Turnsaal in Paris

Einigung im französischen Flüchtlingsdrama

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Flüchtingsvertreter und Innenministerium einigten sich: Nach sechs Wochen in einer Turnhalle ziehen 300 Einwanderer in Wohnheime.

Das Elend soll endlich ein Ende haben: Seit sechs Wochen kampieren fast dreihundert Flüchtlinge unter erbärmlichsten Umständen in einer Turnhalle am Stadtrand von Paris. Ihr baufälliges Elendsquartier in Cachan, wo sie bislang wohnten, war Mitte August evakuiert worden. Um ihrer Abschiebung zu entgehen weigerten sie sich, getrennt in andere Unterkünfte auszuweichen. In der Nacht zum Donnerstag einigten sich Flüchtlingsvertreter und das Innenministerium schließlich auf eine Lösung.

Aufteilung auf vier Einrichtungen
Demnach werden die Einwanderer, überwiegend Afrikaner, zwar auf vier Einrichtungen verteilt. Dort stehen sie jedoch unter dem Schutz der Menschenrechtsorganisation France Terre d'Asil, und die Anträge der Flüchtlinge ohne Papiere werden vom Innenministerium auf die Möglichkeit einer Aufenthaltsgenehmigung hin geprüft. Noch an diesem Wochenende könnte der Umzug beginnen. " Wir haben ein unwiderrufliches Abkommen geschlossen", sagte der Bürgermeister von Cachan, Jean-Yves Le Bouillonnec, am frühen Donnerstagmorgen.

Katastrophale Zustände
Die Lage in der Turnhalle hatte sich in den vergangenen Tagen und mit Anbruch des kühlen Herbstes zugespitzt. Bei einem Kind wurde Tuberkulose diagnostiziert, doch die Familie weigerte sich aus Furcht vor einer Ausweisung, ein Krankenhaus aufzusuchen. Sechs Flüchtlinge waren seit 44 Tagen im Hungerstreik und befanden sich in kritischem Zustand.

Flüchtlingsdrama löste große Konflikte aus
Das Drama hatte zu einem erbitterten Streit zwischen Innenminister Nicolas Sarkozy, Menschenrechtsgruppen und linken Parteien geführt. Sarkozy warf dem sozialistischen Bürgermeister Le Bouillonnec vor, die Lage der Flüchtlinge politisch ausnutzen zu wollen, da er ihnen die Turnhalle in seiner Kommune bereitgestellt hatte. Die PS bezeichnete den Innenminister daraufhin als " Lügner", da Le Bouillonnec lediglich die Vorgaben des Ministeriums umgesetzt habe. Schließlich schaltete sich Premierminister Dominique de Villepin am Mittwoch ein und forderte Sarkozy auf, rasch einen Ausweg zu finden.

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