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Ukraine-Präsident sprach seinen Landsleuten Mut zu

Selenskyj: ''Wir alle spüren, wie unser Sieg naht''

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''Es gibt immer Menschen, die kämpfen und arbeiten für unseren Sieg'', sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj.

Kiew (Kyjiw)/Moskau. Ungeachtet der anhaltenden russischen Angriffe hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj seinen Landsleuten Mut zugesprochen. "Wir alle spüren, wie unser Sieg naht", sagte Selenskyj am Sonntagabend in seiner täglichen Videobotschaft. Zugleich räumte er eine schwierige Lage in Donezk ein. "Die Wucht der russischen Angriffe hat nicht abgenommen", sagte er. "Wir werden nicht zulassen, dass sie unsere Verteidigung durchbrechen."

"Die Kämpfe in der Region Donezk sind genauso intensiv wie in den vergangenen Tagen", sagte Selenskyj in seiner Videoansprache. Am Vortag hatte er die dortige Lage als "Hölle" bezeichnet. Russlands Verteidigungsministerium berichtete am Sonntag über einen kleineren Erfolg in Donezk. Russische Soldaten hätten den Ort Majorsk bei der Stadt Horliwka erobert. Von ukrainischer Seite gab es dazu zunächst keine Angaben.

"Es gibt immer Menschen, die kämpfen und arbeiten für unseren Sieg", sagte Selenskyj in seiner Videoansprache am Sonntag. Weiters erklärte Selenskyj, Ermittler hätten in den zurückeroberten Teilen der Region Cherson über 400 russische Kriegsverbrechen aufgedeckt. Es seien Leichen von Soldaten und Zivilisten gefunden worden. Es würden russische Soldaten und Söldner festgenommen. In 226 Ortschaften mit insgesamt über 100.000 Einwohnern sei der Rechtsstaat wiederhergestellt worden. Selenskyj bedankte sich bei Soldaten, Ärzten und Diplomaten, die bereits seit mehr als 260 Tagen seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs rund um die Uhr in der Ukraine im Einsatz seien.

Erfolgreiche Gegenoffensiven 

Mehr als achteinhalb Monate nach dem russischen Einmarsch hatte die ukrainische Armee in der vergangenen Woche einen großen Erfolg verbucht: Nach erfolgreichen Gegenoffensiven zogen sich die Russen im südlichen Gebiet Cherson aus der gleichnamigen Gebietshauptstadt und weiteren Orten auf der rechten Seite des Dnipro zurück.

Auch am Sonntag veröffentlichten ukrainische Medien weiter Videos von jubelnden Menschen, die die eigenen Truppen in Cherson begrüßen. Angesichts dieser Jubelszenen mahnte der britische Verteidigungsminister Ben Wallace zur Vorsicht. "Die Geschichte lehrt, dass Russland sehr brutal gegen seine eigenen Menschen sein kann", sagte Wallace am Sonntag in London. "Falls sie mehr Kanonenfutter brauchen, werden sie es sich holen", sagte Wallace mit Blick auf die jüngste Mobilisierung in Russland. Er verwies auch auf die geplanten Militärübungen an russischen Schulen. "Das ist die Art und Weise des Regimes, mit dem wir es zu tun haben."

Die Rückeroberung von Cherson zeige die außergewöhnlichen Fähigkeiten der Ukraine und werfe für die Bevölkerung in Russland die Frage auf, ob der Krieg alle Entbehrungen und Opfer wert sei. Ob die Ukraine nun Verhandlungen aufnehmen wolle, liege allein an ihr, sagte Wallace. "Zunächst sollten wir nicht dankbar sein, wenn ein Dieb gestohlene Güter zurückgibt - denn das ist es letztlich, was Russland getan hat", sagte der Minister. Nun werde Russland überall verkünden, dass man für den Abzug aus der Großstadt dankbar sein solle. "Nein, das sollte man nicht, Russland hätte das im Februar gar nicht erst tun sollen", sagte Wallace mit Blick auf den Angriff am 24. Februar.

Der kremlnahe Ideologe Alexander Dugin sicherte dem russischen Präsidenten Wladimir Putin seine weitere Loyalität zu. Berichte des Westens, wonach "sich russische Patrioten und ich selbst seit der Kapitulation von Cherson von Putin abwenden und angeblich seinen Rücktritt fordern", seien "Falschmeldungen", erklärte Dugin am Samstagabend im Onlinedienst Telegram. "Wir sind Putin gegenüber loyal und werden die Militäroperation (in der Ukraine) und Russland bis zum Ende unterstützen".

Dugin kritisierte Rückzug russischer Truppen aus Cherson

Noch am Freitag hatte Dugin eine Nachricht veröffentlicht, in der er den Kreml nach dem Rückzug der russischen Truppen aus Cherson zu kritisieren schien. Dugin schrieb, dass Russland nicht noch weitere Orte aufgeben dürfe und "die Grenze erreicht" worden sei. Dugin vertritt seit langem eine Ideologie, die die Vereinigung russischsprachiger Gebiete in einem neuen russischen Großreich anstrebt, welches von "westlichen Fehlentwicklungen" befreit werden soll.

Die US-Denkfabrik Institute for The Study of War (ISW) interpretierte Dugins Kommentar als "ideologischen Bruch" zwischen radikalen Unterstützern des Kriegs und Putin. Dugin wies dies zurück. "Wenn wir etwas zu beanstanden haben, dann ist es, dass sich die Mitglieder der herrschenden Elite anfangen sich abzusetzen, und nun einer nach dem anderen den obersten Befehlshaber verrät", schrieb er auf Telegram.

Das ukrainische Verteidigungsministerium teilt am Sonntagabend mit, seit Anfang der Woche seien 179 Ortschaften und 4.500 Quadratkilometer entlang der Küste des Dnipro im Süden des Landes zurückerobert worden. Der Generalstab erklärt, im Osten in Lukansk und Donezk würden die schweren Kämpfe fortgesetzt. In beiden Regionen seien in den vergangenen 24 Stunden mehrere russische Angriffe abgewehrt worden.

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