Taktischer Rückzug oder Zusammenbruch?

Ukraine eroberte Orte in Region Charkiw zurück

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Taktischer Rückzug oder Zusammenbruch der russischen Front? - Besatzer lassen strategisch wichtige Städte Kupjansk und Isjum evakuieren.

Die ukrainische Armee hat bei ihrer Gegenoffensive im Osten des Landes nach eigenen Angaben Erfolge zu verzeichnen. Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach am Freitagabend von mehr als 30 zurückeroberten Siedlungen in der Region Charkiw. "Überall bringen wir die ukrainische Flagge und den Schutz für unser Volk zurück", sagte er in seiner abendlichen Videoansprache. Im Fokus waren die besetzten Städte Kupjansk und Isjum, die entscheidend für die Kontrolle des Donbass sind.

Sowohl im Donbass im Osten der Ukraine als auch im Süden des Landes dauerten die "erbitterten Kämpfe" an, sagte der Präsident. Nach mehr als einem halben Jahr Krieg sind die ukrainischen Truppen bei ihren Gegenoffensiven zuletzt im Gebiet Charkiw sowie im Gebiet Cherson im Süden vorgerückt.

Für Erstaunen unter Beobachtern sorgte das rasche Tempo des Vormarsches in Charkiw, wo die ukrainische Armee Berichten zufolge in nur drei Tagen 50 Kilometer vorgestoßen sein soll. Unklar war jedoch, ob es sich dabei um einen Zusammenbruch der russischen Front oder einen taktischen Rückzug handelte.

Erst am Donnerstag hatte Selenskyj die Rückeroberung der Kreisstadt Balaklija im Gebiet Charkiw bestätigt. Die Vorstöße zielen weiter auf die Stadt Kupjansk, über die mehrere Eisenbahn-und Straßenlinien führen. Die Kleinstadt gilt daher als strategisch wichtig für den Nachschub der russischen Truppen, die im Norden auf den Donbass zumarschieren. Wie der britische Militärgeheimdienst am Samstag in der Früh mitteilte, werde Kupjansk von der ukrainischen Seite "bedroht". Eine Einnahme wäre wegen der Unterbrechung von Nachschubrouten ein "Schlag" für die russische Seite, hieß es.

Am Donnerstagabend hieß es dann von ukrainischer Seite weiter, dass Truppen auch bereits die südlich gelegene Stadt Isjum erreicht haben. Diese war Anfang April von den Russen eingenommen worden und ist aufgrund ihrer erhöhten geografischen Lage von großer Bedeutung für die Kontrolle des gesamten Donbass. Entsprechend haben die Invasoren dort bedeutende Kräfte zusammengezogen. Der ukrainischen Armee ist es durch den Vorstoß der vergangenen Tage gelungen, die Stadt weitgehend einzukesseln.

Russland kündigt Evakuierung an

Die russischen Besatzer kündigten indes die Evakuierung von weiteren Orten im Gebiet Charkiw an, zunächst Isjum und Kupjansk. Wie der Chef der von Russland eingesetzten Militärverwaltung, Witali Gantschew, laut der staatlichen Nachrichtenagentur Tass weiter sagte, stehe auch der Ort Welykyj Burluk unter Beschuss, dort solle die Zivilbevölkerung ebenfalls an sichere Orte gebracht werden.

In Regionen im Süden und Osten der Ukraine gab es in der Nacht Luftangriffe. Die ukrainische Armee gab am Samstag in der Früh die Zerstörung einer Behelfsbrücke in der Nähe von Lwowe in der Region Cherson sowie eines Munitionsdepots bekannt. Dort hatte Kiew eine Offensive gestartet, die nach anfänglichen Erfolgen nur langsam voranzukommen scheint. 

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