Ukraine-Krieg

Russland: Blockade von Stahlwerk in Mariupol steht

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Das Verteidigungsministerium in Moskau sprach von einer "sicheren Blockade" des Werks.

Kiew (Kyjiw)/Moskau. In der durch die Kämpfe schwer zerstörten ostukrainischen Hafenstadt Mariupol hat sich die Lage nach russischen Angaben normalisiert. "Die Bewohner der Stadt haben die Möglichkeit bekommen, sich wieder frei auf der Straße zu bewegen", sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Freitag. Die Reste der ukrainischen Kämpfer und der "Söldner aus den USA und europäischen Ländern" seien auf dem Gelände des Stahlwerks Azowstal eingeschlossen.

Das Verteidigungsministerium in Moskau sprach von einer "sicheren Blockade" des Werks. Präsident Wladimir Putin hatte seinen Verteidigungsminister am Donnerstag angewiesen, den riesigen Komplex abzuriegeln, "damit nicht einmal eine Fliege durchkommt".

Russische Luft- und Raketenangriffe

Das Verteidigungsministerium erklärte außerdem, Russland habe am Freitag Dutzende von Zielen in den ukrainischen Regionen Donezk und Charkiw getroffen. Durch russische Luft- und Raketenangriffe sind laut Konaschenkow am Tag insgesamt 39 Militärobjekte getroffen worden. Unter anderem seien Munitionsdepots, aber auch Truppenansammlungen, Kommandopunkte und Militärkonvois vernichtet worden.

In einer Erklärung bezeichnete das Ministerium die verbliebenen Kämpfer des ukrainischen Asow-Bataillons, die sich in dem Stahlwerk verschanzt haben, als Nazis. "Die Lage in Mariupol hat sich normalisiert. Die Bewohner der Stadt können jetzt frei nach draußen gehen, ohne Angst vor ukrainischen Nazis", sagte Konaschenkow. Die Straßen würden von Trümmern und kaputter Militärtechnik geräumt. Die Stadt war in den schlimmsten Verwüstungen des achtwöchigen Krieges in Schutt und Asche gelegt worden.

Putin ist am 24. Februar in die Ukraine einmarschiert mit dem erklärten Ziel, das Land zu entmilitarisieren und zu "entnazifizieren", was Kiew und der Westen als unbegründete Kriegspropaganda zurückgewiesen haben. Die Ukraine schätzt, dass in Mariupol, wo einst 400.000 Menschen lebten, Zehntausende von Zivilisten ums Leben gekommen sind. Die Vereinten Nationen und das Rote Kreuz gehen davon aus, dass die Zahl der zivilen Opfer mindestens in die Tausende geht.

Russland hat bereits 20.000 Soldaten verloren

Offiziell hat Moskau bisher nur 1.351 getötete Soldaten bestätigt, die wahren Opferzahlen dürften aber weit hoher sein. Die Kreml-nahe Zeitung „Readovka“ hat am späten Donnerstagabend kurz vor Mitternacht nun auf der VKontakte-Seite (russische Facebook) ganz andere Zahlen veröffentlicht – und kurz danach wieder gelöscht.

Demnach wurden bisher 13.414 Soldaten getötet, knapp 7.000 weitere gelten als vermisst. In Summe hat die russische Armee also bereits 20.000 Soldaten verloren. 116 Russen sind auf dem gesunkenen Schlachtschiff „Moskwa“ gestorben, 100 weitere gelten als vermisst.

Wie es zur Veröffentlichung der brisanten Zahlen kam, ist bislang nicht bekannt. Die Zeitung spricht offiziell von einem Hackerangriff.

Massengrab entdeckt

In der Nähe von Mariupol wurde ukrainischen Angaben zufolge ein Massengrab mit bis zu 9.000 Toten entdeckt. Bürgermeister Wadym Bojtschenko wirft Moskau vor, „ihre Kriegsverbrechen verheimlichen“ zu wollen und spricht von einem „neuen Babyn Jar“. In diesem Tal auf dem auf dem Gebiet der ukrainischen Hauptstadt Kiew ermordeten 1941 Nazi-Truppen innerhalb von 48 Stunden mehr als 33.000 jüdische Männer, Frauen und Kinder.

