Einmal im Jahr rückt eine kleine Gemeinde in den USA in die Schlagzeilen: Murmeltier "Phil" gibt eine Wettervorhersage ab.
Einmal im Jahr wird Murmeltier "Phil" zum Weltstar und eine kleine amerikanische Gemeinde rückt in die Schlagzeilen. Am 2. Februar ist es wieder so weit. Dann ist "Groundhog Day", der Murmeltiertag, an dem Amerika und der Rest der Welt erfahren, wann der Frühling Einzug hält. In den vergangenen drei Jahren hatte der "Wetterfrosch mit Pelz" jeweils unerfreuliche Nachrichten: Sechs Wochen mehr Winterwetter sagte "Phil" voraus. Lag er richtig?
Phil liegt immer richtig
Beim "Groundhog-Club" löst schon diese
Frage helle Empörung aus. Nein, "Phil" liegt immer richtig, heißt es hier.
Kein Wunder, denn seine Voraussage ist nicht ortsgebunden. Irgendwo dauert
der Winter ganz bestimmt noch sechs Wochen.
Willkommen in Punxsutawney im US-Staat Pennsylvania
Wer den Namen
der 6.000-Seelen-Gemeinde aussprechen will, liegt mit "Panxatoni" ungefähr
richtig. Spätestens seit dem Filmhit "Und täglich grüßt das Murmeltier" von
1993, der auch in Europa zum Kinoschlager wurde, ist der Ort weit über die
USA hinaus ein Begriff. Im Mittelpunkt der Komödie steht ein ichbezogener
TV-Meteorologe (Bill Murray), der es leid ist, alle Jahre wieder für seine
Fernsehstation über den "Groundhog Day" aus Punxsutawney berichten zu
müssen. Zur Strafe bleibt für ihn die Zeit sozusagen stehen. Jeden Morgen
wacht er auf um zu erfahren, dass es wieder der 2. Februar ist, wieder der
"Murmeltier-Tag". Erst als sich der Egozentriker läutert und die wahren
Werte im Leben erkennt, bricht für ihn der 3. Februar an.
Zeremonie an Maria Lichtmess
Doch an den Tag danach mag in
Punxsutawney heute noch niemand denken. Durchschnittlich 30.000 Besucher
zieht es jedes Jahr an Maria Lichtmess zur Zeremonie mit "Phil" in den Ort,
genauer gesagt ins nahe gelegene Wäldchen Gobbler's Knob. Die Pilgerströme
setzen schon kurz nach Mitternacht ein, aber erst gegen 7.30 Uhr wird es
ernst. Dann rückt die Führungsspitze des "Groundhog-Clubs" an, 15 Männer in
Frack und Zylinder. Mit einem Stock schlägt der Zeremonienmeister beim
Sonnenaufgang an "Phils" Winterquartier, einen Baumstamm, weckt den haarigen
Kleinen und holt ihn heraus. Sieht "Phil" seinen eigenen Schatten, bedeutet
das sechs weitere Wochen Winterwetter. Sieht er ihn nicht, darf man auf ein
baldiges Frühlingslüftchen hoffen.
"Phils" Prognose wird feierlich verkündet, nachdem er sie dem jeweiligen Präsidenten des Führungszirkels zugemurmelt hat - wie könnte er auch anders. Nur der "Chef" persönlich - das ist zur Zeit Bill Cooper - kann die auf "Groundhogesisch", sprich auf Murmeltierisch, mitgeteilte Botschaft verstehen und übersetzt sie dann für alle Welt ins Englische.
Ursprung im 19. Jahrhundert
Die alljährliche Tradition an Maria
Lichtmess - ungefähr in der Mitte zwischen dem kalendarischen Winter- und
Frühlingsanfang - geht auf das 19. Jahrhundert zurück. Brauchtumsforscher
glauben, dass sie ihren Ursprung in Legenden amerikanischer Ureinwohner und
deutscher Siedler hat, die dann miteinander verschmolzen. Danach glaubte ein
seinerzeit in Punxsutawney lebender Indianerstamm, dass seine Vorfahren
Murmeltiere waren. Die christlichen Siedler wiederum brachten die "Weisheit"
mit, dass ein Murmeltier an Maria Lichtmess aus dem Winterschlag aufwacht
und sich wieder für weitere sechs Wochen in seinen Bau zurückzieht, wenn es
seinen Schatten sieht.
Wurde der "Groundhog Day" erstmals 1841 im Tagebuch eines Geschäftsbesitzers in Pennsylvania erwähnt, pilgerten die Menschen zum ersten Mal am 2. Februar 1887 offiziell nach Gobbler's Knob, um ihren "Punxsutawney Phil" zu wecken. So lange gibt es ihn schon, und das macht ihn stolze 120 Jahre alt. Zu verdanken hat "Phil" seine ungewöhnlich lange Lebensdauer - das Natur-Lexikon etwa räumt Murmeltieren nur bis zu 15 Jahre ein - einem nach einem Geheimrezept zusammengebrauten Lebenselixier. "Phil" schlürft das jeden Sommer und gewinnt damit jedes Mal sieben weitere Lebensjahre, wie der "Groundhog Club" auf seiner offiziellen Webseite verrät. Da verbietet es sich natürlich von vornherein zu fragen, wie viele "Phils" es mittlerweile gegeben