Die Geheimdienste warnten bereits im Juli vor der Machtergreifung der Taliban.
US-Geheimdienste haben nach Informationen der "New York Times" bereits im Juli vor einem raschen Zusammenbruch des afghanischen Militärs und einem wachsenden Risiko für die Hauptstadt Kabul gewarnt. In mehreren Berichten stellten sie zu dieser Zeit unter anderem in Frage, ob afghanische Sicherheitskräfte den militant-islamistischen Taliban ernsthaften Widerstand leisten würden, schrieb das Blatt am Dienstag (Ortszeit) unter Berufung auf informierte Kreise.
US-Präsident Joe Biden hatte am 8. Juli noch öffentlich erklärt, eine Machtübernahme der Taliban in ganz Afghanistan sei unwahrscheinlich. Trotz des Vormarsches der Islamisten hielt er damals an seinen Abzugsplänen fest. Mittlerweile haben die Taliban faktisch die Macht im Land übernommen.
Regierung auf Angriff nicht vorbereitet
In einem Bericht hieß es nach Informationen der "New York Times", die afghanische Regierung sei auf einen Angriff der Taliban nicht vorbereitet. Je mehr Städte in die Hände der Islamisten fielen, desto schneller könne es zu einem Zusammenbruch kommen. Im April waren die US-Geheimdienste nach Angaben des Blattes allerdings noch davon ausgegangen, dass es mindestens 18 Monate bis zur Eroberung Kabuls dauern werde. Über den Sommer sei in den Berichten dann aber ein zunehmend düsteres Bild der Lage gezeichnet worden, hieß es weiter.
Eine klare Vorhersage über eine unmittelbar bevorstehende Machtübernahme der Taliban habe es vonseiten der Nachrichtendienste jedoch auch im Juli nicht gegeben, sagte ein namentlich nicht genannter hochrangiger Regierungsbeamter der Zeitung. Bis eine Woche vor dem Fall Kabuls habe es noch in Geheimdienstkreisen geheißen, eine Übernahme der Taliban sei nicht unausweichlich. Ob andere Berichte über den Sommer eine optimistischere Einschätzung der Lage in Afghanistan gaben, sei unklar, schrieb die Zeitung.