Russland: Blockade von Stahlwerk in Mariupol steht
APA/AFP/Satellite image ©2022 Maxar Technologies
× Russland: Blockade von Stahlwerk in Mariupol steht

Satellitenbilder zeigen dem Betreiber Maxar zufolge das Massengrab nahe der belagerten ukrainischen Stadt Mariupol. Das Feld sei in den vergangenen Wochen vergrößert worden, teilt das US-Unternehmen mit. Ein Vergleich von Bildern von Mitte März bis Mitte April deute darauf hin, dass die Vergrößerung zwischen dem 23. und 26. März begonnen habe.

Das Massengrab liege in der Nähe eines existierenden Friedhofes in der Ortschaft Manhusch 20 Kilometer westlich von Mariupol. Nach einem Bericht der US-Zeitung "The New York Times", die die Aufnahmen nach eigenen Angaben analysiert hat, gibt es dort etwa 300 ausgehobene Grabstellen. Sie sollen innerhalb von zwei Wochen zwischen März und April angelegt worden sein, wie ein Vergleich der Aufnahmedaten gezeigt habe.

Selenskyj: "Mariupol ist noch nicht verloren" 

 Nach Angaben aus Kiew dauert der Widerstand in der ukrainischen Hafenstadt Mariupol an. Die Stadt widersetze sich weiter Russland, sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner allabendlichen Videobotschaft in der Nacht zum Freitag. "Trotz allem, was die Besetzer über sie sagen." Selenskyj hält die nach Angaben des Kreml nun von Russland kontrollierte Hafenstadt noch nicht für komplett verloren.

"Die Situation ist schwierig, die Situation ist schlecht", sagte der Staatschef am Donnerstag Journalisten örtlichen Medien zufolge in Kiew. "Dort gibt es über 400 Verwundete in dieser Zitadelle. Das sind nur die Soldaten." Es gebe ebenfalls verletzte Zivilisten.

100.000 eingeschlossene Zivilisten

Kiew habe Moskau bereits mehrere Varianten vorgeschlagen, darunter einen Austausch von "Verwundeten gegen Verwundete". "Vor uns liegen entscheidende Tage, die entscheidende Schlacht um unseren Staat, um unser Land, um den ukrainischen Donbass", betonte Selenskyj.

Über das Schicksal der rund 100.000 eingeschlossenen Zivilisten in der Hafenstadt entscheidet nach den Worten des Bürgermeisters allein der russische Präsident Wladimir Putin. "Es ist wichtig zu verstehen, dass das Leben der Menschen, die noch dort sind, in den Händen einer einzigen Person liegen - Wladimir Putin. Und alle Todesopfer, die noch hinzukommen, gehen auch auf sein Konto", sagt Bürgermeister Wadym Bojtschenko.

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 23:26

Selenskyj: Partner liefern endlich erbetene Waffen

Die Partner der Ukraine liefern Präsident Wolodymyr Selenskyj zufolge nun endlich die Waffen, um die sein Land gebeten habe. Diese würden helfen, die Leben Tausender Menschen zu retten, erklärte er in einer Videoansprache.

 22:54

USA: Mehr als 20 Staaten bei Ukraine-Treffen erwartet

Bei dem Treffen zur Ukraine in Ramstein am Dienstag erwarten die USA Vertreter aus mehr als 20 Staaten. Es seien etwa 40 Nationen eingeladen worden, gab das US-Verteidigungsministerium bekannt. Das Treffen finde nicht unter dem Dach der NATO statt und auch Nicht-Mitgliedsländer sollten teilnehmen, sagt Ministeriumssprecher John Kirby. Bei den Gesprächen werde es um die langfristigen Sicherheitsbedürfnisse der Ukraine gehen.

