Regierung

Nehammer nach AKW-Beschuss für Sperrzonen bei Reaktoren

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Die russische Armee und Präsident Wladimir Putin würden im wahrsten Sinn "mit dem Feuer spielen".

Nach dem russischen Beschuss des ostukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja hat Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) an die Russische Föderation appelliert "maßgeblich darauf zu achten, dass es zu keinen Kampfhandlungen in der Nähe von Atomkraftwerken kommt." Die Folgen wären "unabschätzbar", warnte Nehammer am Freitag nach einem gemeinsamen Lagebriefing mit Ministerin Leonore Gewessler (Grüne) in der Strahlenschutzabteilung des Klimaschutzministeriums in Wien.

Nehammer und die Energieministerin würden indes alle Kontakte dazu nutzen, dieses Problembewusstsein auch in die Russischen Föderation zu tragen. Er rief dazu auf "sichere Korridore für die Städte zu schaffen", und deren Beschuss einzustellen. "Dieser Wahnsinn muss ein Ende haben", es hänge von Präsident Putin ab, "er kann den Befehl geben, die Kampfhandlungen einzustellen", so der Kanzler.

Nehammer berichtete von einem Telefonat mit dem ukrainischen Premierminister am Donnerstag. Dieser hätte ihm in großer Sorge mitgeteilt, dass er die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) über die Notwendigkeit von Sperrzonen bei den AKW informiert habe. Gewessler nannte den Beschuss des AKW Saporischschja einen "inakzeptablen Akt", betonte aber auch, dass für "Österreich keine Gefahr besteht".: "Trotzdem zeigen uns die Ereignisse auch - die Atomkraft ist eine gefährliche Technologie".

Keine Folgen für Österreich

Was die Gefahr durch das 1.300 Kilometer entfernte AKW Saporischschja betrifft, so sagte Verena Ehold, Leiterin Strahlenschutzabteilung, dass hier selbst im "allerschlimmsten Fall" für Österreich nur landwirtschaftliche Maßnahmen notwendig gewesen wären, die Einnahme von Jodtabletten wäre hingegen in keinem Szenario notwendig. Das Gesundheitsministerium wies bereits Anfang der Woche darauf hin, dass die aktuelle Lage keine Bevorratung von Kaliumiodid-Tabletten durch Privatpersonen erfordert.

Laut Ehold handelt es sich bei den 15 Reaktoren sowjetischer Bauart in der Ukraine um Leichtwasserreaktoren. Es würde zu keiner Explosion kommen wie in Tschernobyl, denn auch wenn im schlimmsten Fall der Reaktorkern zerstört wäre, gebe es keine Kettenreaktion als Folge. Die ukrainischen AKW seien mit einem "Cotainment" ausgestattet, also sehr gut gesichert, "diese Anlagen würden auch direkte Flugzeugabstürze abfangen". Die Abteilung Strahlenschutz ist jedenfalls weiterhin in ständigem Austausch mit der IAEA und informiert die Bundesregierung laufend über weitere Entwicklungen

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