Der Sterbehilfe-Fall in Italien erhitzt die Gemüter. Die Obduktion von Eluanas Leiche ergab: Tod durch Herzversagen. Die 38-Jährige starb früher als erwartet.
Aus der Obduktion der Leiche der italienischen Koma-Patientin, Eluana Englaro, geht hervor, dass die 38-Jährige am Montag an Herzversagen nach einer Krise gestorben sei, die in Folge der Dehydrierung des Körpers aufgetreten sei. Aus diesen ersten Resultaten schließen die Gesundheitsbehörden der Region Friaul-Julisch-Venetien vorerst aus, dass der Tod Eluanas "beschleunigt" worden sei. Der Koma-Patientin, die sich in einer Klinik in der nordöstlichen Stadt Udine befand, war auf Wunsch der Familie seit Freitag bzw. Samstag die künstliche Ernährung und die Hydrierung abgebrochen worden, die sie am Leben hielt.
Tod kam früher als erwartet
Der Tod Eluanas, deren Schicksal
Italien gespalten hat, trat früher ein als von den Ärzten erwartet. Diese
hatten vorausgesagt, dass die Patientin auch ohne Nahrung und Flüssigkeit
noch "12 bis 14 Tage" leben könne. Über die Hintergründe von Eluanas Tod
wird heftig diskutiert. Rund 500 Personen und Organisationen, darunter
mehrere katholische Verbände, reichten bei der Staatsanwaltschaft von Udine
ebenso viele Anzeigen gegen den Leiter des Ärzteteams, Amato De Monte, ein,
das Eluana in den Tod begleitet hat. Eluana lag nach einem Autounfall seit
17 Jahren im Koma. Die Familie Englaro hatte von dem italienischen
Höchstgericht im vergangenen November das Recht erhalten, die künstliche
Ernährung für die Frau einzustellen.
Auch in der italienischen Politik wütet der Streit um Eluanas Tod weiter. Der italienische Justizminister Angiolino Alfano sagte, dass die Frau wegen eines "Gerichtsentscheides" gestorben sei. "Eluana ist nicht wegen eines Autounfalls vor 17 Jahren, sondern wegen eines Gerichtsentscheides gestorben. Die Regierung hat alles getan, um ihr das Leben zu retten", so der Minister.
Berlusconi gibt Napolitano Mitschuld
Der italienische
Ministerpräsident Silvio Berlusconi hatte am Dienstag betont, er bedauere,
dass "die Initiative der Regierung zur Rettung eines Menschenlebens
verhindert worden ist". Damit gab er indirekt Staatspräsident Giorgio
Napolitano die Mitschuld für den Tod der Patientin. Das Staatsoberhaupt habe
die Unterschrift unter eine Eilverordnung der Regierung verweigert, mit der
das Kabinett die Ärzte zu lebenserhaltenden Maßnahmen zwingen wollte, warf
der Regierungschef dem Präsidenten vor.
Nach dem Tod Eluanas will die italienische Politik jetzt zügig die prinzipielle Rechtslage zur Sterbehilfe klären. Sozialminister Maurizio Sacconi ließ verlauten, dass der feste Willen vorhanden sei, sich rasch auf eine Gesetzgebung über die Patientenverfügung zu einigen. "Ich hoffe, dass der Senat dem Land ein klares Signal geben wird. Einen weiteren Fall Eluana darf man nicht mehr zulassen", sagte Sacconi.
Opposition übt scharfe Kritik
Die Opposition kritisierte
Regierungschef Berlusconi wegen seines Angriffes auf Staatspräsident
Napolitano. Berlusconis Verbalattacke laufe auf eine De-Legitimation der
Figur des Staatspräsidenten hinaus, kritisierte die oppositionelle PD
(Demokratische Partei, stärkste Oppositionspartei im italienischen
Parlament).
Eluana wird sehr wahrscheinlich in der friaulischen Ortschaft Paluzza beerdigt werden, aus der die Familie Englaro stammt. Der Ort liegt keine 20 Kilometer von der österreichischen Grenze (Plöckenpass) entfernt. Dort sind auch ihre Großeltern begraben. Die Familie erklärte, es werde keine Trauerzeremonie geben. Die Beerdigung werde im engsten Kreis der Familie erfolgen. Noch unklar ist, wann Eluana beerdigt werden soll.