 22:07

Moskau: Ein Toter und 27 Vermisste nach Untergang der "Moskwa"

Acht Tage nach dem Untergang des Kriegsschiffs "Moskwa" hat Russland erstmals Verluste im Zusammenhang mit dem Vorfall eingeräumt. Ein Besatzungsmitglied sei gestorben und 27 weitere Matrosen würden vermisst, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am Freitag laut russischen Nachrichtenagenturen mit. Die übrigen 396 Mitglieder der Besatzung des am 14. April im Schwarzen Meer gesunkenen Lenkwaffenkreuzers seien gerettet worden.

Die ukrainische Armee hatte das Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte nach eigenen Angaben mit Raketen beschossen. Das US-Verteidigungsministerium bestätigte diese Darstellung. Russland erklärte hingegen, an Bord des Kreuzers sei Munition detoniert.

 21:35

Guterres möglicherweise auch nach Kiew

Nach dem für Dienstag geplant Aufenthalt in Moskau für ein Treffen mit Präsident Putin scheint es derzeit gut möglich, dass UNO-Generalsekretär Guterres nach Kiew weiterreist: "Wir sind in Kontakt mit der Regierung der Ukraine bezüglich der Vorbereitungen für mögliche Besuche", hieß es dazu von der UNO.

Auch der italienische Premierminister Mario Draghi will offenbar nach Kiew reisen, um den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zu besuchen. Das Treffen sollte noch vor Draghis für Mitte Mai geplantem Besuch in den USA stattfinden, verlautete aus Draghis Büro am Freitag. Draghi hat sich in der vergangenen Woche mit dem Coronavirus infiziert und verbringt derzeit eine Quarantäne in seinem Haus in Città della Pieve in Umbrien.

 21:15

Draghi erwägt Besuch bei Selenskyj in Kiew

Der italienische Premierminister Mario Draghi will den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Kiew besuchen. Das Treffen sollte noch vor Draghis Mitte Mai geplanten Besuch in den USA stattfinden, verlautete aus Draghis Büro am Freitag. Draghi hat sich in der vergangenen Woche mit dem Coronavirus infiziert und verbringt derzeit eine Quarantäne in seinem Haus in Città della Pieve in Umbrien.

 19:30

Spanien eröffnet seine Botschaft in Kiew wieder

Spanien hat seine zu Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine geschlossene Botschaft in Kiew am Freitag wieder eröffnet. Das sei Ausdruck der politischen Unterstützung, sagte Spaniens Außenminister José Manuel Albares vor Journalisten am Rande eines Besuchs der Biennale in Venedig, wie der staatliche spanische TV-Sender RTVE berichtete.

Am Vortag hatte Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez zusammen mit seiner dänischen Kollegin Mette Frederiksen Kiew besucht und dabei den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zu einem Gespräch getroffen. Albares hob die militärische und humanitäre Hilfe seines Landes für die Ukraine hervor und kündigte an, Spanien werde auch forensische Experten zur Aufklärung russischer Kriegsverbrechen entsenden.

 19:16

Schwedens Sozialdemokraten entscheiden bis 24. Mai über NATO-Beitritt

Schwedens regierende Sozialdemokraten wollen bis zum 24. Mai über einen Nato-Beitritt entscheiden. Das gab Parteichef Tobias Baudin bekannt. Die Sozialdemokraten haben lange eine Mitgliedschaft in dem Militärbündnis abgelehnt, was gegenwärtig als größtes Hindernis für ein Beitritt gilt. Allerdings unterstützt eine Mehrheit im Parlament bereits den Schritt. In Schweden soll zudem bis Mitte Mai eine umfassende Prüfung der Sicherheitspolitik abgeschlossen sein.

 18:43

UNO-Chef Guterres trifft Putin in Moskau

Nach rund zwei Monaten Krieg in der Ukraine wird Russlands Präsident Wladimir Putin am Dienstag (26. April) nach Kremlangaben UNO-Generalsekretär António Guterres in Moskau empfangen. Guterres werde sich auch zu Gesprächen mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow treffen, teilte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Freitag mit. Der UNO-Chef hatte zuvor um ein Treffen mit Putin gebeten.

