Ukraine-Krieg

Asow-Regiment in Mariupol fordert Korridor für Zivilisten

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''Wenn geschossen wird, dann wackelt alles bei uns''

Kiew (Kyjiw)/Moskau/Mariupol. In der belagerten Hafenstadt Mariupol im Südosten der Ukraine hat das Regiment "Asow" die Einrichtung eines eigenen Korridors für die Evakuierung von Zivilisten gefordert. Kommandant Denys Prokopenko sagte in einer am Montag veröffentlichten Videobotschaft, das Gelände des Stahlwerks Asovstal werde von russischen Truppen mit Artillerie, bunkerbrechenden Bomben und Raketen angegriffen.

Dazu wurden Bilder gezeigt - anscheinend aus einem Bombenschutzkeller auf dem Werksgelände mit Frauen und Kindern neben aufgehängter Wäsche zwischen Doppelstockbetten.

In dem Video sagt ein Bub: "Wenn geschossen wird, dann wackelt alles bei uns." Eine Frau spricht in die Kamera: "Uns wurde alles genommen. Lasst uns wenigstens noch etwas am Leben." Prokopenko forderte alle "zivilisierten Länder" auf, für die sofortige Evakuierung und den Schutz von Zivilisten und verwundeten Soldaten zu sorgen. Auch die Leichen von Soldaten sollten aus dem Werk herausgebracht werden.

Von russischen Truppen eingeschlossen

Mariupol ist seit dem 1. März vollständig von russischen Truppen eingeschlossen und beinahe komplett erobert. In der weitgehend zerstörten Stadt sollen noch mehr als 100.000 Zivilisten ausharren. Mehrere Versuche der ukrainischen Regierung, eine organisierte Evakuierung aus der Stadt zu vereinbaren, scheiterten.

Das Asow-Regiment ist eines von mehreren paramilitärischen Freiwilligenbataillonen, die im Ukraine-Konflikt gegen russische Truppen und prorussische Separatisten im Osten des Landes kämpfen. Der Verband gilt als ultranationalistisch und ist wegen der teilweise offen rechtsextremen politischen Positionen vieler seiner Anführer und Angehörigen stark umstritten. Symbol des Regiments Asow ist die Wolfsangel, welche unter anderem von den Nationalsozialisten verwendet wurde.

Die Propaganda Moskaus verweist gerne auf Verbände wie das Asow-Regiment, um die Notwendigkeit einer "Entnazifizierung" der Ukraine zu betonen. Auf politischer Ebene spielen Rechtsextremisten in der nunmehr pro-europäischen Ukraine allerdings kaum eine Rolle. So konnte die Partei "National Corps" bei den Parlamentswahlen 2019 keine großen Erfolge verzeichnen: Sie kam auf gut zwei Prozent der Stimmen, ist damit an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert und nicht im Parlament vertreten.

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