehrheitlich russisch-stämmige Bevölkerung für den Anschluss an Russland aussprach. Dies ist international nicht anerkannt.

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