Suche nach Verschütteten

Tote und Verletzte bei russischem Angriff auf Hochhaus

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64 Menschen wurden verletzt, darunter mindestens 12 Kinder, wie die Behörden am Samstag mitteilten.

Kiew (Kyjiw)/Moskau. Bei einem russischen Raketenangriff auf ein bewohntes Hochhaus in der ukrainischen Großstadt Dnipro sind nach vorläufigen Behördenangaben mindestens zwölf Menschen getötet worden. 64 Menschen wurden verletzt, darunter mindestens 12 Kinder, wie die Behörden am Samstag mitteilten. Unter den Toten war auch ein 15-jähriges Mädchen, hieß es. Es gebe noch Überlebende in den Trümmern, die SMS absetzten oder einfach um Hilfe riefen, sagte ein Sprecher der Einsatzkräfte.

Rettungskräfte zogen die Menschen aus den Trümmern des teils eingestürzten Hauses. 72 Wohnungen seien zerstört worden; insgesamt seien in dem Haus zwischen 100 und 200 Menschen gemeldet gewesen. Das seien beunruhigende Zahlen, hieß es. Die Suche nach Verschütteten ging weiter. Mehr als 1.000 Menschen müssten in warmen Unterkünften versorgt werden, hieß es.

Tote und Verletzte bei russischem Angriff auf Hochhaus
© TELEGRAM/KYRYLO TYMOSHENKO/AFP
× Tote und Verletzte bei russischem Angriff auf Hochhaus

In den Trümmern signalisierten verschüttete Bewohner in der Dunkelheit nach ukrainischen Medienberichten auch mit ihren Taschenlampen an Mobiltelefonen, wo sie sich unter den Trümmern befanden, um gerettet zu werden. Viele schrien auch, wie auf Videos in sozialen Netzwerken zu hören war.

Jermak: "Wir werden zurückschlagen" 

Die Präsidialverwaltung in Kiew veröffentliche Fotos und Videos von dem in Trümmern liegenden Gebäude. Der Leiter des Präsidialamts in Kiew, Andrij Jermak, zeigte sich entsetzt: "Russen sind Terroristen, die bestraft werden für alles. Alle - ohne Ausnahme." Er sagte, dass die Flugabwehr und Luftstreitkräfte ihre Arbeit erledigten. "Wir werden zurückschlagen", betonte er. Der Feind ändere seine Taktik nicht und setze seine Schläge gegen die zivile Infrastruktur fort. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj verurteilte ebenfalls den "russischen Terror". Mit Blick auf die Bergungsarbeiten sagte er: "Wir kämpfen um jeden Menschen, um jedes Leben." Die Verantwortlichen für diese Bluttat würden gefunden und betraft. Zugleich verlange Selenskyj erneut mehr Waffen vom Westen. Um die tödlichen Angriffe auf zivile Ziele zu verhindern, würden diejenigen Waffen benötigt, die sich in den Depots der Partnerländer befänden, sagt Selenskyj in seiner allabendlichen Videoansprache.

Angesichts der kritischen Lage der Stromversorgung infolge des Raketenangriffs in Dnipro bat der ukrainische Botschafter in Österreich, Wassyl Chymynez, um Hilfe. "Um die Stromversorgung wichtiger Infrastrukturobjekte in Dnipro sowie in der Dnipropetrowsk-Oblast zu gewährleisten, ersuchen wir dringend um Stromaggregate", ersuchte der Diplomat am Samstagabend auf Twitter.

Der Raketeneinschlag in Dnipro war der folgenreichste von mehreren Angriffen am Samstag. Im ganzen Land galt zeitweise Luftalarm. Es war der erste russische Großangriff dieser Art seit dem Jahreswechsel. Das ukrainische Militär teilte mit, dass von 38 russischen Raketen am Samstag 25 abgeschossen worden seien.

Kiew: Rauchwolke am Hauptbahnhof 

Bereits am Morgen gingen nach Angaben des Kiewer Bürgermeisters Vitali Klitschko Raketentrümmer in der Hauptstadt nieder. Ein Brand in einem unbewohnten Gebäude wurde gelöscht. Am Nachmittag berichteten Medien von einer Rauchwolke am Hauptbahnhof der Millionenmetropole.

Auch der Nordosten der Ukraine stand wieder unter Beschuss, wie in Kiew insbesondere die kritische Infrastruktur. Zwei Raketen seien in Charkiw eingeschlagen, berichtete der Gouverneur der Region, Oleg Synehubow. Nach Angaben der ukrainischen Nachrichtenagentur Ukrinform griffen russische Truppen Samstag früh auch Saporischschja an. Olexandr Staruch, Militärgouverneur von Saporischschja, berichtete auf Telegram von Zerstörung im Gebiet. Verletzte habe es keine gegeben.

Zuvor hatten die ukrainischen Luftstreitkräfte vor möglichen neuen Angriffen gewarnt. Demnach waren zahlreiche russische Langstreckenbomber vom Typ Tupolew Tu-95 tagsüber in der Luft. Im Schwarzen Meer hatten zudem russische Kriegsschiffe Stellung bezogen, von denen ebenfalls immer wieder Raketen abgefeuert werden.

Raketentrümmer in Moldau entdeckt

Im Norden der Republik Moldau wurden nach Angaben des Innenministeriums Raketentrümmer entdeckt. Nach der heftigen Bombardierung der Ukraine durch Russland hätten Grenzpolizisten Trümmer einer Rakete gefunden, die von den russischen Luftangriffen auf die Ukraine stammten, teilte das Ministerium auf Facebook mit.

Die ukrainischen Behörden widersprachen unterdessen erneut der Darstellung Russlands, die ostukrainische Kleinstadt Soledar sei von russischen Truppen erobert worden. "Soledar wird von den ukrainischen Behörden kontrolliert, unser Militär kontrolliert es", sagte Regionalgouverneur Pawlo Kyrylenko am Samstag im Staatsfernsehen. Es gebe weiterhin Kämpfe "in und außerhalb der Stadt". Das russische Verteidigungsministerium hatte am Freitag erklärt, die "Befreiung" von Soledar durch russische Truppen sei "abgeschlossen".

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