Sicherheitslücken

Ukraine warnt: "Europa nicht bereit für Krieg mit Russland"

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Europa vor einer gefährlichen Sicherheitslücke gewarnt. 

Nach den jüngsten Luftraumverletzungen durch russische Drohnen über Polen erklärte er im Interview mit dem britischen Sender Sky, der Kontinent sei nicht für einen Krieg mit Russland gerüstet. Die Vorfälle beschäftigen am Mittwoch auch den Nationalen Sicherheitsrat in Wien.

Selenskyj zog einen direkten Vergleich zum bislang massivsten russischen Luftangriff auf die Ukraine: Dort habe sein Land mehr als 700 von über 800 eingesetzten Flugobjekten abgeschossen. Polen sei es hingegen gelungen, nur vier von 19 Drohnen zu treffen, die in den Luftraum des NATO-Staates eingedrungen waren – und dies ohne den Einsatz von Marschflugkörpern oder Raketen. „Sie können ihre Bevölkerung nicht schützen, wenn es einen massiven Angriff gibt“, warnte Selenskyj. Zugleich betonte er, seine Worte seien kein Angriff auf Warschau, sondern Ausdruck der Sorge. Die Ukraine könne mit ihrer Erfahrung im Krieg Europa bei Verteidigungstechnologien und beim Training von Soldaten unterstützen, brauche dafür aber finanzielle Mittel.

Russische Drohnen auf NATO-Gebiet

Die russischen Drohnen waren in der Nacht auf vergangenen Mittwoch bei einem Angriff auf die Ukraine in polnisches NATO-Gebiet gelangt. Erstmals schoss die polnische Luftwaffe gemeinsam mit Bündnispartnern russische Drohnen ab. Sicherheitsexperten werten das als gezielte Provokation Moskaus.

Die Bundesregierung hat angesichts der Vorfälle den Nationalen Sicherheitsrat für Mittwochnachmittag einberufen. Themen sind laut Medienberichten die Verletzung des EU-Luftraums durch russische Drohnen und hybride Bedrohungen. Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) forderte daraufhin mehr Tempo beim europäischen Raketenschutzschirm „Sky Shield“. „Die letzten Tage haben gezeigt: Österreich und Europa müssen schneller verteidigungsfähig werden“, sagte sie und kündigte intensivere Gespräche über den Ankauf von Langstrecken-Abwehrsystemen an.

Auch aus den Parteien kommen Forderungen nach einem stärkeren Schutz. Grünen-Klubvize Werner Kogler sprach von einer „Angriffswelle Putins gegen Europa“ und verlangte eine nationale Drohnenschutzstrategie. SPÖ-Wehrsprecher Robert Laimer betonte, Drohnen- und Cyberabwehr stünden oben auf der Agenda der Regierung. NEOS-Generalsekretär Douglas Hoyos warnte, Russland dürfe durch Vorfälle wie in Polen keine Verunsicherung in Europa säen.

Russland führt seit mehr als dreieinhalb Jahren Krieg gegen die Ukraine. Während der Westen das Land mit Waffenlieferungen und Ausbildung unterstützt, betont Selenskyj, die ukrainische Armee sei aufgrund der Kriegserfahrung mittlerweile technologisch vielen europäischen Armeen voraus.

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