Müller-Uri wurde bei Flüchtlingsmarsch kurzzeitig in Gewahrsam genommen.
Bei dem Protestmarsch von bis zu 2.000 Flüchtlingen aus dem Flüchtlingscamp Idomeni in Griechenland über die Grenze nach Mazedonien am Montag, hat auch die österreichische Aktivistin Fanny Müller-Uri teilgenommen. Dabei wurde sie von der mazedonischen Armee in Gewahrsam genommen. Das Verhalten der Polizei kritisierte sie am Dienstag scharf. An einen organisierten Exodus glaubt sie hingegen nicht.
Einschüchterungsversuch
Nachdem die Menschenmasse vom mazedonischen Militär aufgegriffen worden ist, sei Müller-Uri mit einer Gruppe von weiteren 60-80 Journalisten, Freiwilligen und Aktivisten auf eine Polizeiwache gebracht und dort bis fünf Uhr früh festgehalten worden. "Tschechische Polizisten haben die Aktivisten und Journalisten mit Herumschupfereien und verbalen Angriffen attackiert", so die österreichische Aktivistin, die Ähnliches auch vom mazedonischen Militär berichtete.
Die Behörden hätten versucht, die Aktivisten und Journalisten, die die Flüchtlinge begleiteten, einzuschüchtern, um weitere Berichterstattung zu verhindern, wie mit Flüchtlingen an der griechisch-mazedonischen Grenze umgegangen wird. So seien den Journalisten auch die Kameras abgenommen worden, so Müller-Uri. Die mazedonische und griechische Polizei wird seit einigen Monaten von Kollegen aus Tschechien, Kroatien und Österreich unterstützt. Mit den österreichischen Beamten sei sie aber nicht in direkten Kontakt gekommen, erklärte Müller-Uri.
"Moving Europe"
"Sofort wurden wir von den Flüchtlingen getrennt und zur Wache gebracht. Die Flüchtlinge, unter denen auch Kinder und alte Menschen waren, wurden in Gruppen eingeteilt und mussten auf dem nassen, matschigen Boden bis sechs Uhr morgens warten. Dann wurden sie mit Militär-Lastwägen Hunderte Meter vom Camp entfernt wieder abgesetzt", erzählte die Aktivistin.
Müller-Uri, die Teil vom Projekt "Moving Europe" ist, sei beim Begleiten des Flüchtlingsmarsches nicht klar gewesen, die mazedonische Grenze bereits passiert zu haben. Die Menschen hätten einen Weg benutzt, wo die Grenze keinen Zaun habe. "Es gibt kein Schild, wo steht, hallo hier ist jetzt Mazedonien", so die Aktivistin.
"Unerträgliche" Situation
Die Situation in Idomeni bezeichnete Müller-Uri als "unerträglich". Durch den Regen seien Bäche zu kleinen, reißenden Strömen geworden und der Boden sei aufgeweicht. "Es war klar, dass bei nachlassendem Regen, die Menschen versuchen werden, die Grenze zu überqueren", so Müller-Uri. Damit dementierte sie auch Gerüchte, dass Flugblätter mit der Wegbeschreibung über die mazedonische Grenze, welche angeblich von Unbekannten in den Lagern verteilt wurden, der Auslöser für den Marsch der Flüchtlinge gewesen seien. "Die Menschen, die sich hier auf den Weg machen, brauchen solche Aufrufe gar nicht. Erstens kennen sie den Weg selbst und zweitens gehen sie das Risiko mit vollstem Bewusstsein selbst ein", so die österreichische Aktivistin zur APA.
Mit dem in Berlin gegründeten Projekt "Moving Europe" wird Fanny Müller-Uri weiterhin in Idomeni bleiben. Das Ziel der Aktivisten, die zuvor auch an anderen Stationen entlang der "Balkanroute" Flüchtlinge unterstützten, ist es den Menschen beizustehen und sie über ihre Rechte zu informieren.