Der französische Arzt hielt sich für den größten Chirurgen der Welt. Manche Patienten sprachen sogar von Folter.
Weil er Dutzende Patienten bei Schönheitsoperationen entstellt und in Lebensgefahr gebracht hat, ist ein ehemaliger Arzt in Frankreich zu vier Jahren Gefängnis verurteilt worden. Das Strafgericht von Marseille sprach den 59-Jährigen am Montag schuldig, unter "vollkommener Geringschätzung" seiner Patienten "Hinterzimmer-Medzin" betrieben zu haben.
"Folter"
Die 96 Nebenkläger machten den Mediziner für
Infektionen und starke Schmerzen wegen unzureichender Narkose
verantwortlich; einige warfen ihm gar "Folter" vor. Der Angeklagte hatte in
dem Prozess alle Vorwürfe zurückgewiesen und sich als "einen der größten
Schönheitschirurgen der Welt" bezeichnet.
In Spanien in Haft
Der Mediziner war bei der Urteilsverkündung
nicht anwesend, nachdem er während seines Prozesses nach Spanien geflüchtet
war, wo er jetzt auf seine Auslieferung wartet. Laut Anklage hatte er
zwischen 2000 und 2004 ohne Zulassung für seine Klinik unter widrigsten
medizinischen und hygienischen Umständen schönheitschirurgische Eingriffe an
Frauen und Männern vorgenommen. Vielfach mussten andere Ärzte nachoperieren.
Eine Patientin klagte, weil ihr ein Brustimplantat durch einen Eingriff
unter den Arm gerutscht war.
Entschädigungszahlungen
Die Staatsanwaltschaft hatte mit
vier Jahren Gefängnis die Höchststrafe für den Angeklagten gefordert. Ein
Jahr sprach das Gericht nun zur Bewährung aus. Seine Opfer muss der Mann
entschädigen, bereits im Jänner 2007 wurde er endgültig aus dem
französischen Ärzteverzeichnis gestrichen.