Ausschreitungen

Venedig: Krawalle am ersten Tag mit Eintrittsgebühr

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Zahlreiche Italiener protestierten gegen die neue Eintrittsgebühr.

In Venedig ist am Donnerstag erstmals eine Tagesgebühr für Touristen eingehoben worden. Die Sonderabgabe von fünf Euro müssen alle Besuchenden zahlen, die zwischen 8.30 Uhr und 16.00 Uhr in die Lagunenstadt wollen. Dafür müssen sie im Vorfeld im Internet einen QR-Code erwerben, der an den wichtigsten Zugangspunkten zur Stadt kontrolliert wird. 113.000 Personen haben sich bis Donnerstag in der Stadt angemeldet, 15.700 das Fünf-Euro-Ticket bezahlt, teilte die Gemeinde mit.

Ausschreitung bei Demo

Etwa 300 Personen haben am Donnerstag auf dem Piazzale Roma gegen die Einführung der Eintrittskarten für Tagestouristen demonstriert. Dabei kam es zu Spannungen, als die Demonstranten versuchten, an der Polizeikette vorbei zum Bahnhofsbereich zu gelangen, wo es einen Ticket-Kontrollpunkt gab. Die Demonstranten skandierten Slogans gegen den Stadtchef.

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Kritisch zeigte sich auch der Ex-Bürgermeister von Venedig, Massimo Cacciari. Er rief die Touristen zum Ungehorsam auf, sie sollten die Eintrittskarte nicht bezahlen, denn diese sei seiner Ansicht nach "verfassungswidrig". "Es ist reiner Wahnsinn, diese Maßnahmen ist völlig unrechtmäßig und verfassungswidrig. In keiner Stadt der Welt zahlt man Eintritt", kritisierte Cacciari. 

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Kontrollstellen

Das Eintrittsgeld wird an insgesamt 29 Tagen im Jahr 2024 erhoben: vom 25. bis 30. April, vom 1. bis 5. Mai und an allen übrigen Wochenenden (samstags und sonntags) bis zum 13. und 14. Juli. Davon ausgenommen ist das Wochenende zum Tag der Republik (1. bis 2. Juni), einem weiteren Nationalfeiertag in Italien. Wer zu den kleineren Inseln Murano, Burano und Torcello will, braucht kein Ticket.

Kontrollstellen wurden am Donnerstag auf dem Piazzale Roma nahe des Bahnhofes, beim Fährenhafen Punta Sabbioni und in Chioggia eingerichtet. Tagestouristen, die ohne gültige Eintrittskarte erwischt werden, müssen mit einer Geldstrafe zwischen 50 und 300 Euro rechnen. Bürgermeister Luigi Brugnaro versprach am Donnerstag "sehr sanfte Kontrollen", die eher stichprobenartig ausfallen und auf keinen Fall zu Warteschlangen führen sollen. 14.000 Personen wurden am Donnerstag kontrolliert, dabei kam es zu keinen Problemen, berichtete die Gemeinde in einer Presseaussendung.

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Touristen bestürmten den Pavillon vor dem Bahnhof von Venedig, um den Eintritt zu bezahlen oder aber von der Zahlung der Tagesgebühr befreit zu werden. Zu den zahlreichen Urlauberinnen und Urlaubern sowie Pendlern gesellten sich viele Journalisten, die aus der ganzen Welt angereist waren, um zu berichten. Rigorose Kontrollen wurden unweit des Markusplatzes durchgeführt. Am Donnerstag wird der Heilige Markus, Schutzpatron Venedigs, gefeiert.

Bürgermeister Brugnaro verteidigte die Maßnahme. "Bisher wurde nie etwas getan, um den Tourismus zu regeln. Ich habe es getan. Ich entschuldige mich für die Unannehmlichkeiten, aber wir müssen etwas unternehmen. Wir tun es jetzt, weil wir die Pflicht und die Aufgabe haben, die Stadt für die nächsten Generationen zu bewahren", so der Bürgermeister.

Venedig droht unter dem Druck des Massentourismus "auszusterben". In der Altstadt hat die Zahl der Touristenbetten im Dezember die Einwohnerzahl überholt. Gästebetten gab es 50.016 und Bewohner 49.211, gab der Verband Venessia.com auf Basis von Daten des städtischen Standesamtes bekannt. Samt Festland-Bewohnern hat Venedig gut 260.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Immer mehr weichen aus der Altstadt dorthin aus.

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