Ukrainischer Getreideverband rechnet für 2023 mit sinkender Ernte

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Vertreter der ukrainischen Landwirtschaft rechnen für dieses Jahr mit einem weiteren Rückgang der Ernte von Getreide und Ölsaaten infolge des russischen Angriffskrieges.  

Die Anbaufläche werde erneut schrumpfen, für 2023 werde eine Gesamternte in Höhe von 53 Millionen Tonnen prognostiziert - nach 65 Millionen Tonnen im vergangenen Jahr, sagte der Präsident des ukrainischen Getreideverbandes, Nikolaj Gorbatschow, am Donnerstag bei einer Konferenz in Paris.

"Wir befinden uns im Krieg. Wir produzieren zwar noch Getreide, aber die Ernte wird geringer ausfallen", sagte Gorbatschow. Die ukrainischen Landwirte hatten im Jahr 2021 vor der russischen Invasion eine Rekordernte von 106 Millionen Tonnen eingefahren. Damit war die Ukraine der viertgrößte Mais-Exporteur der Welt und auf dem besten Weg, der drittgrößte Weizen-Exporteur zu werden.

Der Krieg führte Gorbatschows Angaben zufolge zu Treibstoffengpässen, zur Zerstörung landwirtschaftlicher Gerätschaften und Lagergebäude sowie zu einem Rückgang der Anbaufläche um ein Viertel.

Als weiteren negativen Einflussfaktor nannte Gorbatschow die fortdauernde Blockade von Getreidelieferungen durch Russland aus den ukrainischen Schwarzmeerhäfen. Sie hatte einen Preisanstieg ausgelöst, der vor allem die Entwicklungsländer traf.

Anbauflächen reduziert

"Für die Landwirte wurde es unrentabel, Getreide zu produzieren, und deshalb haben sie die Anbauflächen reduziert", sagte Gorbatschow nun. Er warnte davor, dass die Ausfuhrmengen wahrscheinlich nicht das zur Entspannung der Weltmarktpreise nötige Niveau erreichen würden. Europa könne sich "das leisten, aber nicht die Entwicklungsländer", sagte der ukrainische Verbandschef.

Die weltweite Ernährungskrise hatte sich durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine massiv zugespitzt. Weltweit explodierten die Lebensmittelpreise, weil insbesondere Getreide aus der Ukraine lange Zeit nicht mehr exportiert werden konnte.

Unter Vermittlung der UNO und der Türkei war im Juli ein Abkommen unterzeichnet worden, um die sichere Ausfuhr von ukrainischem Getreide durch einen Schutzkorridor im Schwarzen Meer zu ermöglichen. Dieses Abkommen wurde dann im November um vier Monate verlängert. Es sieht gemeinsame Inspektionen der Ladung der Getreidefrachter durch Vertreter der UNO, der Türkei, Russlands und der Ukraine vor.

Dank des Abkommens konnten seit Juli 20 Millionen Tonnen Getreide ukrainische Häfen verlassen. Befürchtungen hinsichtlich einer sich verschärfenden weltweiten Krise der Ernährungssicherheit konnten so zunächst abgefedert werden.

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