Guterres werde im Zuge verstärkter Friedensbemühungen im Ukraine-Krieg nach Moskau reisen. "Er wird ein Arbeitstreffen und ein Mittagessen mit Außenminister Sergej Lawrow haben. Der Generalsekretär wird von Präsident Wladimir Putin empfangen", sagte eine Sprecherin.

 18:12

Minister verlassen Entwicklungs-Treffen aus Protest gegen Russland

Vertreter mehrerer Länder haben am Freitag ein Entwicklungshilfe-Treffen bei der Frühjahrstagung von IWF und Weltbank in Washington zeitweise verlassen - aus Protest gegen einen Redebeitrag Russlands. Die deutsche Entwicklungsministerin Svenja Schulze sagte am Freitag, als der russische Ressortchef das Wort ergriffen habe, sei sie gemeinsam mit Vertretern anderer Staaten aus dem Raum gegangen. Darunter seien Kollegen aus Japan, Großbritannien, Frankreich und Italien gewesen.

Bereits am Mittwoch hatten Finanzminister mehrerer Länder bei einem G20-Treffen in Washington während der Rede des russischen Ressortchefs Anton Siluanow den Raum verlassen. Der deutsche Finanzminister Christian Lindner blieb, ebenso wie die übrigen Amtskollegen der G7-Staaten, hieß es. Die Gruppe habe stattdessen auf den Redebeitrag des Russen geantwortet.

 17:24

IAEA-Team reist nächste Woche nach Tschernobyl

Ein Team der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) wird nächste Woche in der ukrainische Atomanlage Tschernobyl technische Unterstützung leisten. IAEA-Chef Rafael Grossi und die Experten werden am Dienstag anreisen, wie die Organisation am Freitag in Wien ankündigte. Im Zuge der Invasion in die Ukraine war die Sperrzone um das 1986 havarierte Atomkraftwerk Tschernobyl von russischen Einheiten eingenommen worden.

 17:12

EU-Kommission: Gaszahlungen in Rubel ohne Sanktionsbruch möglich

Unternehmen aus der Europäischen Union können russische Gaslieferungen womöglich doch in Rubel bezahlen, ohne damit die EU-Sanktionen gegen Moskau zu verletzen. Vor den Zahlungen sollten sie allerdings eine Erklärung abgeben, heißt es in einem Reuters vorliegenden Dokument der EU-Kommission.

Danach sollten sie ihre vertraglichen Verpflichtungen als erfüllt betrachten, wenn sie Euro oder Dollar bei der Gazprombank einzahlen - und nicht erst später, nachdem die Zahlung in Rubel umgewandelt wurde. "Es wäre ratsam, sich von der russischen Seite bestätigen zu lassen, dass dieses Verfahren nach den Regeln des Dekrets möglich ist", heißt es in dem Dokument.

 17:12

Kanada: G20-Gruppe kann mit Russland nicht mehr funktionieren

Kanadas Finanzministerin Chrystia Freeland sagte in Washington, die G20-Gruppe der führenden Industrie- und Schwellenländer könne mit Russland wegen des Angriffs auf die Ukraine nicht mehr richtig funktionieren. Russland sollte kein Platz am Tisch mehr bekommen.

 16:52

Russland: Friedensgespräche wurden heute fortgesetzt

In den Friedensverhandlungen Russlands und der Ukraine haben die Leiter beider Delegationen nach russischen Angaben heute mehrere lange Gespräche geführt. Der russische Chefunterhändler Wladimir Medinski sagte, die Gespräche hätten mit dem Leiter der ukrainischen Delegation stattgefunden.

 16:14

Lagarde: Krieg ist auch Zäsur für Globalisierung

Die russische Invasion der Ukraine stellt aus Sicht von EZB-Chefin Christine Lagarde eine Zäsur für die Globalisierung dar. Mit dem russischen Angriffskrieg sei eine Neubewertung der internationalen wirtschaftlichen Beziehungen und Abhängigkeiten in Gang gekommen, betonte die Französin am Freitag in einer Rede am Washingtoner Peterson Institute for International Economics:

"In einer Welt nach der Invasion ist es zusehends nicht mehr vertretbar, den Handel von universellen Werten wie Respekt für internationales Recht und Menschenrechte zu trennen", fügte sie hinzu.

