Bewohner fühlen sich für spätere Feiern zu alt.
Ein kleines Dorf hat in Spanien den Beginn des neuen Jahres eigenmächtig vorgezogen. In Villar de Corneja knallten die Korken am Montag schon um zwölf Uhr zu Mittag. Der spanischen Silvester-Tradition folgend versammelten sich rund 70 Menschen auf dem Hauptplatz und schoben sich kurz vor dem "Jahreswechsel" zu jedem der insgesamt zwölf Glockenschläge des Rathausturmes eine Weintraube in den Mund.
In Villar de Corneja gehen die Uhren - anders als man denken könnte - nicht falsch. Der Grund für die frühe Silvesterfeier: Die 37 Bewohner haben ein sehr hohes Durchschnittsalter und wollten auch am 31. Dezember um Mitternacht längst im Bett sein. Der Jahreswechsel wird in dieser Gemeinde etwa 150 Kilometer westlich von Madrid daher schon seit 2004 um zwölf Uhr mittags gefeiert.
Durchschnittsalter über 80 Jahre
Das Durchschnittsalter der Bewohner liege bei über 80 Jahren, sagte Bürgermeisterin Carmen Hernandez im Interview des Radiosenders Cope. Um Mitternacht sei es unter anderem zu kalt, um die älteren Menschen vor der Rathausuhr zu versammeln, betonte die Frau, die sich vor 14 Jahren die ungewöhnliche Aktion ausdachte.
Wegen des hohen Durchschnittsalters begrüße man das neue Jahr auch nicht mehr mit Sekt, sondern mit Sidra-Apfelwein. "Wir werden den Jahreswechsel auch in Zukunft mittags feiern, bis das Dorf nicht mehr existiert", sagte Hernandez.
Villar de Corneja leidet seit Jahrzehnten, wie unzählige andere Dörfer Spaniens, unter der Landflucht. Jüngere Menschen ziehen in die Ballungsräume, die Geburtenraten sinken gen Null. Villar hatte in den 1950er-Jahren noch rund 350 Einwohner. Da es 2018 vier Todesfälle gab, hat die Gemeinde im Vergleich zu 2017 statt 41 nur noch 37 Bewohner, von denen nur 13 ständig dort leben.