Der belarussische Präsident äußerte sich anlässlich einer Feier zum Nationalfeiertag seines Landes. Dabei erhob er schwere Vorwürfe gegen die Ukraine und auch den Westen.
Minsk/Kiew (Kyjiw)/Moskau. Inmitten von Spekulationen über ein mögliches belarussisches Eingreifen in den Ukraine-Krieg hat der dortige Diktator Alexander Lukaschenko der Ukraine Raketenangriffe auf sein Land vorgeworfen. "Wir werden provoziert", sagte Lukaschenko am Samstag nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Belta. Vor drei Tagen hätte die ukrainische Armee versucht, militärische Einrichtungen in Belarus anzugreifen, doch seien die Raketen allesamt abgefangen worden, so Lukaschenko.
Der belarussische Präsident äußerte sich anlässlich einer Feier zum Nationalfeiertag seines Landes. Dabei erhob er schwere Vorwürfe gegen die Ukraine und auch den Westen. "Westeuropa hat zuerst ein Monster namens faschistisches Deutschland aufgezogen und züchtet jetzt ein neues Monster in der Ukraine", bemühte er einen historischen Vergleich.
Lukaschenko drohte in seiner Rede auch unverhohlen mit militärischer Vergeltung, sollte eines einen militärischen Angriff auf Belarus geben. "Vor weniger als einem Monat habe ich den Einheiten der Streitkräfte den Befehl gegeben, die - wie man jetzt sagen kann - Entscheidungszentren in ihren Hauptstädten ins Visier zu nehmen", sagte der 67-Jährige nach Angaben der deutschen Presse-Agentur dpa. Was er genau damit meinte, erläuterte er nicht. Er fügte hinzu: "Fassen Sie uns nicht an - und wir werden Sie nicht anfassen."
Lukaschenko ist enger Verbündeter Russlands
Lukaschenko ist ein enger Verbündeter Russlands, das seinen Überfall in der Ukraine im Februar mit einer vermeintlichen "Denazifizierung" des Landes zu rechtfertigen suchte. Zu Kriegsbeginn ließ der Machthaber die russischen Invasionstruppen über belarussisches Territorium in Richtung der ukrainischen Hauptstadt Kiew vorrücken. Die Invasoren sollen in Vorstädten Kiews abscheuliche Kriegsverbrechen verübt haben, darunter die Tötung von hunderten unbewaffneten Zivilisten.
Die ukrainische Armee berichtete indes von möglichen Kriegsvorbereitungen in Belarus. Wie die Nachrichtenagentur Ukrinform berichtete, werde in den Grenzregionen Brest und Gomel die Errichtung von Pontonbrücken geübt. Es gebe aber zunächst keine Anzeichen für die Bildung von Offensivkräften. Der Bürgermeister der westukrainischen Stadt Lwiw (Lemberg), Andrij Sadowyj, sagte indes, dass man sich auf eine "Eskalation" seitens von Belarus vorbereite. Konkret wird befürchtet, dass belarussische Truppen durch eine Invasion die Versorgungswege zwischen Lwiw und der polnischen Grenze abschneiden könnten.
Die Lage in Belarus wird auch mit Blick auf die Sicherheit der NATO-Staaten im Baltikum mit besonderem Interesse beobachtet. Die russische Ostsee-Exklave Kaliningrad ist nämlich nur durch einen schmalen Korridor von Belarus getrennt, der zugleich die einzige Landverbindung der baltischen Staaten zum Rest des NATO-Territoriums darstellt. Ein etwaiger Versuch Russlands, über seinen Verbündeten Belarus eine Landverbindung zu Kaliningrad herzustellen, würde den Bündnisfall und damit das Eingreifen der NATO in den Krieg auslösen.