Umstände unklar

Busse mit Soldaten verlassen Stahlwerk in Mariupol

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Die Umstände der Evakuierung waren zunächst unklar. Von ukrainischer Seite hieß es, die verletzten Verteidiger seien gegen russische Kriegsgefangene getauscht worden. Moskau hatte Evakuierungen von Kämpfern wochenlang abgelehnt.

Mariupol/Kiew (Kyjiw)/Moskau. Mehr als 260 ukrainische Militärangehörigen haben am Montag das von russischen Soldaten belagerte Asowstal-Stahlwerk in Mariupol verlassen. Das berichten Mitarbeiter der Nachrichtenagentur Reuters aus der ostukrainischen Hafenstadt. Die Umstände der Evakuierung waren zunächst unklar. Von ukrainischer Seite hieß es, die verletzten Verteidiger seien gegen russische Kriegsgefangene getauscht worden. Moskau hatte Evakuierungen von Kämpfern wochenlang abgelehnt.

53 Schwerverletzte seien am Montag zur Behandlung nach Nowoasowsk und 211 weitere Soldaten nach Oleniwka gebracht worden, erklärte das ukrainische Verteidigungsministerium am Abend. Beide Orte liegen in Gebieten unter Kontrolle des russischen Militärs. Die Regierung in Kiew hatte dagegen stets gefordert, die Verletzten auf das von der Ukraine kontrollierte Gebiet oder in ein Drittland zu überstellen.

Kiew hatte russische Angaben über die Einrichtung eines humanitären Korridors für verletzte Soldaten zunächst nicht bestätigen wollen. Ein Kommandant der im Stahlwerk eingeschlossenen Truppen sagte aber in einem Video, er führe Befehle des Oberkommandos aus, um Leben der Soldaten zu retten. Er ließ offen, was genau gemeint ist. Er sprach nicht davon, dass sich die von russischen Einheiten umzingelten Gruppen ergeben würden. Nach ukrainischen Angaben sollen sich in der Industriezone des Unternehmens Asowstal rund 1.000 Verteidiger Mariupols verschanzt haben. Hunderte von ihnen sollen verletzt sein.

Umkämpfte ostukrainische Gebiete  

In den umkämpften ostukrainischen Gebieten Donezk und Luhansk kamen indes nach Behördenangaben mindestens 19 Zivilisten ums Leben. "Infolge des Beschusses von Sjewjerodonezk gab es mindestens zehn Tote", teilte der Militärgouverneur des Gebiets Luhansk, Serhij Hajdaj, am Montag im Nachrichtendienst Telegram mit. Es sei aufgrund der Angriffe jedoch äußerst schwer, die Örtlichkeit zu überprüfen. Im benachbarten Donezker Gebiet wurden nach Angaben des Militärgouverneurs Pawlo Kyrylenko weitere neun Zivilisten getötet. Sechs weitere Menschen wurden verletzt.

Russland führt seit beinahe drei Monaten einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Die Vereinten Nationen haben dabei über 3.600 getötete Zivilisten erfasst, gehen aber von weitaus höheren Opferzahlen aus.

Während die russische Armee ihren Druck in den beiden östlichen Regionen Donezk und Luhansk verstärkte, befand sie sich weiter nördlich rund um die Millionenstadt Charkiw in der Defensive. Dort gelang ukrainischen Soldaten am Montag ein symbolischer Erfolg. Regierungsangaben erreichten sie nämlich östlich von Charkiw die Staatsgrenze. Eine unabhängige Bestätigung dafür gab es nicht. US-Angaben zufolge sind die ukrainischen Truppen in der Region bis auf drei oder vier Kilometer an die Grenze herangerückt.

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