 15:48

Bei weißer Flagge - Russen bereit zu Feuerpause in Mariupol

Das russische Militär will nach eigenen Angaben in Mariupol eine Feuerpause ausrufen und einen humanitären Korridor zum umkämpften Stahlwerk Asowstal schaffen - sollten sich die Ukrainer ergeben. Russland sei bereit, "jederzeit eine Waffenruhe zu verkünden", um Zivilisten aus der Fabrik zu lassen, aber auch Kämpfer, "wenn sie den Wunsch äußern, ihre Waffen niederzulegen", sagte Generaloberst Michail Misinzew vom russischen Verteidigungsministerium am Freitag.

Dazu müssten die Ukrainer im Stahlwerk weiße Flaggen hissen. Misinzew widersprach damit der ukrainischen Vizeregierungschefin Iryna Werschtschuk, die den russischen Truppen vorgeworfen hatte, die Flucht von Zivilisten zu behindern. Seit 21. März habe es täglich Feuerpausen für Flüchtlinge gegeben, behauptete der russische Offizier. "Aus Mariupol konnten so 14..631 Zivilisten und 341 Ausländer evakuiert und 1844 ukrainische Wehrdienstleistende sicher herausgeholt werden, die sich ergeben haben."

 13:34

Kuleba: Verweigerer von Waffenlieferungen "Heuchler"

Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba hat jenen Staaten "Heuchelei" vorgeworfen, die seinem Land keine schweren Waffen zur Abwehr der russischen Aggression liefern wollen, obwohl sie dazu in der Lage wären.

"Wenn ein Land zu uns kommt und sagt: "Wir haben keine Panzer, aber wir haben kugelsichere Westen", dann verstehen wir das. In manchen Fällen sehen wir, dass Länder etwas tun können, es aber unterlassen, weil sie keine schlechten Beziehungen zu Russland haben wollen", sagte Kuleba am Freitag in Bukarest in Rumänien. Konkrete Beispiele nannte er nicht. "Auf Rumänien trifft dies aber nicht zu. Was wir nicht akzeptieren, ist die Heuchelei", führte der Minister weiter aus. "Rumänien war seit Beginn dieses Krieges ehrlich und offen."

Aktuell steht vor allem die deutsche Bundesregierung und konkret Kanzler Olaf Scholz (SPD) in der Frage von Waffenlieferungen erheblich unter Druck. Scholz wird wegen seiner zögerlichen Haltung hierzu aus Kiew sowie von seinen Partnern in der Regierungskoalition heftig kritisiert.

 12:49

Baltische Staaten kaufen derzeit kein russisches Gas

Estland, Lettland und Litauen kaufen derzeit kein russisches Gas und wollen dies nach den Worten des lettischen Ministerpräsidenten Krisjanis Karins auch in Zukunft vermeiden. "Zu diesem Zweck werden wir zusammenarbeiten, um genügend Gasvorräte sicherzustellen", sagte Karins am Freitag auf einer gemeinsamen Pressekonferenz nach einem Treffen der drei baltischen Ministerpräsidenten. "Und wir werden den unterirdischen Gasspeicher in Lettland nutzen."

Deutschlands Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) zeigte unterdessen Bereitschaft, das Kontingent der Bundeswehr im NATO-Einsatz an der Ostflanke des Bündnisses massiv zu erhöhen. Sollte dies die Nato auf dem Gipfel im Sommer in Madrid beschließen, werde Deutschland dazu einen "substanziellen Beitrag" leisten, sagt Baerbock in Vilnius. "Es braucht nicht nur Lippenbekenntnisse in Madrid."

Baerbock trübte zugleich die Aussichten auf ein baldiges Kriegsende. "Einen Waffenstillstand um jeden Preis kann es nicht geben", sagt Baerbock in Vilnius. Einen "Diktat-Frieden" mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin werde man nicht akzeptieren.

