Im ganzen Land werden die Flaggen auf Halbmast gesetzt. Die burmesische Militärdiktatur behindert noch immer alle Hilfsbemühungen des Auslandes.
Knapp drei Wochen nach dem verheerenden Zyklon hat in Burma am Dienstag eine dreitägige Staatstrauer für Zehntausende Todesopfer begonnen. Im ganzen Land sollen Flaggen auf Halbmast gesetzt werden. Unterdessen zeigt der Druck auf die Militärregierung offenbar Wirkung: Die Generäle willigten ein, dass Nachbarstaaten die Verteilung von Hilfsgütern an Überlebende der Naturkatastrophe koordinieren dürfen.
Nur schleppende Hilfe
Nachdem Wirbelsturm "Nargis"
weite Teile Burmas verwüstet hat und vermutlich weit mehr als 100.000
Todesopfer gefordert hat, geht die Verteilung der aus aller Welt
eintreffenden Hilfslieferungen immer noch schleppend voran. Mitglieder des
World Food Programme (WFP) berichteten am Montag, man mache diesbezüglich
nur "langsame und unzureichende Fortschritte". Immer noch würden
Dörfer gefunden, deren Bewohnern noch keine Hilfe von außen zuteilgeworden
war.
Französisches Schiff mit Hilfsgütern abgewiesen
Vor
der Küste spielte sich indes ein Drama ab: Burma verweigerte einem
französischen Schiff weiter die Erlaubnis, Hilfsgüter zu den Opfern zu
bringen. Die "Mistral" kreuzte am Montag immer noch vor der
burmesischen Küste. Das Marineschiff war in der Nacht zum Samstag vor dem
Irrawaddy-Delta eingetroffen. Das Boot hat tausend Tonnen Hilfsgüter an
Bord, von denen 100.000 Menschen zwei Wochen lang leben könnten. Auf dem
Schiff sind drei Hubschrauber, die die Hilfe an Land bringen könnten,
darunter neben Lebensmitteln auch Decken und Zelte für die Menschen, die bei
dem Sturm ihr Zu Hause verloren haben.
Nach Angaben der Vereinten Nationen kamen bei dem Zyklon "Nargis" mindestens 133.000 Menschen ums Leben beziehungsweise werden seitdem vermisst. Fast zweieinhalb Millionen Bewohner sind laut UNO dringend auf Hilfe angewiesen.
Das Rote Kreuz hat inzwischen angekündigt, seine Hilfe für die Zyklon-Opfer erheblich auszuweiten. Die Föderation der Rotkreuzgesellschaften charterte fünf Maschinen, die diese Woche jeweils 40 Tonnen Hilfsgüter nach Rangun fliegen sollen, sagte Logistikchef Igor Dmitryuk am Montag in Kuala Lumpur. Das Rote Kreuz ist mit mehr als 10.000 freiwilligen Mitarbeitern in Burma eine der wenigen Hilfsorganisationen, die Güter selbst ungehindert im Katastrophengebiet verteilen kann. Die Militärjunta hatte bisher nur Einheimische in das verwüstete Irrawaddy-Delta vorgelassen.
Erste Erfolge für Hilfsorganisationen
Auch das WFP hat es
mittlerweile geschafft, genügend Nahrungsmittel für rund 250.000 Betroffene
zu verteilen. Neben Essen werden Trinkwasser und Unterkünfte am dringendsten
benötigt. WFP konnte bisher insgesamt dreizehn Luftfrachttransporte nach
Yangon durchführen, die nährstoffreiche Energiekekse, medizinische
Ausrüstung, Planen und andere wichtige Ausrüstungsgegenstände an Bord
hatten. Ein Umschlagplatz für Luftoperationen in Burma konnte am vergangenen
Wochenende auf dem ehemaligen internationalen Flughafen Bangkoks seinen
Betrieb aufnehmen.
Das schwierige Gelände im Delta, der Zustand der Straßen in der Region und die Notwendigkeit, große Mengen an Nahrungsmitteln zu transportieren, machen es für die Helfer erforderlich, weitere Lastkähne und Schlepper unter Vertrag zu nehmen. Diese Schiffe werden zwischen den Häfen im Delta und Yangon operieren. Mehrere wichtige Straßen sind Berichten zufolge in schlechtem Zustand, zwei zerstörte Brücken wurden inzwischen repariert. WFP konnte bereits zwei Außenstellen im Irrawaddy-Delta aufbauen.