Ukraine-Krieg

Angriffe auf russisches Gebiet stellen Putin vor Dilemma

Teilen

Pro-ukrainische Partisanen greifen immer öfter russisches Territorium an.

Russland hat seine Angriffswelle auf die ukrainische Hauptstadt Kiew fortgesetzt. In der Nacht auf Freitag habe die russische Armee insgesamt 15 Marschflugkörper und 18 Kampfdrohnen auf Kiew abgefeuert, teilte das ukrainische Militär in der Früh mit. Alle Flugkörper seien von der ukrainischen Luftverteidigung abgefangen worden. Auch die russischen Regionen Smolensk und Brjansk sind nach russischen Angaben angegriffen worden.

"Es gibt Explosionen in der Stadt. Die Luftabwehr funktioniert", sagte der Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko in einer Mitteilung. Auch der Chef der Kiewer Militärverwaltung, Serhij Popko, sprach von insgesamt rund 30 feindlichen Objekten, die zerstört worden seien. Über mögliche Opfer, etwa durch herabfallende Trümmerteile, war zunächst nichts bekannt.

Angriffe auf russisches Gebiet

Zwei grenznahe Gemeinden in der westlichen russischen Region Brjansk sind nach russischen Angaben vom ukrainischen Militär beschossen worden. Niemand sei verletzt worden, teilte Gouverneur Alexander Bogomas mit. Auch die russische Region Smolensk im Westen des Landes ist nach Angaben des Gouverneurs von zwei Langstrecken-Drohnen angegriffen worden. Es seien zwei Orte in der Nähe der gleichnamigen Stadt in der Nacht angegriffen worden, teilte der Gouverneur Wassili Anochhin mit. Das Ziel der Drohnen sei Energie- und Treibstoffinfrastruktur gewesen. Es habe keine Feuer gegeben, niemand sei verletzt worden. Die Region Smolensk grenzt im Westen an Belarus. Die Grenze zur Ukraine liegt südlich in etwa 270 Kilometer Entfernung.

In der Vergangenheit hat die Ukraine erklärt, keine Angriffe auf russisches Territorium geführt zu haben. Diese seien auf russische Gegner der Regierung in Moskau zurückzuführen.

Die russische Militärführung steckt nach Ansicht britischer Geheimdienstexperten in einem Dilemma wegen der wiederholten Angriffe "pro-ukrainischer Partisanen" auf russisches Territorium. Moskau müsse sich entscheiden, ob es die Verteidigung der eigenen Grenzregion verstärke oder die Stellungen in den besetzten Gebieten der Ukraine, hieß es in dem täglichen Geheimdienstbericht des Verteidigungsministeriums in London am Freitag.

Russland, das seit mehr als 15 Monaten einen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt, beschießt Kiew derzeit besonders heftig. Im Mai etwa waren innerhalb eines Monats so viele Raketen, Marschflugkörper und Drohnen auf Kiew abgefeuert, wie noch nie seit Kriegsbeginn. Bei einem der jüngsten Angriffe in der Nacht auf Donnerstag wurden auch mehrere Menschen getötet, darunter ein Kind.
 

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.