Ukraine

Luft-Krieg und Dutzende Tote

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Die Ukraine steht am Abgrund: Nach dem Sturm auf Slawjansk droht ein Flächenbrand.

Davor hat Moskau immer gewarnt: Freitagfrüh versuchten ukrainische Sondereinheiten den finalen Sturm auf die Rebellenfestung Slawjansk, Zentrum des pro-russischen Aufstands.

Seit mehr als einer Woche werden in der 140.000-Einwohner-Stadt sieben OSZE-Militärbeobachter als Geiseln festgehalten, der Westen vorgeführt. Jetzt die blutige Offensive: Zwei Kampfhubschrauber vom Typ Mi-24 nahmen Barrikaden und Stellungen der Aufständischen unter Beschuss. Gleichzeitig rückten weiträumig Bodentruppen in Panzerwagen vor.

Todesschützen: Gefesselt und Säcke überm Kopf
Rebellen in Zivil konterten mit Luftabwehr, schossen zwei Helikopter ab. Die Piloten wurden getötet. Ein Transporthubschrauber vom Typ Mi-8 ging in Flammen auf, konnte auf einer Wiese landen.

Regierungseinheiten nahmen vier mutmaßliche Schützen fest. Sie sollen die Helikopter abgeschossen haben. Das Verteidigungsministerium in Kiew veröffentlichte Fotos von gefesselten Männern; über den Kopf hatten sie Säcke gestülpt. Sie hatten Ausweise der „Volksrepublik Donezk“ bei sich. Diese werden an moskautreue Kräfte in der Ostukraine ausgegeben.

Kriminelle Brandstiftung in der Schwarzmeerstadt
Freitagabend eskalierte die Lage in der Schwarzmeerstadt Odessa, wo mindestens 38 Menschen bei einem Brand und mindestens drei bei stundenlangen Straßenschlachten starben. Bilder zeigen hasserfüllte Gesichter und überall Rauch und Blut.

Unklar in diesem Chaos ist das Schicksal der OSZE-Geiseln. Die sieben Männer sind seit 25. April in der Hand der Rebellen. Separatistenführer Wjatscheslaw Ponomarjow beschuldigt die Gruppe der Spionage.

Brand-Hölle Odessa: 38 Menschen getötet


Anhänger Moskaus und Kiews bekämpften sich brutal. Die Folge: Dutzende Tote in Odessa.

Den ganzen Freitag lang kämpften in der Schwarzmeerstadt prorussische Separatisten und Ukrainer, Freitagabend die totale Eskalation: Nach einer Brandstiftung starben 38 Menschen bei einem Feuer in einem Gewerkschaftsgebäude. „30 Menschen starben an einer Rauchgasvergiftung, acht weitere sprangen auf der Flucht vor den Flammen in den Tod“, so die Polizei. Odessa liegt im Südwesten der Ukraine, an einer strategisch wichtigen Position für die russischen Truppen.

"Verbrecherische Aktion, die in Katastrophe führt"
Putin warnt und wirft der Führung in Kiew Verbrechen „am eigenen Volk vor“.

Moskau. Schwere Vorwürfe und massive Drohungen aus Moskau nach der Militäraktion in der Ostukraine: Kremlchef Wladimir Putin hat der ukrainischen Regierung vorgeworfen, mit dem Einsatz gegen moskautreue Aktivisten die „letzte Hoffnung auf eine friedliche Lösung zu zerstören“.

Die Führung in Kiew habe in den Kampfmodus geschaltet und greife friedliche Siedlungen an, zitierte Putins Sprecher Dmitri Peskow den Kremlchef.

Putin spricht von einer „Strafaktion“ der Regierungstruppen. Eine solche Operation sei ein massives Verbrechen gegen das eigene Volk, verurteilt Putin die Ukraine.

Abwarten. Seine Truppen an der ukrainischen Grenze hat Putin bisher noch nicht in Alarmbereitschaft versetzen lassen. 40.000 Mann sind in der Region stationiert. Nach einem groß angelegten Manöver in der vergangenen Woche zogen sich die Panzereinheiten in die Kasernen zurück. Nun wird befürchtet, dass der Kreml wieder aufmarschieren lässt. Schon bisher hat Moskau die pro-russischen Separatisten unterstützt. Zahlreiche Geheimdienstmänner sollen vor Ort sein.

K. Wendl

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