Die Gruppe aus vier Frauen und einem Mann sollen wegen islamistischer Umtriebe nach Deutschland abgeschoben werden.
Die Polizei in Oberägypten hat eine Familie aus dem deutschen Bundesland Baden-Württemberg festgenommen, die demnächst wegen islamistischer Umtriebe nach Deutschland abgeschoben werden soll. Die Kairoer Tageszeitung "Al-Badeel" berichtete am Donnerstag unter Berufung auf die Behörden in der Provinz Kena, die fünf Deutschen - vier Frauen und ein Mann - hätten nach der Einreise ihre deutschen Pässe vernichtet und dies damit begründet, dass sie keine von "ungläubigen Herrschern" ausgestellten Dokumente besitzen wollten. Sie wollten auch nicht nach Deutschland zurückkehren, sondern in Ägypten bleiben. Die Familie sitzt nach inoffiziellen Angaben bereits in Kairo in Abschiebehaft. Vor einer Ausreise muss jedoch noch geklärt werden, mit welchen Papieren sie reisen sollen und wer den Flug bezahlt.
Streit um Gesichtsschleier
Augenzeugen berichteten, der Mann,
seine Ehefrau, seine beiden Schwestern und seine Mutter hätten nach der
Festnahme intensiv darüber diskutiert, ob man sich als Muslim für ein
Passbild fotografieren lassen dürfe. Die vier Frauen hätten weite Gewänder,
Handschuhe und Gesichtsschleier getragen, nur ihre Augen seien zu sehen
gewesen. Ein Augenzeuge sagte, die Deutschen, die so gut wie kein Arabisch
sprächen und sich daher auch mit der ägyptischen Polizei nicht richtig
hätten verständigen können, hätten offensichtlich einen "bildungsfernen
Hintergrund".
Nach Informationen von "Al-Badeel" rechnen die Behörden in Kairo die deutsche Familie dem Umfeld der in Ägypten verbotenen radikalen Islamisten-Organisation Al-Takfir wa Al-Hijra (Exkommunikation und Auswanderung) zu. Sie sollen Anhänger der Ideologie der Gruppe sein, aber keine Straftaten begangen haben, für die sie in Ägypten vor Gericht gestellt werden könnten.
Zweiter Fall von radikalen Konvertiten
Der Fall der in Ägypten
gestrandeten Familie ist binnen eines Monats der zweite Fall von radikalen
Konvertiten aus Deutschland, die sich als radikale Islamisten gegen ihr
Herkunftsland wenden und ihr Heil in einem islamischen Land suchen. In der
vergangenen Woche war im Internet ein Video des selbst ernannten deutschen
"Gotteskriegers" Eric Breininger aufgetaucht, der darin erklärt, er befinde
sich in Afghanistan. Der junge Mann drohte, solange die Bundeswehr in
Afghanistan und Usbekistan eingesetzt werde, "hat Deutschland mit Anschlägen
zu rechnen".