Zivilisten aus umkämpften Städten und Dörfern in der Ukraine können nach Angaben aus Kiew am Mittwoch nicht auf eine Evakuierung hoffen.
Kiew habe keine Antwort auf seine ans Rote Kreuz gerichteten Vorschläge erhalten, sagte Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk in einem am Mittwoch veröffentlichten Video. "Die Frage humanitärer Korridore für Isjum und Mariupol ist offen. Es ist derzeit unmöglich, Menschen dort gefahrlos herauszuholen", sagte Wereschtschuk. "
Wege für die Lieferung von Lebensmitteln und Medikamenten in eroberte Städte würden ausgearbeitet. Wereschtschuk warf den russischen Einheiten vor, sie hätten Kolonnen mit Flüchtenden und Sammelpunkte in Siedlungen beschossen. Russland erhebt seinerseits ähnliche Vorwürfe gegen ukrainische Truppen.
Die Lage in einigen ukrainischen Städten wie Isjum im Nordosten des Landes, das von der russischen Armee belagert wird, oder der südostukrainischen Hafenstadt Mariupol, die seit Tagen vollständig eingeschlossen ist, gilt als katastrophal. In den vergangenen Tagen waren immer wieder Menschen über vereinbarte Fluchtkorridore entkommen. In Mariupol waren mehrere Evakuierungsversuche gescheitert, bis am Dienstag schließlich etwa 20.000 Menschen die Stadt verlassen konnten.
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) betont, dass Vereinbarungen über humanitäre Korridore stets zwischen den Konfliktparteien ausgehandelt werden müssen. Es sei dazu mit Regierungsvertretern in Moskau und Kiew in ständigem Austausch. Die Organisation ist aber kein Garant für solche Vereinbarungen, sondern nutzt sie, um Hilfsgüter zu liefern und die Zivilbevölkerung in Sicherheit zu bringen. Kernaufgabe des IKRK ist der humanitäre Schutz und die Unterstützung von Opfern von Krieg und bewaffneter Gewalt.
IKRK-Chef Peter Maurer hält sich die kommenden fünf Tage in der Ukraine auf, um sich für besseren Zugang für humanitäre Organisationen und einen größeren Schutz der Zivilbevölkerung einzusetzen, teilte seine Organisation am Mittwoch in Genf mit. Maurer werde Vertreter der ukrainischen Regierung treffen. Ebenso werde der Dialog mit der Regierung in Moskau fortgesetzt.
Es wurde betont, dass man grundsätzlich neutral ist und niemals Seiten in einem Konflikt einnimmt. Kernaufgabe des IKRK ist es, sich um Betroffene bewaffneter Konflikte zu kümmern. Dazu gehört der Besuch von Kriegsgefangenen. Es organisiert auch humanitäre Hilfsgüter. Am Dienstag hatte das IKRK zusammen mit dem ukrainischen Roten Kreuz Hunderte Menschen in Konvois mit mehr als 80 Bussen aus der belagerten ukrainischen Region Sumy an der russischen Grenze in Sicherheit gebracht.