 12:27

Moskau will volle Kontrolle über Donbass und Süden

Russland strebt nach Angaben eines ranghohen Generals die vollständige Kontrolle über den gesamten Donbass sowie die Südukraine an. Seit Beginn der "zweiten Phase der Spezialoperation" der russischen Armee in der Ukraine sei es "eine ihrer Aufgaben, die vollständige Kontrolle über den Donbass und die Südukraine zu erlangen", sagte der Generalmajor Rustam Minnekajew am Freitag laut russischen Nachrichtenagenturen. So könne man auch nach Transnistrien gelangen.

Auf diese Weise könne eine "Landverbindung" zur annektierten Krim-Halbinsel geschaffen werden, sagte Minnekajew. "Die Kontrolle über den Süden der Ukraine ist ein weiterer Weg, um nach Transnistrien zu gelangen, wo auch die Tatsachen der Diskriminierung russischsprachiger Einwohner zur Kenntnis genommen werden. Allem Anschein nach kämpfen wir jetzt gegen die ganze Welt, wie es während des Großen Vaterländischen Krieges war. Europa, die ganze Welt war gegen uns." Und jetzt gehe es weiter, meinte der Vize-Kommandant des zentralen Militärbezirks Russlands.

 11:10

Scholz: Es wird keinen russischen Diktat-Frieden geben

Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz hält nach eigenen Worten einen Frieden in der Ukraine nur bei einem Rückzug der russischen Truppen für möglich. "Es muss einen Waffenstillstand geben, die russischen Truppen müssen sich zurückziehen", forderte Scholz in einem am Freitag veröffentlichten Interview des "Spiegel". Eine Friedensvereinbarung müsse es möglich machen, dass sich die Ukraine selbst verteidigen könne.

"Wir werden sie so ausrüsten, dass ihre Sicherheit garantiert ist. Und wir stehen als Garantiemacht zur Verfügung", sagte der SPD-Politiker. "Einen Diktatfrieden, wie er Putin lange vorgeschwebt hat, wird es nicht geben." Der deutsche Bundeskanzler verteidigte erneut Deutschlands Position bei den Waffenlieferungen. Die Möglichkeiten der Bundeswehr aus ihrem Arsenal seien weitgehend erschöpft. Was noch verfügbar sei, werde aber geliefert.

 10:17

Schönborn-Appell zu Waffenruhe am orthodoxen Osterfest

Kardinal Christoph Schönborn hat sich den Appellen des Papstes und anderer Stimmen zu einer Waffenruhe am orthodoxen Osterfest in der Ukraine angeschlossen. "Osterglockengeläut statt Bombeneinschläge" wäre ein "Hoffnungszeichen in diesem schrecklichen Krieg", schrieb der Wiener Erzbischof laut Kathpress in seiner Freitag-Kolumne in der Gratiszeitung "Heute".

Er stellte fest, dass - trotz konkurrierender Kirchen - die orthodoxen Christen in Russland und in der Ukraine denselben Glauben haben, sich aber im Krieg miteinander befinden. "Wird eine echte Feuerpause eingehalten, wenn die Auferstehungsgottesdienste gefeiert werden?", fragte Schönborn.

Der Kardinal verwies auf die beachtliche Präsenz der Orthodoxie auch in Österreich; schätzungsweise eine halbe Million orthodoxe Christen lebten im Land. Ihre Herkunftsländer seien Griechenland, Rumänien, Bulgarien und vor allem Serbien. Zu den östlichen Christen zählen auch die Kopten aus Ägypten, die laut Schönborn "eine sehr lebendige Gemeinschaft bilden", sowie die oft als Flüchtlinge nach Österreich gekommenen Syrisch-Orthodoxen. Und natürlich gebe es hierzulande auch Russisch-Orthodoxe sowie die ukrainischen Orthodoxen, Letztere auf der Flucht vor dem Krieg.

