Ukraine-Krise

Russland sammelt Ressourcen zum Angriff auf Kiew

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Laut der ukrainischen Armee hat Russland begonnen, Ressourcen für den Sturm auf die ukrainische Hauptstadt Kiew zusammenzuziehen.

Das geht aus dem Bericht des Generalstabs hervor, der auf Facebook veröffentlicht wurde. In der Nacht auf Montag setzte die russische Armee ihre Luftangriffe auf die zweitgrößte Stadt der Ukraine, Charkiw, fort. Nach ukrainischen Angaben wurden seit Beginn des russischen Angriffs in Charkiw 133 Zivilisten getötet worden, darunter fünf Kinder.

Außerdem seien bei den Kämpfen 76 Angehörige verschiedener ukrainischer Streitkräfte ums Leben gekommen, meldete die ukrainische Agentur Unian am Montag unter Berufung auf die Nationalpolizei des Gebiets Charkiw. Weitere 443 Menschen seien verletzt worden, davon 319 Zivilisten.

Das Portal "Strana.news" berichtete unter Berufung auf einen Sprecher des Charkiwer Stadtrats, dass Hunderte Objekte in der Millionenstadt getroffen und beschädigt worden seien. Darunter seien der zentrale Platz der Stadt, Wohnhäuser und Verwaltungsgebäude. Auch der Fernsehturm von Charkiw war nach ukrainischen Angaben bei einem russischen Angriff beschädigt worden. Nach Angaben des ukrainischen Inlandsgeheimdienstes SBU wurde in Charkiw zudem ein Forschungszentrum mit Atommaterial mit Raketenwerfern beschossen. Moskau beharrt darauf, dass nur militärische Ziele angegriffen würden.

Weiterhin belagerte die russische Armee den strategisch wichtigen Hafen Mariupol am Asowschen Meer im Südosten des Landes. Dort war am Sonntag ein zweiter Versuch einer Evakuierung der Zivilbevölkerung gescheitert.

Ukrainer melden Rückeroberungen

Die ukrainischen Behörden meldeten die Rückeroberung der Stadt Chuhuiv im Nordosten des Landes. Russische Truppen versuchen laut dem ukrainischen Generalstab, die volle Kontrolle über die kurz vor Kiew liegenden Städte Irpin und Butscha zu erlangen - und wollten sich zudem einen taktischen Vorteil verschaffen, indem sie die östlichen Außenbezirke Kiews über die Bezirke Browary und Boryspil erreichten.

Ukrainische Truppen eroberten indes den Flughafen der südukrainischen Großstadt Mykolajiw zurück. "Wir haben sie verjagt", sagte der Gouverneur des Gebiets Mykolajiw, Witalij Kim, in einer am Montag veröffentlichten Videobotschaft. Zwar könnten derzeit dort keine Maschinen abheben. "Aber der Flughafen ist unser", sagte Kim. Wenige Stunden zuvor hatte er gesagt, der Feind sei auf den Airport vorgedrungen. Alle anderen Angriffe in der Gegend seien aber abgewehrt worden. Der Flughafen liegt im Norden der Stadt.

Mykolajiw mit fast 500.000 Einwohnern liegt strategisch günstig nahe der Mündung des Südlichen Bugs ins Schwarze Meer. Sollten russische Truppen die Stadt umgehen oder isolieren können, stünde ihnen der Landweg nach Odessa offen und diese bedeutende südwestliche Hafenstadt könnte vom Rest des Landes abgeschnitten werden.

Der Berater des ukrainischen Innenministers, Wadym Denysenko, sagte laut der ukrainischen Internetzeitung "Ukrajinska Prawda" in einer Live-Fernsehsendung Sonntagabend, auf Anfahrtswegen nach Kiew habe sich eine recht große Menge an russischer Ausrüstung und Truppen angesammelt. "Wir gehen davon aus, dass der Kampf um Kiew die Schlüsselschlacht der nächsten Tage ist."

Klitschko ruft Bevölkerung zum Durchalten auf

Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko rief die Einwohner der ukrainischen Hauptstadt erneut mit Nachdruck zum Durchhalten auf. "Die Hauptstadt bereitet sich auf die Verteidigung vor", sagte Klitschko in einer am Montag verbreiteten neuen Videobotschaft. Er bitte alle Kiewer darum, die Ruhe zu bewahren, zu Hause zu bleiben oder bei Alarmsignalen in die Schutzräume zu laufen.

Laut einem US-Medienbericht hat Russland für seinen Angriff auf die Ukraine syrische Kämpfer rekrutiert. Das "Wall Street Journal" berichtete unter Berufung auf vier US-Beamte, dass sich bereits einige in Russland auf den Einsatz in der Ukraine vorbereiten. Die Kämpfer hätten Erfahrung im Häuserkampf und könnten den russischen Truppen demnach bei der Einnahme Kiews helfen.

Die russischen Streitkräfte erhalten bei ihrem Angriffskrieg bereits Unterstützung von Kämpfern aus der autonomen Republik Tschetschenien. Der mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin verbündete Machthaber Ramsan Kadyrow hatte vergangene Woche den Tod zweier seiner Soldaten im Ukraine-Krieg gemeldet.

Nach Angaben des ukrainischen Verteidigungsministers Oleksij Resnikow sind bisher mehr als 140.000 Ukrainer ins Land zurückgekehrt, Zehntausende hätten sich den Selbstverteidigungskräften angeschlossen. Außerdem hätten sich bereits mehr als 20.000 ausländische Freiwillige gemeldet, um gegen die russischen Truppen zu kämpfen.

Laut ukrainischem Generalstab wurden seit Kriegsbeginn am 24. Februar mehr als 11.000 russische Soldaten getötet. Knapp 300 Panzer und 1.000 weitere gepanzerte Fahrzeuge sowie mehr als 100 Kampfflugzeuge und Hubschrauber seien abgeschossen worden. Allein in der Nacht auf Montag hätten ukrainische Truppen bei einem Angriff auf einen Flugplatz nahe der südukrainischen Stadt Cherson etwa 30 russische Helikopter zerstört, teilte das Kommando der Marineinfanterie mit.

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