Bundeskanzler Karl Nehammer hat bei seinem Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin "generell keine positiven Eindrücke" gewonnen. Ein Mini-Zugeständnis des Kreml-Herrschers konnte er aber erreichen.
Bundeskanzler Karl Nehammer hat bei seinem Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin "generell keine positiven Eindrücke" gewonnen. Das erklärte er am Montagabend bei einer Videokonferenz. Wichtig sei aber "persönlicher Kontakt", so der Kanzler, der dafür eintrat, den Weg des Dialog weiterzugehen, "damit es kein Vakuum gibt". Auf seine Botschaft, dass der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj das persönliche Gespräch suche, habe es "keine Reaktion" gegeben.
Es sei wichtig gewesen, den russischen Präsidenten unter vier Augen mit den Schrecken des Kriegs zu konfrontieren, sagte Nehammer. Im Zusammenhang mit einer in der Ostukraine drohenden Offensive der russischen Armee sprach der Bundeskanzler von einem Bedarf für humanitäre Korridore, die die Evakuierung der Zivilbevölkerung erlaube. "Ich habe Putin darauf hingewiesen, dass er mit seiner Armee die Verantwortung für die Sicherheit der Korridore trägt", sagte er mit Verweis auf russische Vorwürfe gegen die Ukraine, Evakuierungen verhindert zu haben. Putin sei schließlich auch derjenige, der die Invasion vornehme.
Fluchtkorridore sollen offengehalten werden
In diesem Zusammenhang machte Putin Nehammer das Zugeständnis, die Fluchtkorridore offen zu halten und mit dem Internationalen Roten Kreuz zu kooperieren. Generell habe er aber "keine zukunftsfrohen Aussichten", erklärte Nehammer, der als erster Regierungschef eines EU-Landes seit Kriegsbeginn am 24. Februar mit Putin persönlich sprechen konnte.
"Putin ist massiv in der Kriegslogik angekommen und handelt auch entsprechend", so der Regierungschef. Anfangs habe Putin den Begriff "Krieg" nicht akzeptiert, gegen Ende habe der russische Präsident jedoch sinngemäß gesagt, er hoffe, dass dieser bald ende. Dies könne aber auch bedeuten, dass die Offensive in der Ostukraine rasch beginne und dies für die Zivilbevölkerung brutal und heftig werden könne.