 09:54

Mehr als 1000 Tote im Kiewer Gebiet gefunden

Seit dem Abzug russischer Truppen vor mehr als drei Wochen sind im Gebiet Kiew nach Polizeiangaben bisher mehr als 1000 Leichen gefunden worden. "Gerade beträgt die Zahl der Toten 1084, die von Ermittlern untersucht und zur Gerichtsmedizin gebracht wurden", sagte der Polizeichef der Region um die Hauptstadt Kiew, Andrij Njebytow, am Freitag im ukrainischen Fernsehen.

Es handle sich um Zivilisten, die in keiner Beziehung zur Gebietsverteidigung oder anderen militärischen Verbindungen gestanden hätten, betonte der Polizeichef.

 09:08

Russland will laut Ukraine Offensive in Region Charkiw starten

Die russischen Truppen verstärken nach ukrainischen Angaben ihre Angriffe im Osten der Ukraine entlang der gesamten Frontlinie. Sie versuchten, eine Offensive in der Region Charkiw im Nordosten zu beginnen, teilt der ukrainische Generalstab mit.

 09:08

Keine Fluchtkorridore am Freitag möglich

An diesem Freitag sind nach Angaben der ukrainischen Regierung keine Fluchtkorridore möglich, über die sich die Zivilbevölkerung aus belagerten Städten in Sicherheit bringen könnte. Die Gefahr auf den Routen sei zu groß, erklärt die stellvertretende Ministerpräsidentin Iryna Wereschtschuk auf Facebook. "An diejenigen, die darauf warten, in Sicherheit gebracht zu werden: Seid geduldig, bitte haltet durch."

 07:39

Schwere Kämpfe im Osten der Ukraine

Im Osten der Ukraine intensivierten sich Angaben aus Kiew zufolge die Gefechte an mehreren Orten. Die russischen Einheiten hätten die Kämpfe entlang der gesamten Frontlinie in der Region Donezk verschärft, heißt es im Morgenbericht des ukrainischen Generalstabs am Freitag. Russland führe offensive Operationen bei der Siedlung Saritschne durch. Es versuche weiter, rund um die Stadt Rubischne in der Region Luhansk vorzustoßen. Gefechte dauerten auch um die Stadt Popasna an. Diese wird ukrainischen Angaben zufolge teilweise bereits von russischen Truppen kontrolliert.

 06:28

Macron: Russland hat den Willen zur Eskalation

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron warnt vor einer weiteren Eskalation Russlands im Ukraine-Krieg. "Das Risiko ist sehr hoch. Der Test einer russischen Interkontinentalrakete am Mittwoch ist besorgniserregend", sagte Macron den Zeitungen der Funke Mediengruppe laut Vorab-Bericht.

"Angesichts der Kriegsverbrechen, die Russland begangen hat, der Art und Weise seiner Kriegsführung im Donbass und in Mariupol, der atomaren Provokationen Ende Februar muss man ganz klar sagen: Russland hat einen Willen zur Eskalation", so Macron.

 06:03

Russland will laut Kiew Unabhängigkeitsreferendum fälschen

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Moskau beschuldigt, in den von russischen Truppen besetzten Gebieten um Cherson und Saporischschja im Süden des Landes ein gefälschtes Unabhängigkeitsreferendum abhalten zu wollen. In einer Videobotschaft am Donnerstagabend forderte Selenskyj die Bewohner der besetzten Gebiete auf, keine persönlichen Daten wie Passnummern anzugeben, die die russischen Streitkräfte von ihnen verlangen würden.

"Es geht nicht nur darum, eine Volkszählung durchzuführen", warnte er. "Es geht nicht darum, euch humanitäre Hilfe jeglicher Art zukommen zu lassen. Es geht in Wirklichkeit darum, ein sogenanntes Referendum über euer Land zu fälschen, wenn der Befehl zur Durchführung dieser Komödie aus Moskau kommt", sagte der ukrainische Präsident. "Es wird keine Volksrepublik Cherson geben. Wenn jemand eine weitere Annexion will, werden Russland noch stärkere Sanktionen treffen", drohte Selenskyj.